25. März: Zum Fest der Verkündigung Mariens



„Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade; der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus“

Vortrefflichkeit des Ave Maria

Das Ave Maria ist so hoch, so erhaben, dass der selige Alanus glaubte, kein Geschöpf könne es verstehen, und nur Jesus Christus, geboren aus Maria der Jungfrau, könne es erklären. Es erhält seinen hohen Wert hauptsächlich von der Allerseligsten Jungfrau, an die es gerichtet war, vom Zweck der Menschwerdung des Wortes, zu welchem Zwec, es vom Himmel gesandt wurde, und vom Erzengel Gabriel, der es zuerst ausgesprochen hat.

Der Engelgruß faßt mit größter Kürze die ganze christliche Theologie über die Gottesmutter zusammen. Man findet darin das Lob und die Anrufung. Das Lob schließt alles in sich ein, was die wahre Größe Mariens ausmacht; die Anrufung enthält alles, um was wir sie bitten sollen und was wir von ihrer Güte für uns erwarten dürfen.

Die heiligste Dreifaltigkeit hat den ersten Teil geoffenbart („Gegrüßt seist du, voll der Gnade! Der Herr ist mit dir.“ - Lk. 1,28); die heilige Elisabeth hat, vom Heiligen Geiste erleuchtet, den zweiten Teil beigefügt („Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.“ – Lk. 1,42); und die Kirche fügte auf dem ersten Konzil von Ephesus im Jahre 431 den Schluß hinzu, nachdem sie die Irrlehre des Nestorius verurteilt und definiert hatte, dass die Allerseligste Jungfrau in Wahrheit Gottesgebärerin sei. Das Konzil verordnete, dass man die Allerseligste Jungfrau unter diesem glorreichen Titel mit folgenden Worten anrufe: Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Die Allerseligste Jungfrau war es, der dieser göttliche Gruß dargebracht wurde, um die größte und wichtigste Angelegenheit der Welt zu erledigen, die Menschwerdung des ewigen Wortes, die Versöhnung Gottes mit den Menschen und die Erlösung des Menschengeschlechtes. Der Gesandte diesere glücklichen Botschaft war der Erzengel Gabriel, einer der obersten Fürsten des himmlichen Hofes.

Der Engelsgruß enthält den Glauben und die Hoffnung der Patriarchen, Propheten und Apostel. Er ist die Ausdauer und Stärke der Märtyrer, die Wissenschaft der Gelehrten, die Beharrlichkeit der Bekenner und das Leben der Ordensleute. Er ist das neue Hohelided des Gesetzes der Gnade, die Freude der Engel und Menschen, der Schrecken und die Beschämung der Dämonen.

Durch das Ave Maria wurde Gott Mensch, eine Jungfrau Gottesmutter, wurden die Seelen der Gerechten aus der Vorhölle befreit, die Verluste des Himmels wiederhergestellt, die leeren Thronen besetzt, wurde die Sünde vergeben, die Gnade aufs neue geschenkt, wurden die Kranken geheilt, die Toten erweckt, die Verbannten zurückgerufen, wurde die allerheiligste Dreifaltigkeit besänftigt und die Menschen erhielten das ewige Leben. Endlich ist der Engelsgruß der Regenbogen, das Zeichen der Milde und Gnade, die Gott der Welt angedeihen ließ.

(Hl. Ludwig Grignion von Montfort, Der heilige Rosenkranz, Lins-Verlag, S. 53-54)