Die Ölbergandacht
von D. Simon Gräuter FSSP
Wie zu allen Zeiten im liturgischen Jahreskreis gibt es auch in der Fastenzeit eine besondere Frömmigkeitsübung, die auch heute noch vielerorts gepflegt wird. Wichtig ist bei jeglichen Frömmigkeitsübungen, dass sie von der katholischen Lehre gestützt und von der kirchlichen Hierarchie empfohlen werden. Denn ohne dieses Fundament entsteht ein Wildwuchs an Formen der Frömmigkeit, in denen man Gefahr läuft, nur noch sich selbst zu beweihräuchern, nicht aber das entsprechende Glaubensgeheimnis. Diese besondere Frömmigkeitsübung für die Fastenzeit ist weitläufig bekannt als Ölbergandacht oder Ölbergstunde, aber auch unter dem Namen Andacht von der Todesangst Christi oder als Heilige Stunde bekannt. Diese Andacht wird meist an Donnerstagen in der Fastenzeit, vor allem aber am Gründonnerstag gepflegt. Den Ursprung und das thematische Fundament finden wir vor allem in den neutestamentlichen Erzählungen von der Todesangst Christi im Garten Getsemani (Mt 26,36-46; Mk 14,32-42; Lk 22,39-46). Diese Andachtsübung geschieht zu Ehren des im Ölgarten Todesangst leidenden Erlösers.und sie besteht darin, dass man sich während der Dauer einer Stunde im Geiste in den Ölgarten, an die Seite des Heilands versetzt und sich in seine Todesangst versenkt, um dadurch seinem göttlichen Herzen jenen Trost zu bereiten, den ihm die schlafenden Jünger versagten und um Gott, den Vater, um Barmherzigkeit für die Sünder anzuflehen. Sie ist also ein Werk von doppeltem Verdienst: ein Werk des Mitleidens mit dem Erlöser und ein Werk der Sühne für die armen Sünder. Doch wie kam es überhaupt zu dieser Andacht am Ölberg? Bereits schon in frühchristlicher Zeit wurde dort, wo sich diese Szene abgespielt hat, nämlich auf dem Ölberg, ein Gedächtnis zu Ehren der Todesangst Christi, mit Prozessionen, Lesungen, Hymnen und Gebeten begangen. Schließlich kam aber erst im Mittelalter diese Frömmigkeitsform durch die Kreuzfahrer nach Europa. Der endgültige Durchbruch der wöchentlich am Donnerstag gehaltenen Ölbergandacht wurde durch die Visionsberichte der heiligen Mystikerin Margareta Maria Alacoque (1647-1690) eingeleitet. Durch sie fand dann eine weite Verbreitung, bis ins 21. Jahrhundert hinein, statt. Der göttliche Heiland selbst verlangte diese Andachtsübung von der heiligen Margareta Maria Alacoque, indem er ihr die Liebe seines göttlichen Herzens zu den Menschen in wunderbarer Weise offenbarte. "Jede Nacht vom Donnerstag auf den Freitag", sprach er zu ihr, "werde ich dich an der tiefen Traurigkeit teilnehmen lassen, die ich im Ölgarten empfinden wollte. Zu diesem Zweck sollst du dich jeden Donnerstag von 11 bis 12 Uhr nachts erheben und eine Stunde im Gebet mit mir verweilen, sowohl um den Zorn Gottes zu besänftigen und Barmherzigkeit für die Sünder zu erflehen, als auch um mich zu trösten über den Schmerz, den ich empfand, als ich mich von meinen Aposteln verlassen sah …" Ebenso wünschte sich der göttliche Heiland von der heiligen Margareta Maria während der Heiligen Stunde fünf Vater unser und Gegrüßet-seist-du-Maria mit fünf Akten der Anbetung zur Verehrung seines bitteren Leidens und für die Bekehrung der Sünder. Die Heilige Stunde kann nur an Donnerstagen gehalten werden. Am zweckmäßigsten verrichtet man sie am Donnerstagabend von 11 bis 12 Uhr, in jener Stunde, in der der Erlöser im Ölgarten Todesangst litt und Blut schwitzte. Doch ist es auch gestattet (durch Papst Gregor XVI.), diese Andachtsübung bereits von 2 Uhr nachmittags an vorzunehmen. Diese Andacht kann überall, an jedem passenden Ort gehalten werden, am besten in der Kirche vor dem Allerheiligsten Altarssakrament. So kommt es auch, dass die sakrale Kunst durch die mannigfachen Nachbauten der Szene am Ölberg, sowie innerhalb als auch außerhalb von Kirchengebäuden und Kapellen, ein sichtbares, künstlerisches Zeugnis hinterlassen hat. Quelle: „Der Canisiusbote“ (Saarlouis) – Rundbrief der Priesterbruderschaft St. Petrus für das Saarland – März 2016Helfen Sie uns mit einer Spende, die Andacht zu Muttergottes in Deutschland zu verbreiten.
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