Ägypten: Bischof von Minya: Unter dem Vorwand eines „koptischen Komplotts“ werden Islamisten weitere Übergriffe auf Christen rechtfertigen
(Fidesdienst) – Die westlichen Regierungen haben „die tatsächliche
Rückkehr des politischen Islam unter der ägyptischen Bevölkerung
überbewertet“ und sind „angesichts der neuen Szenarien nach der
Revolution vom 30. Juni unvorbereitet und sprachlos“, während Islamisten
„die Rolle der Christen bei den Aufständen nach allen Regeln der Kunst
hervorheben und damit weitere Übergriffe auf diese in Zukunft
rechtfertigen werden“, so der ägyptische Bischof Botros Fahim Awad Hanna
von Minya zum Fidesdienst zu seinen Eindrücken zur derzeit schwierigen
Lage des nordafrikanischen Landes. In den vergangenen Tagen hatten
Blogger, die den Muslimbrüdern nahe stehen, die neue Regierung nach dem
Sturz von Präsident Mursi als „Militärrepublik unter Tawadros“
bezeichnet, womit der koptisch orthodoxe Patriarch Tawadros II. und
dessen Kirche als Urheber der Volksaufstände dargestellt werden, die zum
Sturz der islamistischen Regierung führten. „Es ist offensichtlich“, so
Bischof Hanna, „dass die Muslimbrüder ihr politisches Scheitern mit der
Theorie des ‚christlichen Komplotts’ erklären.
Wenn sie die Rolle der
Christen beim Zusammenbruch des islamistischen Regimes hervorheben, dann
werden sie damit auch künftige terroristische Anschläge gegen diese
rechtfertigen können. Es gibt Pläne für weitere Übergriffen auf Kirchen,
Priester und Ordensleute, die verwirklicht werden können, wenn auf den
Plätzen und in den Stadtvierteln in den Hochburgen der Muslimbrüder die
Sicherheitskräfte abgezogen werden“.
Unterdessen bestätigt der koptische
Bischof die Eilnahme der Christen an den Aufständen gegen Mursi: „Man
kann gewiss nicht von einer ‚christlichen Revolution’ sprechen. In ganz
Ägypten haben mindestens 30 Millionen Menschen demonstriert und in ganz
Ägypten gibt es nur 10 Millionen Christen. Aber unter den Demonstranten
waren auch viele Christen. Die so genannte Revolution des 30. Juni fand
am Sonntag statt. Die jungen Menschen trafen sich vor den Kirchen. Ich
glaube, dass die Ereignisse auch auf geheimnisvolle Weise mit dem Gebet
der Christen zusammenhängen, mit dessen Kraft es auch gelingt,
politische uns soziale Umstände zu verändern. Das ägyptische Volk, dass
eine besondere religiöse Sensibilität besitzt, hat dies gespürt.“
Im
Westen wird hingegen deutlich, dass die europäischen und
nordamerikanischen Diplomaten, die Situation nicht richtig analysiert
haben: „Die US-amerikanische Botschafterin“, so der Bischof zum
Fidesdienst, „schrieb in ihren Berichten weiterhin, dass die
Muslimbrüder, die einzige Kraft ist, die von der Bevölkerung unterstützt
wird. Man hob den politischen Islam hervor, ohne zu berücksichtigen,
dass die Islamisten die Wahl nur gewonnen hatten, weil sie ihre Stimme
nicht den Vertretern des alten Regimes geben wollten und diese als
geringeres Übel betrachteten. Doch sie haben uns in einen Tunnel
zurückgeführt, wo das Licht von Tag zu Tag weniger wurde. Und an einem
gewissen Punkt, war die Geduld der Ägypter zu Ende“.
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