Bernhard Lehner (24. Januar)
Im russischen Uralgebirge sehnt sich ein deutscher Soldat jahrelang nach seiner Familie daheim. Wie oft aber auch ein Transport das Kriegsgefangenenlager verlässt, er ist nie unter den glücklichen Heimkehrern. Wieder ist eines Tages eine Entlassung ohne ihn fällig. Missmutig begibt sich der Enttäuschte an seine Arbeitsstätte im Wald. Auf halben Weg begegnet ihm ein vierzehnjähriger Bub und redet ihn mitten in Russland auf deutsch an. „Du“ , sagt er, „kehr gleich um, du darfst heute noch heimkehren. Lauf aber schnell, damit du recht kommst.“ Verdutzt schaut der Soldat den Buben an, der ihn erneut drängt mit den Worten: „Lauf, lauf, sonst ist es zu spät.“ Da läuft der Kriegsgefangene, und bei der Ankunft im Lager sagt ihm der russische Kommandant: „Weil einer der Heimkehrer transportunfähig ist, darfst du heim. Eil dich!“ Wie der Mann dann daheim ankommt, gibt es bei den Seinen ein großes Erstaunen, und man erzählt ihm, dass gerade an diesem Tag eine Neuntageandacht für ihn beendet worden sei. Bernhard Lehner, der um Hilfe angerufen worden sei, habe wieder einmal geholfen. Da fragt ahnungslos der Heimgekehrte, wer denn Bernhard Lehner sei. „Hier sein Bild“, sagten seine Angehörigen und hielten ihm ein Foto hin, „Aber nein“, rief der Heimkehrer erregt aus, „das ist ja der Bub, der mir im Ural begegnete und der mich ins Lager zurückschickte.“ Solche Geschichten gibt es von Bernard Lehner viele. Seiner Fürbitte werden Heilungen zugeschrieben, die wie Wunder sind, und Gebetserhörungen in hunderterlei Anliegen werden vor allen Seiten gemeldet, so daß man glauben konnte, Bernhard Lehner sei ein neuer Heiliger im Himmel. Wer aber ist nun Bernhard Lehner? Im Schott ist unter dem heutigen Datum das Nachfest der Unschuldigen Kinder angezeigt, und genau an diesem Tag wurde im Jahre 1930 Bernhard Lehner als Schreinersohn zu Herrngiersdorf in Regensburg in Bayern geboren. Da die Mutter zur Zeit, als sie das Kindlein unter dem Herzen trug, große Sorgen hatte, wallfahrtete sie zum Gnadenbild nach Altötting und weihte ihr Jüngstes schon vor der Geburt der lieben Mutter Gottes. Bernhard Lehner besuchte fünf Jahre lang die heimatliche Volksschule, und weil er Priester werden wollte, kam er elfjährig nach Regensburg in das Bischöfliche Erziehungsheim, von dem aus er zwei Jahre lang bis zu seinem frühen Tod die höhere Schule besuchte. Bernhard war ein fröhlicher Bub, er lachte oft und viel. Als geübter Fußballspieler war er geschätzt, und auf Schlittschuhen und Skiern zeigte er sich als Meister. Auch im Boxen tat er mit. Im Turnen hat er einmal als Auszeichnung eine Silbernadel erhalten. Von dieser Seite her ist also alles in Ordnung. Wie alle Buben liebte er den Sport. Den Mitschülern gegenüber benahm er sich als rein „netter Kerl“, wie sich nachher einer geäußert hat. Stets war er zu jedem Dienst bereit, lieh gern seine Sachen aus, Bücher, Hefte, Bleistifte, sogar die Kleider vom Leib. Es war keiner unter seinen Kameraden, die ihn nicht gern hatte, und das will etwas heißen. Auch fleißig war er. Das Lernen fiel ihm nicht leicht, aber von Mal zu Mal wurden die Zeugnisse besser. Ein ausgeprägter Büffler war er trotzdem nicht, und sicher kein Streber, wohl aber ein gewissenhafter Schüler, der mit Eifer auch in der Freizeit lernte und dem es nie einerlei war, ob er mitkam oder sitzenblieb. Seine Verehrung galt vorzugsweise dem lieben Heiland, seinem Kreuz und seinem Herzen, dann aber der lieben Mutter Gottes. Oft und gern und auch ganz für sich allein hat er den Rosenkranz gebetet, doch in allem waren Maß und Zucht. Nichts ließ darauf schließen, dass er mehr war als andere. Ende 1943 erkrankte er an Diphtherie und starb nach sieben Wochen am 24. Januar 1944. Es war ein schlichter Tod, und doch muss er ganz groß gewesen sein in den Augen Gottes. Denn er schied von dieser Welt ohne jede Furcht und voll strahlender Freude im Ausblick auf den Himmel. Und die merkwürdigen Zeichen, die auf seine Fürbitte hin geschehen, deuten an, dass Gott etwas Besonderes mit Bernhard Lehner vorhat. Vielleicht will er ihn von der Kirche als Heiligen erklären lassen, um dadurch zu zeigen, daß auch ein vierzehnjähriger Bub bis an den Thron des Allerhöchsten emporsteigen kann, wenn er das, was man täglich von ihm verlangt, recht tut und wenn es aus Liebe zum Vater im Himmel geschieht.
Quelle: Kinder und Haus Legende – die Heiligen im Messbuch der Kirche – P. Robert Quardt SCJ Verlag Herder – Freiburg im Breisgau, 1953.
Bild: Joachim Schäfer - Ökumenisches Heiligenlexikon.
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