„Beten Sie viel für mich!“

Beginn der abendlichen Lichterprozession in Fatima


Es war während einer Wallfahrt in Fatima. Die Mutter Direktorin der Dienerinnen Unserer Lieben Frau betete vor dem Gnadenbild. Da näherte sich ihr ein junges Mädchen in eleganter Kleidung und flüsterte ihr ins Ohr:
„Beten sie viel für mich!“
„Gern, Fräulein“ - und sie begann den Rosenkranz zu beten. Eine Stunde später begegnete sie der jungen Dame in der Menge und fragte sie scherzend:
„Wollen Sie, dass ich noch für sie bete?“
„O gewiss, gewiss! . . . Ich weiß nicht, was mit mir ist . . . Hätten Sie wohl Geduld, mich anzuhören? Ich habe wirklich nötig mich auszusprechen.“
„Kommen sie mit mir!“
Sie führte das junge Mädchen in ein Zimmer im Krankenhaus und erfuhr, dass es 22 Jahre zählte. In der Kindheit hatte es von Großmutter ein paar Gebetlein gelernt, seither jedoch keinerlei religiöse Unterweisung empfangen. Sie hatte niemals gebeichtet, niemals religiöse Übungen kennengelernt.
Nach Fátima war sie nur aus Neugierde gekommen, weil sie davon gehört hatte. Doch von dem Augenblick an, da sie das Heiligtum betreten, fühlte sie sich ganz verwirrt; sie müsse sich Luft machen, es drücke ihr einfach das Herz ab. Sie möchte . . . sie wisse selbst nicht, was sie möchte . . .
„Aber ich weiß es, Fräulein. Sie sollten beichten.“
„Sie haben recht; das wird es sein. Aber ich weiß ja nicht, wie man das macht.“
„Das ist sehr leicht; ich werde sie unterrichten.“

Es war zehn Uhr abends. Draußen begann eben die Lichterprozession und die nächtliche Anbetung. Um fünf Uhr morgens, sieben Stunden später, war die Unterweisung noch nicht beendet, denn das junge Mädchen konnte gar nicht genug vom Lichte der Glaubenswahrheiten in sich aufnehmen; sie spürte keine Müdigkeit, sie hätte ihrer Lehrerin gern noch 24 Stunden lang gelauscht.

Mit großem Eifer bereitete sie sich auf ihrer erste Beichte und Kommunion vor. Eine nie gekannte Glückseligkeit durchflutete ihre Seele. Ganz verklärt verbrachte sie den ganzen Tag im Heiligtum und „folgte der Mutter Direktorin auf Schritt und Tritt wie ein Lämmlein“. Sie stand noch längere Zeit in Briefwechsel mit der Schwester, der sie so viel verdankte, und berichtete ihr regelmäßig über ihre Fortschritte und ihre guten Vorsätze...

Quelle: Maria spricht zur Welt – Geheimnis und Weltgeschichtliche Sendung Fatimas – P. Prof. Dr. L. Gonzaga da Fonseca – Tyrolia-Verlag – Innsbruck – Wien – München