Bischof Augustinus Egger – I
Eine
Stimme aus dem Grabe
Folgenden rührenden
Brief hat der hochselige Bischof Augustinus Egger, der edle Bischof von St.
Gallen, + 1906, seinen Priestern und seiner Diözese hinterlasse. Er wurde am
Beisetzungstag von der Kanzel verlesen. Er enthält so überaus herrliche und
eindringliche Mahnungen an alle, dass ich ihn den Lesern nicht
vorenthalten kann.
Der
letzte Erlass des unvergesslichen Oberhirten lautet:
Hochwürdige Mitbrüder!
Ihr vernehmet in
diesen Worten eine Stimme as dem Grabe, und die Worte eines Toten sind beredt
auch ohne Beredsamkeit. „Vanitas vanitatum! Eitelkeit der Eitelkeiten!“ Ich bin
der erste unter Euch gewesen; aber was hatte ich und was habe ich davon? Mein Leben
war eine Kette von Sorgen und Mühen, und je höher ich stieg, desto drückender
wurde diese Kette, und mit ihr stieg auch der Ernst der Verantwortung.
Gott weiß, wie oft
ich die Inhaber der bescheidenen Stellen um ihr Glück beneidet habe. Wäre meine
Stellung auch ein Glück gewesen, es war ein kurzes, und es ist mir davon nichts
geblieben als die Verantwortung und das, was ihr alle auf der geringsten Pfründe
ebenso gut erwerben könnt, die Verdienste des durch die gute Meinung
geheiligten Lebens, Wirkens und Leidens. Wenn Ihr Eure irdischen Wünsche danach
bemesset, so werdet ihr in jeder Stellung zufrieden sein können.
(Fortsetzung
in Bischof Augustinus Egger – II)
Quelle: Sonne Dich – P. Max Dudle SJ – Hrsg.:
DVCK e. V., Frankfurt am Main
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