Blumen für Jesus

Fronleichnam Köln-Niehl 1949

Anlässlich de Fronleichnamsfestes wurde Lucia einmal ausgewählt, als „Engel“ gekleidet vor dem Baldachin zu gehen und Jesus im allerheiligsten Sakrament Blumen zu streuen.
Als Jacinta das erfuhr, bat sie sie Cousine, ihr die gleiche Gunst zu erwirken.

Fronleichnam Köln-Klettenberg 1955
„Ich möchte auch gern Jesus Blumen streuen.“

Es war nicht schwer, die Erfüllung ihres Wunsches zu erreichen. Nun wurde geprobt. Die Lehrerin erklärte, wie an dem Jesuskinde Blumen streuen müsse.

„Und werden wir das Jesuskind sehen?“ fragte Jacinta.
„Gewiss, der Herr Prior trägt es.“

Die Kleine machte einen Freudensprung nach dem andern und fragte unzählige Male, ob es noch lange dauere bis zum Fronleichnamsfest.
Endlich kam der ersehnte Tag, und die zwei Mädchen schritten in goldglänzenden Kleidern vor dem Baldachin, jedes ein Körbchen mit Blumen in der Hand.
An den dafür bestimmten Plätzen streute Lucia ihre Blumen und bedeutete Jacinta, es ebenso zu machen. Doch die hatte ihre schönen Augen auf den Herrn Prior gerichtet und schien nichts anderes zu sehen. Am Ende der Prozession war ihr Körbchen noch unberührt.

„Warum hast du denn Jesus keine Blumen gestreut?“
„Weil ich ihn nicht gesehen habe.“

Als sie die Kirche verlassen hatten, fragte sie Lucia: „Und du hast das Jesuskind gesehen?“
„Nein! Weißt du denn nicht, dass man das Jesuskind in der Hostie nicht sieht? Es ist verborgen. Wir empfangen es so in der heiligen Kommunion.“

„Und sprichst du mit ihm, wenn du kommunizierst?“
„Sicher!“
„Und warum siehst du es nicht?“
„Weil es verborgen ist.“

„Und wie ist es möglich, dass so viele Leute gleichzeitig das verborgene Jesuskind empfangen? Da bekommt wohl jeder nur ein Stücklein von ihm?“

„Aber nein; siehst du nicht, dass so viele Hostien sind? In jeder von ihnen ist ein Jesuskind verborgen.“

Mancher Theologe hätte über Lucias damaliges dogmatisches Wissen gelächelt, doch Jesus blickte mit göttlichen Wohlgefallen auf sie . . .

Jacinta fuhr fort: „Ich will die Mutter bitten, dass sie mich zur Erstkommunion gehen lässt.“

„Oh, der Herr Prior wird sie dir nicht geben, bevor du zehn Jahre alt bist.“

„Aber du bist ja auch noch nicht zehn und hast sie schon empfangen.“

„Weil ich den Katechismus gut kannte, und ihr kennt ihn noch nicht.“

Da baten die zwei Kleinen die Cousine, ihnen Katechismus Unterricht zu geben; und sie machten sich mit solcher Begeisterung ans Lernen, dass sie ganz aufs Spielen vergaßen. In wenigen Tagen wussten sie alles, was ihnen die kleine Lehrerin sagen konnte.

„Wir wollen noch mehr lernen; was du uns gesagt hast, wissen wir jetzt schon . . .“

Und immer wieder musste Lucia vom verborgenen Jesuskind erzählen.


Quelle: Maria Spricht zur Welt – Geheimnisse und Weltgeschichtliche Sendung Fatimas – L. Gonzaga da Fonseca – Tyrolia-Verlag – Innsbruck, Wien, München