Das Bittgebet
Bezeichnungen für die Bitte sind im Neuen Testament vielfältig: bitten, ersuchen, flehen, anrufen, schreien, laut schreien, ja sogar „im Gebet kämpfen“. Der gebräuchlichste und naheliegendste Ausdruck ist jedoch „bitten“. Im Bittgebet spricht sich das Bewusstsein zu Gott aus. Wir sind Geschöpfe und darum weder unser eigener Ursprung, noch Herr über unsere Lage und sind auch nicht unser letztes Ziel. Als Sünder wissen wir Christen aber auch, dass wir uns immer wieder von unserem Vater abwenden. Die Bitte ist schon eine Rückkehr zu Gott. Das Neue Testament enthält kaum Klagegebete, wie sie im Alten Testament häufig vorkommen. Im auferstandenen Christus ist das Gebet der Kirche von Hoffnung getragen, auch wenn wir noch warten und uns Tag für Tag bekehren müssen. Das christliche Bitten entspringt einer größeren Tiefe. Der hl. Paulus nennt diesen Ursprungsort des Bittens Seufzen und meint damit die Schöpfung, die „seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8,22). Er meint auch uns, denn wir „seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden. Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung“ (Röm 8,23-24). Der hl. Paulus meint schließlich den Heiligen Geist, der für uns eintritt „mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können“. Auf diese Weise nimmt sich „der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen“ (Röm 8,26). Die Bitte um Vergebung ist die erste Regung des Bittgebetes. Sie findet sich etwa im Gebet des Zöllners: „Gott, sei mir Sünder Gnädig!“ (Lk 18.13). Sie ist die Voraussetzung zum rechtschaffenen und lauteren Beten. Vertrauensvolle Demut stellt uns wieder in das Licht der Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus und damit in die Gemeinschaft unter uns Menschen. Dann „empfangen wir von ihm“ all das, „was wir erbitten“ (1 Joh 3,22). Die Bitte der Vergebung muss der Eucharistiefeier und dem persönlichen Gebet vorausgehen. Gemäß der Lehre Jesu stehen im Mittelpunkt des Christlichen Bittens das Verlangen und die Suche nach dem Reich Gottes. Dabei gibt es eine Rangordnung der Bitten: Zuerst erbitten wir das Reich und dann alles, was uns notwendig ist, um es aufzunehmen und an seinem Kommen mitzuarbeiten. Dieses Mitwirken an der Sendung Christi und des Heiligen Geistes, die nun die Sendung der Kirche ist, ist Gegenstand des Betens der apostolischen Gemeinde. Das Gebet des Apostels Paulus zeigt uns, wie die göttliche Sorge um alle Kirchen das christliche Gebet beseelen soll. Durch das Gebet arbeitet jeder Getaufte am Kommen des Reichs Gottes mit. Wer so an der rettenden Liebe Gottes teilnimmt, begreift, dass jedes Bedürfnis Gegenstand des Bittens werden kann. Christus, der alles angenommen hat, um alles zu erlösen, wird durch die Bitten, die wir in seinem Namen dem Vater darbringen, verherrlicht. Mit dieser Zuversicht ermahnen uns Jakobus und Paulus, jederzeit zu beten. Quelle: Bittgebet – Kathechismus der Katholischen Kirche – Oldenbourg – Benno – Paulusverlag – Veritas – (Nr. 2629-2633)Helfen Sie uns mit einer Spende, die Andacht zu Muttergottes in Deutschland zu verbreiten.
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