Das große Wunder – Fátima


Wie wunderbar die Madonna von Fátima ihre erhabene Mission erfüllt, zeigte sich bisher nirgends offensichtlicher und eindrucksvoller als in der tiefgehenden Veränderung, die mit Portugal vorgegangen ist. Ohne Zweifel ist dies das größte aller Wunder, das unsere Liebe Frau von Fátima wirkte.

Eigenartige Vorzeichen

Am 26. Mai 1911, sechseinhalb Monate nach der Revolution, durch die Portugal eine neue Regierungsform gegeben wurde, sprach der Urheber des Gesetzes über die Trennung von Kirche und Staat in einer Generalversammlung der Freimaurer in Gegenwart von Vertretern der französischen Loge die Worte aus: „Durch dieses Gesetz wir nach zwei Generationen der Katholizismus in Portugal vollständig beseitigt sein und mit ihm die Hauptursache der unglücklichen Lage,in der sich das Land befindet.“
Und um dem Gesetz diese Wirkung, seiner Prophezeiung Erfüllung zu sichern, setzte eine schwere Verfolgung der Katholischen Kirche ein; ihre Anhänger hatten Verbannung und Kerker, Bedrückungen aller Art zu erdulden. Das Elend erreichte einen solchen Grad, dass ein alter Republikaner, Guerra Junqueiro, der zwar ungläubig war, aber doch die Schäden erkannte, die dem Lande zugefügt wurden, den Urheber jenes Gesetzes „den größten Staatsverbrecher nannte. Der Himmel nahm den Fehdehandschuh auf; siehe nun die Antwort.

Dreißig Jahre nachher:
Der Kongress der Katholischen Jugend

Dreißig Jahre später, da die zweite Generation auf den Plan tritt, die nach der Absicht jener Staatsmänner den Katholizismus nicht einmal hätte kennen sollen, hält die katholische Jugend in Lissabon mit unbeschreiblicher Begeisterung ihre Kongresse. Die weibliche Jugend entschloss sich, die Madonna von Fátima zur vorsitzenden ihres Kongresses (9. bis 12. April 1942) zu wählen.
Wir greifen zurück auf das Jahr 1942, wo ganz Portugal seine innere und äußere Konversion in nie dagewesenen Feierlichkeiten bekundete. Es war das Silberne Gedächtnisjahr der Erscheinungen in Fátima. Während die ganze Welt im blutigsten Ringen lag und besonders Europa ein einziges Tal des Todes und des Jammers war, vermochte Portugal, die Insel des Friedens und der Freiheit, Freudenfeste zu Feiern, an denen das ganze Volk aus innerstem und dankbarstem Herzen teilnahm.
Die Nationalen Festlichkeiten wurden in Lissabon, der Hauptstadt des Landes, begangen und währten vom 9. bis 12. April 1942. Zur Erhöhung des Festes wurde am 7. April die Gnadenstatue Unserer Lieben Frau in einem Auto der „Portugiesischen Legion“ aus der Cova da Iria abgeholt und nach Lissabon übergeführt. Die Fahrt über die 190 km. Lange Stecke war ein ununterbrochener Triumphzug.
Die Straße glich einem Blumenteppich. Die Bewohner der ganzen Gegend in einem Umkreis von 15 bis 20 Kilometern bildeten auf den Knien Spalier. In den Städten wurde es überdies von den Vertretern der kirchlichen, zivilen und militärischen Behörden begrüßt. Das Auto kam nur ganz langsam vorwärts und musste unzählige Male anhalten, weil alle die Himmelskönigin sehen und grüßen, bitten und verehren wollten.
In vielen dieser Orte hatten die Freidenker, deren Hochburg Lissabon war, jahrelang ihre antichristliche Propaganda entfaltet. Und nun lagen diese Menschen vor der Gottesmutter auf den Knien.
Am 8. April gegen Abend traf die Statue in Lissabon ein. Seit vielen Stunden wartete auf dem Campo Grande eine riesige Menschenmenge auf die Ankunft des hohen Gastes. Als die Statue erschien, „wurde ganz Lissabon von tiefster Ergriffenheit überwältigt; alle fielen auf die Knie, der heiligsten Jungfrau zu Füßen, ihr zujubelnd, weinend und betend“. Es war ein unbeschreibliches Schauspiel. Mitten durch die Volksmenge trug man die Gebenedeite zu der neuen Kirche, die der Madonna von Fátima geweiht ist. Hier verblieb sie vier Tage und nahm die Huldigung einer halben Million ihrer Kinder entgegen . . .
Die Sitzungen des Kongresses verliefen in einem Geiste der Frömmigkeit und des Apostolischen Eifers, wie man ihn bisher noch nie gesehen hatte. Beider Messe für die gesamte Jugend auf dem Platze des Imperiums wurden 15.000 Kommunionen bloß an Jugendliche ausgeteilt. Unvergesslich wird allen Teilnehmern auch die Nacht vom 12. zum 13. April bleiben.
„Dieses Datum“, schreibt Don Martinez Grande, ein spanischer Priester, in seinem „Una emociòn indeleble“, „sollte man allerorts in Marmor eingraben, damit es den kommenden Generationen vom Glauben der Ahnen künde. Viele Kilometer Fläche waren von der dichtgedrängten Volksmasse bedeckt. Waren es 500.000, 600.000? . . . Die Zählung einer so ungeheuren Menge ist unmöglich. Die ganze Stadt war hier versammelt und dazu noch Tausende, die von auswärts gekommen waren. Ihr Gebetsflüstern klang wie das Rauschen des Meeres . . . Als dann die heiligste Jungfrau durch die reihen getragen wurde, brach ein unbeschreiblicher Jubel los . . . Bitten, Händeklatschen, Lieder, Schluchzen, Tränen der Freude, der Liebe, der Reue in aller Augen: in den Augen der Gläubigen und der Neugierigen. Nicht in jenen der Ungläubigen, denn dort gab es keinen mehr . . . Die Fackelprozession, die um zehn Uhr abends begann, kehrte um vier Uhr morgens in die Kirche zurück. Doch die Menge zerstreute sich noch nicht. Die Madonna von Fátima sollte um fünf Uhr morgens die Hauptstadt verlassen, und ganz Lissabon wollte sie noch sehen, ihrem letzten Segen empfangen, ihr einen letzten Gruß senden“.
„Diese Glaubenskundgebung kann als das wunderbarste und eindrucksvollste religiöse Schauspiel bezeichnet werden, das die Geschichte Portugals kennt. Nach dem, was wir gesehen haben, und nach dem, was wir aus unserer Geschichte wissen, glauben wir, dass es so sei.“

Quelle: Maria spricht zur Welt – Geheimnis und Weltgeschichtliche Sendung Fátimas - L.Gonzaga da Fonseca – Tyrolia-Verlag – Innsbruck – Wien – München