Das heilige Haus von Loreto

Loreto, der bekannteste marianische Wallfahrtsort in Italien, verdankt seinen Ruhm dem von einer Basilika umschlossenen „Heiligen Haus“. Nach einer Legende aus dem fünfzehnten Jahrhundert soll das Wohnhaus der hl. Familie zu Nazareth im Jahre 1291 von Engelshänden zunächst nach Trsat (Tersat) in Dalmatien und 1295 nach Loreto übertragen worden sein. Die Basilika die heute das Heilige Haus umschließt, stammt aus dem Jahren 1468 bis 1487. Die großen Seitenkapellen gehören verschiedenen Nationen. Die deutsche Kapelle ist von Ludwig Seitz ausgemalt. (Bild unten)
Der Name Domus lauretana, den das Heilige Haus erhielt, stammt entweder von lauretum (Lorbeerhain) oder von Laureta, dem Namen der Grundbesitzerin, der jener Platz gehört haben soll, auf dem sich die Casa Santa niederließ. Aus den Anrufungen, mit denen Maria de Loreto allabendlich begrüßt wurde entstand die weltbekannte „Lauretanische Litanei“. Auf dem Altar der Basilika steht das berühmte Marienbild, das sicher eines der ältesten Marienbilder darstellt. Das vom Altar dunkel gewordene Bild gilt als eine sogenannte „Schwarze Madonna“. Seit Jahrhunderten ist sie mit einem Prunkgewand bekleidet. Mutter und Kind tragen Kronen auf dem Haupt. Ein kleinerer Raum hinter dem Altar wird als die „Küche der Muttergottes“ bezeichnet. Hier befindet sich der Herd, auf dem Maria die Speisen bereitet haben soll. Unter dem Gnadenaltar befindet sich ein Stein, auf dem der Legende nach der hl. Petrus in Nazareth die erste hl. Messe gefeiert haben soll. Rings um das Heilige Haus laufen zwei Stufen, neben denen zwei Tiefe Rinnen eingegraben sind, die davon herrühren, dass Millionen von Pilgern die hierher kommen, das Heilige Haus auf den Knien zu umkreisen pflegen. 1797 wurde das Gnadenbild durch die französischen Revolutionstruppen nach Frankreich entführt und Loreto nahezu vollständig ausgeplündert. Das Bild blieb aber nicht lange in Frankreich, sondern wurde auf Befehl Napoleons Papst Pius VII. zurückgegeben, der es 1802 wieder in Loreto feierlich aufstellen ließ. Ob es sich bei dem Heiligen Haus von Loreto tatsächlich um das Häuschen der Heiligen Familie von Nazareth handelt, ist eigentlich unwesentlich. Entscheidend ist die Gesinnung, die die gläubigen Scharen immer wieder nach Loreto führte und heute noch führt. Der Zustrom der Wallfahrer war so stark und die Verehrung der Gottesmutter von Loreto so lebendig, dass sie zu einer eigenen liturgischen Festfeier drängten, die bereit 1632 erwähnt wird und später auf ganz Italien ausgedehnt wurde. (AdR: Im Oktober 2019 setzte Papst Franziskus das Fest auf den 10 Dezember für die Weltkirche ein) Ein türkischer Pascha, der krank daniederlag und sich auf den Rat eines Christlichen Sklaven 1552 nach Loreto verlobte, erhielt die Gesundheit. Auch Pius IX. verlobte sich in seiner Jugend 1816 nach Löreto, damit er von der Fallsucht befreit würde, die ihn hinderte Priester zu werden. Die französischen Philosophen Descartes und Montaigne und der italienische Dichter Torquato Tasso pilgerten nach Löreto. Der gelehrte Justus Lipsius opferte aus Dankbarkeit für seine Rückkehr in die Katholische Kirche eine goldene Schreibfeder. Die Mannschaft des Schiffes von Christoph Columbus, mit dem dieser die neue Welt entdeckt hatte, verlobte sich auf der Rückfahrt von Amerika hierher und führte das Gelübde an 14. Februar 1493 aus. Hunderttausende pilgerten seit Jahrhunderte zu der Stätte, wo nach den frommen Glauben „das Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat“, und flehen Maria um ihren Segen und um ihre Hilfe an. Quelle: Maria wir rufen zu dir – Alphons Maria Rathgeber – Verlag Albert Pröpster Kempten - Allgäu