Das Kreuzzeichen

Herr, so oft mache ich das Kreuzzeichen, seinen tiefen Sinn habe ich jedoch noch immer nicht erfasst. Ich habe noch nicht genug erkannt, dass ich mich nicht mit einem Verkleinerungszeichen, einem „Minus“, sondern mit einem „Plus“ bezeichnet, einem Zeichen des Hinzuzählens. Ja, ich werde nicht weniger, verkleinere mich nicht wenn ich dein Jünger bin, und verliere nichts in deiner Nachfolge. Im Gegenteil: ich füge meinem menschlichen Bemühen einen unendlichen Wert hinzu, deine Erlösung und deine Gnade. Es kommt mir so vor, als sprenge ich die engen Grenzen meines Selbst und wüchse durch dieses Zeichen über mich hinaus. Das Querholz des Kreuzes, das ich in der Waagerechten von Schulter zu Schulter zeichne, will sich weit ausstrecken und die ganze Welt umfassen. Das Längsholz von der Stirn zur Brust scheint Himmel und Erde zu verknüpfen. Herr, wie schlicht stellt dieses Zeichen meine Aufgabe dar: Die ganze Welt erobern – und mich zuerst – alles durch dich mit Gott zu verbinden. Die ganze Schöpfung um dich versammeln, damit du sie dem Vater darbringen kannst. Ich fühle mich gestärkt, wenn ich mich bekreuzige. In Zukunft will ich es ehrfürchtiger tun. Ich will Stirne, Brust und Schultern so bezeichnen, dass meine Gedanken, Wünsche und Werke wirklich ganz dir geweiht seien. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Quelle: Jugend vor Gott – Gedanken und Gebete – P. Alfonso Pereira S. J. - Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer