Das menschliche Herz und das göttliche Herz



Herz und Liebe: - Papst Pius XII. hat in seiner 1956 veröffentlichten Herz-Jesu-Enzyklika „Haurietis aquas“ erklärt, dass es sich bei der Herz-Jesu-Verehrung zunächst um das leibliche Herz Jesu handle; denn dieses Herz wurde am Kreuz verwundet und durchbohrt. Dieses Herz ist ein „lebendiger, zeichenhafter Hinweis auf die Liebe des göttlichen Erlösers“.

Der hl. Apostel Johannes sagt kurz: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh. 4, 16). Damit ist ausgedrückt, dass mit der „Liebe“ und mit dem Wort „Herz“ die innerste Personenmitte Christi gemeint ist, d. h. die ganze gottmenschliche Person Christi mit der abgrundtiefen Liebe zum Vater und zu den Menschen. Dieses Herz Christi ist ein menschliches und zugleich ein göttliches Herz.

In der Andacht zum heiligsten Herzen Jesu sind zwei wesentliche Bestandteile zu unterscheiden. Etwas Sinnfälliges, d. i. das menschliche Herz und etwas Geistiges, d. i. die durch das Herz symbolisierte Liebe des menschgewordenen Wortes zu Gott und zu den Menschen. Diese zwei Elemente vereinigen sich zu einem, wie auch das Zeichen und das Bezeichnete ein und dasselbe sind. Nun ist zwar die durch das Herz Jesu bezeichnete Liebe zweifellos menschliche Liebe, aber auch wirklich göttliche Liebe, denn in Jesus sind die göttlichen und menschlichen Tätigkeiten untrennbar vereinigt. Seine Liebe zu den Menschen: „Siehe das Herz, das die Menschen so sehr geliebt“, zugleich aber auch seine Liebe zu Gott, denn es entspringt die Liebe zu den Menschen aus der Liebe zu Gott und hat in dieser ihren wahren Beweggrund.

Vorbild der Gottes- und Nächstenliebe: - Man darf daher das Herz Jesu als das vollkommenste Vorbild der Gottes- und Nächstenliebe ansehen, ja, als das Vorbild aller Tugenden, da die Liebe sie alle umschließt und vervollkommet, da Jesus Christus uns während seines sterblichen Lebens die Gnade erwarb. Seine Tugenden nachzuahmen, ist er auch die Verdienstursache, die Quelle der Gnaden, wodurch wir Gott und unsere Brüder lieben und alle anderen Tugenden üben.

Das Herz Jesu ist Quelle und Vorbild der Liebe zu Gott: Liebe besteht in der gänzlichen Hingabe seiner selbst. Ist dem so, wie willkommen ist dann die Liebe Jesu zu seinem Vater! Vom ersten Augenblick der Menschwerdung an bietet er sich dar und gibt sich als Schlachtopfer hin, um die durch unsere Sünden verletzte Ehre Gottes wiederherzustellen.

Das Herz Jesu ist die Quelle der Liebe zu den Menschen. Seine Liebe ist zuvorkommend: Er hat uns zuerst geliebt zu einer Zeit, da wir noch seine Feinde waren: „Gott aber zeigt uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, da wir noch Sünder waren“ (Röm. 5, 8). Er kam zu uns, die wir Sünder waren, weil er wusste, Kranke bedürfen des Arztes. Um unseren Leiden zuvorzukommen und sie zu heilen, richtet er die liebevolle Aufforderung an uns: „Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid und ich werde euch erquicken“ (Mt. 11, 28).

Weil er uns liebt, bewirkt er durch die heiligen Sakramente unsere Heiligung. „Das sind, in der Tat“ sagt der hl. Johannes Eudes, „ebensoviele unerschöpfliche Brunnen der Gnade und Heiligkeit, die dem unermesslichen Ozean des heiligsten Erlöserherzens entquellen. Alle daraus hervorgehenden Gnaden sind ebensoviele Flammen des göttlichen Glutofens.“

In der heiligen Eucharistie: - Besonders aber in der heiligen Eucharistie gibt er uns den größten Beweis seiner Liebe. Seit mehr als zwanzig Jahrhunderten ist er Tag und Nacht bei uns wie ein Vater, der seine Kinder nicht verlassen will, wie ein Freund, dessen Wonne es ist, mit den Freunden zu sein, wie ein Arzt, der die Stätte des Kranken nicht verlässt. Immer wieder erneuert er auf dem Altar von Kalvaria, millionenmal am Tage, überall, wo ein Priester die Konsekrationsworte spricht. Und das aus Liebe zu uns, um jeden von uns Früchte seines Opfers zuzuwenden.

Nun wünscht dieses göttliche Herz lebhaft, uns seine Gesinnungen der Liebe mitzuteilen: „Mein göttliches Herz“, sagte er zu hl. Margareta Maria, „ist von solch inniger Liebe zu den Menschen und besonders zu dir erfüllt, dass es die Glut seiner brennenden Liebe nicht mehr in sich verschließen kann, sondern sie durch dich verbreiten und ihnen kundgeben muss, um sie mit deren Schätzen zu bereichern“.

Bei der ersten großen Offenbarung im Jahre 1673 verlangte Jesus ihr Herz, um es mit dem seinen zu vereinigen und einen Funken seiner Liebe darin zu versenken. Was er für die Heilige auf wunderbare Weise tat, das tut er für uns auf gewöhnliche Weise in der heiligen Kommunion, jedesmal auch, so oft wir unser Herz mit dem seinen vereinen. Denn er kam in diese Welt, um das heilige Feuer der Liebe zu bringen und wünscht nichts so sehr, als es in unseren Herzen zu entzünden. „Ich bin gekommen, Feuer über die Erde zu werfen und wie gern möchte ich, es loderte schon empor!“ (Lk. 12, 49)

Das Herz Jesu ist die Quelle und Vorbild aller Tugenden: - In der Heiligen Schrift bezeichnet das Herz oft die inneren Gesinnungen des Menschen im Gegensatz zu den aüßeren Handlungen: „Der Mensch sieht nur, was sich nach außen bekundet. Gott sieht das Herz“ (1. Kön 16,7). Folgerichtig ist das Herz Jesu nicht nur ein Symbol der Liebe, sondern auch aller inneren Regungen der Seele. In diesem Sinne haben auch die großen Mystiker des Mittelalters und, nach ihnen, der hl. Johannes Eudes die Andacht zum Herzen Jesu aufgefasst. Ebenso die hl. Margareta Maria, die wohl, und zwar mit Recht, besonderen Nachdruck auf die Liebe legt, die das Göttliche Herz erfüllte.

Quelle: Herz Jesu, ich vertraue auf Dich! - Karl Schaffer – Das menschliche Herz und das göttliche Herz – Hrsg.: Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“ - DVCK e. V., Frankfurt am Main