Das Unbehagen in der Kirche


Von Pfarrer Gerhard Maria Wagner

Viele Bischöfe, Priester und Gläubige sind sehr verunsichert und verwirrt, ja sogar ratlos, weil sie immer noch nicht wissen, wie sie das nachsynodale Papstschreiben „Amoris laetitia“ auslegen sollen. Tatsächlich haben viele ein Unbehagen, weil verschiedene Bischofskonferenzen festlegen, was das Lehramt der Kirche bisher nie festgelegt hat.
Für viele bleibt unverständlich, dass das, was in Polen Sünde ist, in Deutschland gut sein soll. Oder wollte man tatsächlich in der Kirche eine Änderung in der pastoralen Praxis durchdrücken, dass wiederverheiratete Geschiedene von nun an zu den Sakramenten zugelassen wären? Was auf Malta schon erlaubt ist, wird auch in Zukunft in Windischgarsten in keinem Fall mögljch sein.
Anders als in Berlin, wo der Bundestag am 30. Juni mit 393 Stimmen von SPD, Grünen, Linken und 70 Unions-Abgeordneten gegen 226, mehrheitlich die „Ehe für alle“ beschlossen hat, hat in Wien eine Mehrheit von ÖVP, FPÖ und „Team Stronach“ die Abstimmung noch vor den Neuwahlen am 15. Oktober blockiert. Während die katholische Kirche die vom deutschen Bundestag unter dem Zeitdruck einer zu Ende gehenden Legislaturperiode beschlossene „Ehe für alle“ ablehnt, begrüßt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften.
Enttäuschend für viele und jegliche Ökumene, wenn man sich die einzigartige Bedeutung der Ehe zwischen Mann und Frau, wie sie biblisch außer Streit steht, für unsere Gesellschaft vorstellt. Offensichtlich ist das Neue Testament für viele Protestanten keine verbindliche Grundlage für Lehre und Leben mehr. Dabei wissen es weise Menschen und Forscher des Menschen längst, dass die Ehe zwischen Mann und Frau alternativlos ist.

Warum ist Maria traurig?
Dass die CDU sich seit Jahrzehnten von ihrer Basistradition entfremdet und sich dem Zeitgeist hingibt, wird einmal mehr klar; dass die Kanzlerin den Fraktionszwang aufgehoben hat, hat dazu geführt, dass mehr als 70 Politiker der CDU für die „Ehe für alle“ und damit für die Entwertung einer zentralen Lebenswirklichkeit gestimmt haben, was die Gesellschaft noch zutiefst prägen wird.

Aus „Der 13.“ Nr. 9 vom 13. September 2017, S. 2.

Anmerkung des „13.“
Im „Neuen Groschenblatt" (Ausgabe August 2017) fand sich ein Kommentar, den wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Die katholische Publikation erscheint monatlich mit vier bis acht Seiten, gestaltet vom Windischgarstener Pfarrer Gerhard Maria Wagner. Er schloß sein Studium in Rom seinerzeit mit Bestnote ab. Die vorbildliche Pfarre (Diözese Linz) zieht heute Besucher von überall an.
Foto Pfr. Wagner: Ewald Schnabl in http://www.krone.at/557523