Das Vater Unser (3. Folge - Schluss)

Das Vater Unser (3. Folge - Schluss)

Unser tägliches Brot gib uns heute. Jesus Christus lehrt uns, Gott um alles zu bitten, was uns für das Leben des Leibes und der Seele notwendig ist. Durch diese Worte des Vaterunsers legen wir das demütige Geständnis unseres Elendes ab und ehren die göttliche Vorsehung, indem wir erklären, daß wir glauben, von Gottes Güte alle unsere zeitlichen Güter zu erhalten. Mit dem Worte Brot bitten wir für heute, d.h. wir beschränken all unsere Sorge auf den heutigen Tag und überlassen uns für den morgigen der Vorsehung (Mt 6,25/34). Wir bitten um das tägliche Brot und gestehen dadurch, daß unsere Bedürfnisse täglich wiederkehren und bezeugen so unsere fortwährende Abhängigkeit vom Schutze und der Hilfe Gottes. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Unsere Sünden, sagen der heilige Augustinus und Tertullian, sind ebensoviele Schulden, die wir uns Gott gegenüber aufladen, und seine Gerechtigkeit fordert die Bezahlung bis auf den letzten Heller. Wir alles haben diese traurigen Schulden. Trotz der großen Zeit unserer Sünden wollen wir uns also vertrauensvoll ihm nahen und mit wahrer Reue zu ihm sprechen: Vater unser, der du bist in dem Himmel, verzeihe uns die Sünden unseres Herzens und der Zunge, die Sünden, die iwr durch Tat oder durch Unterlassung des Guten begangen haben und die uns in den Augen deiner Gerechtigkeit unendlich schuldbar machen. Als Kinder eines gütigen und barmherzigen Vaters verzeihen auch wir aus Gehorsam und Liebe denen, die uns beleidigt haben. Und führe uns nicht in Versuchung. Gestatte nicht, daß wir wegen unserer Untreue gegen deine Gnaden den Versuchungen der Welt, des Teufels und des Fleisches unterliegen. Sondern erlöse uns von den Übel, nämlich der Sünde, von dem Übel der zeitlichen und ewigen Strafen, die wir verdient haben. Amen. Ein trostreiches Wort, wie der heilige Hieronymus sagt, welches gleichsam das Siegel ist, das Gott an den Schluß unserer Bittschriften setzt, um uns zu Versichern, daß er uns erhört hat. Es ist, als wenn Gott selbst sagte: Amen! Wie ihr gebeten, so soll es geschehen, ihr habt es in Wahrheit empfangen, denn das ist die Bedeutung des Wortes. Amen. Quelle: Der heilige Rosenkranz – Hl. Ludwig Maria Grignion von Monfort – Das Wunderbare Geheimnis der Bekehrung und des Heiles – Seiten 49 bis 54.