Das Vertrauen führt uns zu einer Überfülle von Gnaden


Willy Gattermann

Eines der schönsten Bücher der Volksfrömmigkeit ist „Das Buch des Vertrauens“ des französischen Priester und Volksschriftstellers Thomas de Saint Laurent. Das Buch wurde von der Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“ ins Deutsche übersetzt und in zwei Auflagen veröffentlicht.

Es beginnt mit den Worten „Stimme des Herrn, geheimnisvolle Stimme der Gnade, die di im Schweigen der Herzen erklingst, tief in unserem Bewusstsein süße Worte des Friedens flüsterst – angesichts unseres gegenwärtigen Elends wiederholst du den Rat, den der Meister während seines irdischen Lebens immer wieder gab: „Habt Vertrauen!“

Saint Laurent definiert das Vertrauen als eine „feste Hoffnung“, eine Hoffnung, die unerschütterlich ist. Hoffen kann und muss jeder Christ – ansonsten ist man keines. Vertrauen ist die Steigerung der Hoffnung, eine Hoffnung, die kein Zweifel mehr zulässt.

Unter Hoffnung versteht man einen Vorgang oder einen Zustand in welchem die Seele ein Gut, dessen Erreichung zwar schwer, aber möglich erscheint, verlangt und sucht. Die übernatürliche Hoffnung ist auf die Güter des Gnadenlebens gerichtet, die Gott allein verleihen kann. Der Gläubige hofft von Gottes Macht und Güte die Verzeihung der Sünden, den Beistand der Gnade zur Übung der Tugend, den Lohn des Ewigen Lebens. Die Hoffnung als theologische Tugend wurzelt im Glauben und ist nur mit der Gnade Gottes möglich.

Man sieht hier, dass die Hoffnung ein wesentlicher Teil der christlichen Gesinnung ist. Wer keine Hoffnung hat, kann sich auch nicht als Christ bezeichnen, denn das ganze christliche Leben ist eben auf die Vergebung der Sünden und das Ewige Leben hingeordnet. Um diesen zu erreichen ist der Beistand der Gnade unbedingt erforderlich. Wer keine Hoffnung auf diese drei Dinge hat, führt auch keine christliches Leben in christlicher Gesinnung.

Das Vertrauen ist eine verstärkte Hoffnung und gibt dem Gläubigen eine viel größere Gewissheit über die Wege der Gnade für sich und seine Zeit.

Hoffnung reicht natürlich, um das Ewige Leben zu erreichen. Doch in besonders schwierigen Zeiten und in besonders schwierigen Lebenssituationen ist Vertrauen nötig, um wirklich nach dem Willen Gottes zu leben.

Man denke bloß an Missionare, die unter besonders schwierigen Umständen ihren Apostolat leisteten und somit ihrer Berufung nachgingen, etwa Missionare in der kommunistischen Sowjetunion, im Nationalsozialismus oder in Ländern wie China, Kambodscha usw. Solchen Menschen brauchten eine Hoffnung, die weit größer als die eines normalen Katholiken war, um genug Entschlossenheit zur Ausübung ihrer Mission innerlich zu entfalten.

Auch unsere verlangt von uns, dass wir starkes Vertrauen haben und uns auf diese Weise eng mit der Muttergottes vereinigen. Wir erleben dermaßen große Umbrüche, Anfeindungen der Kirche, Glaubensabfälle in vielen Ländern der Welt – insbesondere bei uns in Europa – dass wir leicht verzweifeln können, wenn wir kein großes Vertrauen.

Vor allem sollten wir – damit unser Vertrauen auf der „Höhe der Zeit ist“ – eine große Verehrung der Muttergottes von Fatima haben.

Die Botschaft von Fatima ist eine Botschaft des Vertrauens, nicht weil sie keine Katastrophen ankündigt – sie tut das sehr wohl – sondern, weil sie uns einen Weg weißt, den Weg Gottes und uns eine Perspektive für uns und für die Welt liefert: Der Sieg des Unbefleckten Herzens Mariens.

Egal was geschehen ist und was noch geschehen wir: Die Muttergottes hat das in Fatima vorausgesagt. Das bedeutet nicht, dass wir selbst auch leiden müssen. Doch wir leiden in der Gewissheit, dass dies von Gott zugelassen wurde und schließlich zum Sieg Mariens über Satan führen wird.

Viele moderne Menschen haben die Vorstellung, dass Hoffnung und Vertrauen im etwa bedeutet, dass Gott dafür sorgen wird, dass unsere Pläne vollendet werden. Das ist aber die heidnische Auffassung der Hoffnung, die an das Schicksal, an die Fortune, glaubte: Ich mache ein Plan und, wenn mir das Schicksal wohlgesonnen ist, wenn die Göttin Fortuna beschützt, dann werden diese Pläne, die ich in meiner Phantasie entworfen habe, realisiert werden.

Wir Katholiken denken nicht so. Wir hoffen zwar an die allerletzten Ziele (Ewiges Lebens, Sieg Gottes über die Sünde usw.), aber wie das schließlich geschehen wird, dass erahnen wir vielleicht wirklich wissen tun wir das nicht.

Gerade die Deutsche haben manche Schwierigkeiten damit. Am liebsten würden sie alles planen, bis zum letzten Detail, und nichts „dem Schicksal“ überlassen. Gott verfährt aber nicht so. „Gott schreibt auf krummen Linien gerade“. Der gläubige Mensch mit Vertrauen, erhält aber die Gnaden, eine Ahnung dessen zu haben, was Gott will.

Im Film „Demetrius – Der Gladiator“ aus dem Jahr 1954 wird der Mangel am Vertrauen thematisiert. Demetrius, ein Jünger des hl. Apostel Petrus, wird zum Kampf als Gladiator in der Arena verurteilt. Seine Verlobte besucht ihn am Tag vor den Kämpfen und stirbt, als die anderen Gladiatoren sich an ihre vergreifen wollten, weil sie sich dagegen wehrte. Demetrius´ Gebete zu Gott, er möge sie befreien, werden anscheinend nicht erhört. Er verliert daraufhin den Glauben, tötet die Verantwortlichen im Gladiatorenkampf, wird Tribun, schwört Gott ab und führt ein unmoralisches Leben. Später erfährt er aber, dass seine Verlobte gar nicht gestorben war, sondern durch die Panik in einem Schockzustand verfiel – sie lebte, aber befand sich im Koma. Demetrius erkennt seinen Fehler und seine Sünden, bittet Gott um Vergebung und seine Verlobte erwacht aus dem Koma.

Gott hat Demetrius geholfen, aber nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte. Gott half seiner Verlobten, indem Er sie in den Komazustand versetzte.

Ein Hindernis für den modernen Menschen zu vertrauen ist auch der Zeitgeist, der ihn permanent ihn einflüstert, er sei „emanzipiert“ und er könne und müsse sein Leben in die eigenen Hände packen und selbstbewusst gestalten. Das ist natürlich absoluter Unfug. Wer so denkt, wird sein Leben nach den Vorgaben der Medien, der Pop-Stars und möglicherweise auch noch von irgendeinem Politiker gestalten. Der Mensch braucht schließlich Vorbilder, die ihm eine Orientierung geben. Leider hat der Mensch aber die Freiheit, falsche Vorbilder zu wählen.

Vertrauen zu haben erfordert, dass man sich wie ein Kind dem Willen Gottes unterordnet. Mehr noch, dass man sich in Seine Vorsehung „fallen lässt“, dass man sich wie ein Lamm von ihm führen lässt. Doch das fällt uns schwer, denn unsere natürliche Neigung ist, unser Schicksal selbst in die Hände zu nehmen.

Deshalb müssen wir unser Vertrauen zu Gott, zum Heiland, zur Muttergottes immer wieder Nahrung geben. Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, wieso wir vertrauen sollen und welchen großen Nutzen das uns bringt.

Beten wir immer wieder „Mater Mea, Fiducia Mea“ (Meine Mutter, Meine), die Anrufung der Muttergottes des Vertrauens, die sich im Großen Römischen Seminar befindet.

Buchempfehlung: Buch des Vertrauens von P. Thomas de Saint Laurent, (69 Seiten - Schutzgebühr 10 EUR). Kann hier bestellt werden: http://www.deutschland-braucht-mariens-hilfe.de/vertrauen-buch.php