„Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,11)



Was das Wohlwollen Gottes ganz und gar auf uns herabzieht, ist unsere Sorge für den Nächsten. Deshalb fordert Jesus von Petrus diese Bereitschaft: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortet: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Darauf sagt Jesus zu ihm: Weide meine Schafe.“ Warum wendet sich Jesus an Petrus und übergeht dabei die anderen Apostel, die gemeint waren? Weil Petrus der Erste der Apostel war, ihr Sprecher, Vorsteher des Apostelkollegiums, so dass selbst Paulus eines Tages ihn, nicht einen anderen, aufsuchte, um seinen Rat einzuholen (Gal 1,18). Um Petrus klarzumachen, dass er Vertrauen fassen solle und dass seine Verleugnung kein Thema mehr ist, gibt er jetzt Petrus den Vorrang vor seinen Brüdern. Er spricht nicht von seiner Verleugnung und hält ihm Vergangenes nicht vor. „Wenn du mich liebst“, sagt er zu ihm, „ so gehe deinen Brüdern voran, und stelle die Hingabe, die du mir immer so freudig bezeugt hast, jetzt unter Beweis. Dein Leben, das du für mich hinzugeben immer bereit warst, das gib nun hin für meine Schafe“ [...]

Petrus bereut sein Verrat bei Maria
Petrus aber ist beunruhigt bei dem Gedanken, er habe es für möglich gehalten zu lieben und habe in Wirklichkeit nicht geliebt. Er sagte sich: So sicher ich meiner selbst in der Vergangenheit war, so ratlos bin ich jetzt. Jesus fragt ihn dreimal und erteilt ihm dreimal den gleichen Befehl. So zeigt er ihm, wie viel wert ihm die Sorge für seine Schafe ist, da er ihm damit den größten Beweis seiner Liebe liefere.

Hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407), Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer
Homilie 88 über das Evangelium nach Johannes; PG 59,477


Evangelium Tag für Tag, 13 Mai 2016