Die Ankunft ist nahe! - Heitere Betrachtungen zur Einkehr am 4. Advent.

[Rembrandt, Anbetung der Weisen, um 1638, Federzeichnung.]

Die Ankunft naht, sie ist am 4. Advent zum Greifen nahe: Die Ungeduld des Herzens, das Prickeln der Vorfreude, der heiter Schwung in der Erwartungshaltung - alles richtet sich nun in Emsigkeit auf die Vorbereitungen des Weihnachtsfestes. Es ist das Fest der Familie schlechthin.
Plinio Corrêa de Oliveira beschreibt diese Konstellation in seinen "Betrachtungen für die Weihnachtszeit" anschaulich und einfühlsam.
"Jedes Fest des Kirchenjahres bringt einen überschäumenden Reichtum besonderer Gnaden mit sich. Ob die Menschen es wollen oder nicht, die Gnade klopft in der weihnachtlichen Zeit hehrer, sanfter, nachdrücklicher an die Tür der Seelen. Es ließe sich sogar behaupten, dass etwas Besonderes in der Luft liegt - Licht, Friede, Mut, eine Kraft der tiefen Hingabe und des Idealismus - und der nur schwerlich zu entgehen ist.
Zumal, die heilige Krippe in vielen Kirchen und Wohnungen zaubert uns das Bild des göttlichen Kindes vor Augen, das gekommen ist, die Ketten des Todes zu zerreißen, die Sünde zu zermalmen, Vergebung und Erneuerung zu bringen, den Menschen neue, unbegrenzte Horizonte des Glaubens zu eröffnen - und neuer, unbegrenzter Möglichkeiten, Gutes zu tun.
Seht, da liegt Gott, zugänglich und in Reichweite, zum Menschen wie wir geworden. Neben ihm kniet seine vollkommene Mutter - seine Mutter, aber auch die unsere. Durch sie können auch noch die schlimmsten Sünder alles erbitten und erhoffen. Und da steht auch der heilige Josef, der hehre Mann, der in sich wunderbare Gegensatzpaare vereinigt, die unterschiedlichste Vorzüge haben. Denn er ist ein Prinz aus dem Hause David und doch ein Zimmermann. Er verteidigt unerschrocken die Heilige Familie, ist aber zugleich ein liebevoller Vater und zärtlicher Ehemann. Wenngleich darin vollkommen, ist er doch auch der keuscheste Gefährte jener Frau, die stets Jungfrau geblieben ist. Wenngleich wahrer Vater, ist er aber nicht der fleischliche Vater. So wurde er zwar zum Vorbild aller Kämpfer, aller Fürsten, aller Weisen und Handwerker, die die Kirche künftig für den Himmel zeugen sollte. Doch an erster Stelle sollte er nichts davon sein, denn seine höchten Ehrentitel sind die des Vaters und Ehemannes. Kleine und doch so ungeheure Titel, die auf paradoxe Weise erst allen Titeln auf Erden Leben einhauchen, in den Adel heben und Glanz verleihen.
In freundlicher Gesellschaft mit den Hirten - und auch mit der Gottesmutter, dem heiligen Josef und dem Jesuskinde - finden wir an der Krippe die Tiere. Es ist das bewegende Bild der Hoheit Gottes, der mit seinem Glanz nicht nur die geringsten, unscheinbarsten Menschen berührt und erhöht, sondern selbst die vernunftlose Kreatur anzieht und mit seinem Segen überhäuft. Bei diesem Anblick lässt die Spannung in unseren Seelen nach, unsere Selbstsucht wirft ihren Panzer ab. Nun erst kann der Friede von uns und unserer Umgebung Besitz ergreifen.
Damit nichts fehle, hat auch der 'Bruder Leib', wie der heilige Franziskus ihn zu nennen pflegte, seinen Anteil an der Freude. Nach dem Gebet an der Krippe setzen sich alle um denselben Tisch. Endlich trinkt und isst man - ohne Unmäßigkeit. Es ist das Fest, an dem die Freude des Glaubens und der Tugend zu glänzen beginnt."
(Plinio Corrêa de Oliveira, "Betrachtungen für die Weihnachtszeit", S. 7ff., Deutsche Vereinigung für eine christliche Kultur e.V., Frankfurt am Main 2006.)