„Die Barmherzigkeit lässt das Leben aufblühen“
Gedanken zum Tag des
Lebens, von
Bischof Dr. Ivo Muser
Der „Tag des Lebens“, den die italienische Kirche jedes Jahr
am ersten Sonntag im Februar begeht, steht 2016 unter dem Leitwort: „Die
Barmherzigkeit lässt das Leben aufblühen“. An diesem Tag sind wir in besonderer
Weise eingeladen, für das Wunder des Lebens zu danken, indem wir unsere Freude
über das Leben ausdrücken und unsere Verantwortung für das Leben erneuern. Dieser Tag will uns daran erinnern, dass das
Leben in all seinen Formen unsere Aufmerksamkeit und unsere Ehrfurcht verdient.
Und vor allem will uns dieser Tag für den Glauben gewinnen, dass das Leben des
Menschen heilig ist und immer mit Gott selber zu tun hat.
Glaube ist Bekenntnis zum Leben. Christinnen und Christen glauben an Gott, den Schöpfer.
Deswegen hat das Leben, vor allem das menschliche Leben, immer mit Gott selber
zu tun. An Weihnachten feiern wir den „Geburtstag des Lebens“, an Ostern
verkünden wir den Sieg des Lebens über den Tod; in jeder Eucharistiefeier
verkünden und feiern wir die Lebenshingabe Jesu. Sein Tod schenkt uns das Leben
und Auferstehung.
Dass das menschliche Leben heilig und damit unantastbar ist,
von der Empfängnis bis zum Tod, ist eine innere Konsequenz des biblischen
Gottes- und Menschenverständnisses. Das Leben in all seinen Formen verdient
Ehrfurcht, Dankbarkeit, Staunen, Aufmerksamkeit, die Haltung dass wir nicht
alles tun dürfen, was wir tun können.
In der Einstellung zur Schöpfung, zu allen Formen des
Lebens, und vor allem i Umgang mit dem menschlichen Leben, entscheidet sich der
Glaube an Gott selber. Leben darf nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es
ist gefährlich, Einteilungen zuzulassen und anzuwenden: ungeboren / geboren;
gesund / krank; behindert / normal; jung / alt; lebenswert / lebensunwert. Die
Geschichte ist voll von mahnenden Beispielen.
„Gott allein ist der Herr über Leben und Tod“ - das gilt
auch heute. Hier gilt es um des Menschen und seiner von Gott geschenkten Würde
willen – klar und unzweideutig zu sein.
Das „Jahr der Barmherzigkeit“ - das wir vom Hochfest der
ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am 8. Dezember 2015
bis zum Christkönigsfest am 20. November 2016 – feiern, ist ein ganz besonderer
Anlass, um die „Heilige Pforte der Barmherzigkeit“ zu durchschreiten: Das tun
wir, wenn wir mit den Menschen so umgehen, wie Gott selber es in seiner
Barmherzigkeit tut. Ein aufrichtigen Dank gilt den vielen Menschen, die sich für
das Leben einsetzen. Sie geben damit ein wichtiges Zeugnis christlicher
Barmherzigkeit. Wer sich in den Dienst des Lebens und des Menschen stellt,
entscheidet sich immer für Gott selber und für die Barmherzigkeit, die er uns
schenken will.
Quelle:
Lebe – Zeitschrift der Bewegung für das Leben – Südtirol – Ausgabe 126 –
Januar-März 2016
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