Die Devotion zum Jesuskind

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Die Kirche Santa Maria in Aracoeli auf dem Kapitol in Rom[/caption] Denkt man an die Verehrung des Jesuskindes, denkt man zuerst an das Prager Jesuskind in der Klosterkirche der Karmeliter zu Prag. Es gibt aber eine ältere Kirche mit einer weitaus älteren Tradition: Die Kirche Santa Maria in Ara Coeli (Altar des Himmels) mitten in Rom, auf dem Kapitol. In dieser Kirche befindet sich nämlich eine Kapelle mit einem Relief, das die Erscheinungen der Muttergottes und die Weissagung der Tiburtinischen Sibylle an Kaiser Augustus zeigt, die in der Legenda Aurea des Jakobus von Voragine beschrieben sind. Der Kaiser wollte wissen, ob je ein mächtigerer Herrscher als er leben würde. Daraufhin machte die Prophetin auf die glanzvolle Erscheinung einer Jungfrau im Strahlenkranz mit einem Kind am Mittagshimmel aufmerksam und erklärte ihm, das Kind würde Weltrichter sein, „dies Kind, Kaiser, ist größer denn als du, darum sollst du es anbeten“. Die Christliche Tradition hat niemals die Möglichkeit abgelehnt, dass auch heidnische Propheten die Geburt Christi ankündigen könnten. In der Tat wurde Sibylla im Dies Irae und damit in der Liturgie für die Verstorbenen verewigt.

Dies irae! Dies illa Solvet saeclum in favilla: Teste David cum Sibylla!

(Tag der Rache, Tag der Sünden, wird das Weltall sich entzünden, wie Sibylla und David künden)

Die christliche Tradition behauptet, Augustus hätte die Vision der Jungfrau auf dem Ort gehabt, wo heute die Kirche Santa Maria in Ara Coeli steht. Man geht davon aus, dass damals dort ein wichtiger Tempel stand – das Kapitol war immerhin das politische und religiöse Zentrum des römischen Kaiserreichs.
Aufgrund dieser Erscheinung entwickelte sich früh eine besondere Verehrung der Menschwerdung Gottes und eben des Jesuskindes. Mit der Zeit wurde die Verehrung des „Santo Bambino“ (Heiliges Kind), eine Statue aus dem XV. Jahrhunderts, aus Holz eines Olivenbaums aus Gethsemani geschnitzt. Diese Statue wurde 1994 gestohlen, eine Replik erfährt inzwischen dieselbe Verehrung wie das verschollene Original. Für Deutsche ist besonders interessant, dass Theodor Fontane in seinen Roman „Schach von Wutenow“ mit einen Wunder des Santo Bambino endet. Es ist nicht bekannt, ob sich der Autor zum katholischen Glauben bekehrte, doch in manchen seiner Romane, wie beispielsweise Effie Briest und eben Schach von Wutenow, zeigt er deutliche Sympathien für die Katholische Kirche. Es gibt die Episode mit dem Santo Bambino wieder. Das Kind der verwitweten Ehefrau der Hauptperson war schwer krank, sie – eine Protestantin – holte sich Hilfe in Ara Coeli und schrieb darüber ein Brief: „Das Kleine, Dein Patchen war krank bis auf den Tod, und nur durch ein Wunder ist es mir erhalten geblieben. Und davon muss ich Dir erzählen. Als der Arzt nicht mehr Hilfe wusste, ging ich mit unserer Wirtin (einer echten alten Römerin in ihrem Stolz und ihrer Herzensgüte)nach der Kirche Aracelli hinauf, einem neben den Kapitol gelegenen alten Rundbogenbau, wo sie den “Bambino“, das Christkind, aufbewahren, eine hölzerne Wickelpuppe mit großen Glasaugen und einen ganzen Diadem von Ringen, wie sie dem Christkind, um seiner gespendeten Hilfe willen, von unzähligen Müttern verehrt worden sind. Ich brachte ihm einen Ring mit, noch eh ich seiner Fürsprache sicher war, und dieses Zutrauen muss den Bambino gerührt haben. Denn sie, er half. Eine Krisis kam unmittelbar, und der Dottore verkündigte sein “va bene“; die Wirtin aber lächelte, wie wenn sie selber das Wunder verrichtet hätte. Und dabei kommt die Frage, was wohl Tante Marguerite, wenn sie davon hörte, zu all dem “Aberglauben“ sagen würde? Sie würde mich vor der “alten Kirche“ warnen, und mit mehr Grund, als sie weiß. Denn nicht nur alt ist Araceli, sondern auch trostreich und liebevoll und kühl und schön. Sein Schönstes aber ist sein Name, der “Altar des Himmels“ bedeutet. Und auf diesem Altar steigt tagtäglich das Opfer meines Dankes auf. (Nach Diepenbrock) Quelle: Der Erste Freitag – Mitteilungsblatt der Aktion „Das Herz Jesu Apostolat“ – TFP e.V. Frankfurt