Die Frage der Zukunft Europas ist eine Frage des Glaubens


Altabt Dr. Thomas Niggl OSB

Der 3. Oktober wird als Tag der deutschen Einheit begangen. Was viele nicht mehr zu erhoffen wagten, das ist Wirklichkeit geworden. Die Grenzen, welche die Bundesrepublik und die DDR trennten, sind gefallen. Ein Geschehen, das gläubige Katholiken mit der Botschaft der Muttergottes in Fatima in Verbindung brachten.
Jedenfalls ist die Wiedervereinigung eine gewaltige Herausforderung an das christliche Gewissen. Wird das materialistische-atheistische Denken, das in der DDR herrschte, oder das christliche Gewissen die Oberhand gewinnen, für das sich die Männer des 20. Juli eingesetzt haben?

Die Bundesrepublik: Noch ein christlicher Staat?

Was die Gesetzgebung betrifft, so wurden die Gesetze der DDR im vereinigten Deutschland aufgehoben, ausgenommen die Abtreibungsgesetze. Die vom Bundesverfassungsgericht verlangte Nachbesserungspflicht lässt auf sich warten. So hörte das vereinigte Deutschland ebenso auf, ein Rechtsstaat zu sein wie die Bundesrepublik nach Einführung der Fristenlösung. Denn kein Parlament hat das Recht über das ungeborene Leben zu verfügen, wie der Heilige Vater nicht müde wird zu betonen.
Das Karlsruher Urteil, die Kreuze aus den Schulen zu entfernen, machte offensichtlich, daß die Bundesrepublik aufgehört hat, ein christlicher Staat zu sein. Dies zeigt sich vor allem am sonntäglichen Kirchenbesuch. Aus einer Studie des Institutes für praxisorientierte Sozialforschung, die vom Bundesjugendministerium in Bonn vorgestellt wurde, gehen in Westen 12% der befragten Jugendlichen zwischen 14 und 27 Jahren häufig zum Gottesdienst, 44% ab und zu, jeder Dritte selten und 10% nie, in den neuen Bundesländern 4% oft, 11% ab und zu, 6% selten und 79% nie. Das Karlsruher Urteil ist eine völlige Verkennung der Menschwerdung Jesu Christi, ganz abgesehen davon, daß das Abendland groß geworden ist, weil es wie kein anderer Kontinent auf diesen Glaubensgeheimnis ausgerichtet war, und dazu eine Verkennung des göttlichen Heilswillens. Auch die Staaten und Völker werden danach gerichtet werden, wie sie zur Heilsbotschaft Jesu Christi gestanden sind.

Ohne christlichen Glauben keine Zukunft

Die frage der Zukunft Deutschlands und Europas ist wesentlicher eine Frage des Glaubens, des Glaubens an Jesus Christus, den einzigen Erlöser, der da ist die Mitte des Kosmos und der Geschichte (Johannes Paul II.) Ohne diesen gemeinsamen Glauben werden wir keine Zukunft haben. Die Vorstellung eines pluralistischen und säkularisierten Europas oder Deutschlands, wie es im Verfassungsurteil zum Ausdruck kommt, ein Europa, das nur durch wirtschaftlichen und militärischen Eigennutz zusammengehalten wird und auf dieser Basis allein eine langfristige Stabilität erreichen möchte, ist nach allem, was die Geschichte lehrt, in höchstem Maße unglaubwürdig. Es gibt einen Erfahrungsgrundsatz: Die Weltgeschichte ist ein Weltgericht, das heißt, auf die Dauer blühen und sterben Völker und Kulturen an ihrer Religion. Alle anderen Faktoren sind zweitrangig. Seitdem Gottes Offenbarung fortgeschritten ist bis zum Kommen des Gottessohnes, entscheidet sich das Schicksal der Völker an Jesus Christus. Sogenannte „christliche Völker“ blühen und sterben, je nach ihrer Einstellung zu Jesus Christus. Nichtchristliche Völker erleben ihre große Stunde in der Begegnung mit Jesus Christus.

Die religiöse Umkehr ist notwendiger den je

Was der spanische Staatsmann Donoso Cortes vor dem Parlament sagte, das gilt auch für unser Volk: „Wir werden der drohenden Katastrophe nur dann entrinnen, wenn wir uns bemühen, die religiösen Kräfte neu zu beleben. Aber ist das überhaupt noch möglich? Hier bin ich gezwungen, ein Bekenntnis abzulegen, das mir selber tiefsten Schmerz bereitet: Ich glaube nicht an die Wahrscheinlichkeit eines religiösen Umschwunges; ich habe noch nie ein Volk gesehen, das wieder zum Glauben zurückgekehrt wäre, nachdem es ihn verloren hatte. Nur zwei Kräfte sind imstande, bestimmend und entscheidend auf den Menschen einzuwirken: Die eine kommt aus dem Machtbereich der Religion, die andere aus dem Machtbereich der Politik. Kommt die religiöse Entscheidung nicht, dann ahne ich das Heraufkommen einer Tyrannei von ungewöhnlichem Ausmaß.“

In Fatima, die Hoffnung

Was auch immer auf uns zukommt, wir dürfen uns nicht aus der Fassung bringen lassen. So sagte die Muttergottes in Marienfried: „Vergesst auch unter den blutigsten Verfolgungen nicht, dein Vater zu danken, denn es ist eine große Gnade“. Große Zuversicht gibt uns Ihr Wort, das Sie in Fatima sagte: „Zuletzt wird aber Mein Unbeflecktes Herz triumphieren!“ Beten wir auch immer wieder: „Jesus ich vertraue auf Dich.“ Denn im Tabernakel ist Er mitten unter uns.
(Aus den 91. Rundbrief der Militia Sanctae Mariae zum Tag der Deutschen Einheit)

Quelle: Allianz mit Maria – Aktion „Deutschland braucht Mariens Hilfe“ – DVCK e.V.