Die guten und die schlechten Früchte


Im Evangelium steht ein Wort, das uns immer sehr zu denken geben sollte: „Ein schlechter Baum bringt schlechte Früchte, ein guter Baum bring gute Früchte. Sammelt man denn Trauben von den Dornen oder Feigen von den Disteln“ (Mat. 7, 15 – 20)?

Niemals hat sich in der Natur ein schlechter Baum gute Früchte angehängt, um sich als Edelbaum auszugeben. Niemals hat sich in der Naturwirklichkeit ein Wolf ein Lammfell umgehängt, um sich als unschuldiges Lamm darzustellen. Niemals hat ein Vogel sich mit fremden Federn geschmückt. Niemals spendet die Natur aus der Gleichen Quelle süßes und salziges Wasser zugleich (Jak. 3, 11). Niemals gibt sich die Dornenhecke den Anschein, als wäre sie ein Weinstock. Niemals macht die Distel den Versuch, als Feigenbaum zu gelten.

Durch die ganze Natur, durch Pflanzenwelt und Tierwelt, geht ein schöner Zug der Wahrhaftigkeit. Nur der Mensch kann ein schlechter Baum sein und durch Unwahrhaftigkeit den Schein erwecken, als trage er gute Früchte. Nur der Mensch kann ein Wildling sein und dabei den Edelbaum markieren. Nur der Mensch kann innerlich ein Wolf sein und äußerlich ein Lammfell sich umhängen.


Quelle: Auf zu den Sternen – Sentenzen von Kardinal Faulhaber