Die Selige Jacinta von Fatima, die Apostolin des Herzens Mariä
Unsere Liebe Frau hatte im wesentlichen zwei Intentionen bei ihrer Botschaft in Fatima: 1. Sie warnte die Menschheit, nicht weiter zu sündigen, denn die die Anzahl und die Schwere der Sünden würden Gott sehr beleidigen. 2. Um eine Strafe, die ganze Nationen auslöschen könnte, zu verhindern gab sie die Heilmittel an. Diese wahren Buße, Sühne, die Weihe der Welt dem Unbefleckten Herzen Mariä und die Andacht zu ebendiesen.
Einem Sünder eine Buße aufzuerlegen, ist üblich und leicht nachvollziehbar. Die Buße ist eine Genugtuung, eine Entschädigung für einen Schaden, den man selber angerichtet hat. Der sündige Mensch ist immer dazu aufgefordert, Buße zu tun. Doch die Anzahl und die Bosheit der Menschen sind so schlimm geworden, daß die Himmelskönigin es für zweckmäßig hielt, den Menschen sozusagen höchstpersönlich zu sagen, daß sie sich bekehren und Buße tun sollten, wollten sie nicht in einer exemplarischen Art und Weise von Gott bestraft werden. Bei einer Bekehrung verläßt der Sünder den breiten Weg der Sünde und nimmt den schmalen Pfad der Tugend. Er wendet sich und sein Leben zu Gott und läßt sich von ihm führen. Die Forderung nach Umkehr und Buße sind also keine neuartige Forderung. Jedes Jahr zu Aschermittwoch, wenn wir der Priester und das Kreuz aus Asche auf die Stirn setzt, sagt er zu uns: Kehr um und glaub an das Evangelium. Die Schwachheit des Menschens aufgrund der Erbsünde ist dermaßen groß, daß er immer wieder umkehren muß, er muß sich immer wieder von den Schlichen des Teufels befreien, von den kleinen und großen Sünden, von den kleinen und großen Anhänglichkeiten und muß sein Weg geradebiegen. Es gibt aber Momente in der Geschichte der Kirche, daß die Sünde so groß wird, daß ein besonderer Appell vonnöten ist. Aus diesem Grund ist die Muttergottes, die sich nichts sehnlicher wünscht, als das Heil der Menschen, den drei Hirtenkindern Lucia, Jacinta und Francisco erschienen.
Der Appell zur Umkehr war aber auch mit einer bestimmten Andachtsform verbunden: Der Andacht zum Unbefleckten Herz Mariä. Es lohnt sich diesen Aspekt der Fatima-Botschaft genauer zu analysieren, denn auf den ersten Blick scheint es nicht offensichtlich zu sein, was damit gemeint sein könnte. Die Verehrung des Herzens Mariä ist nämlich keineswegs neu. Der große Apostel dieser Andacht war der französische Heilige Johannes Eudes (1601-1680), Gründer der Kongregation von Jesus und Maria. Von seinen vielen Werken ragt eines ganz besonders heraus: Das aus zwölf Büchern bestehende „Le Couer admirable de la très Sainte Mére de Dieu“, (deutsch etwa „das bewundernswerte Herz der heiligsten Muttergottes“). In diesem Buch erläutert der Heilige die Verehrung des Herzens Mariä und zeigt die Entwicklungslinien seit der Biblischen Zeit bis zum 17ten Jahrhundert. Dabei ist ein Aspekt besonders auffällig: Die wichtigsten Verehrer des Herzens Mariä waren ebenso Verehrer des Heiligsten Herzens Jesu. Und wie konnte es anders sein? Der Heilige Eudes selbst sagte, daß man beide Andachten nicht voneinander trennen konnte. Das Herz Mariä ist immer beim Herz Jesu; und das Herz Jesu ist immer beim Herzen Mariä.
Die Verehrung des Herzens Mariä gilt insbesondere der reinen und vollkommenen Liebe Marias zu Gott und ihre mütterliche Liebe zu den Menschen. Doch diese Liebe wird in der Andacht zum Unbefleckten Herz eingebettet im gesamten Innenleben der Muttergottes. Modern ausgedrückt würde man sagen, daß man bei der Herz-Mariä-Verehrung die Mentalität der Muttergottes betrachtet. Wir wissen, daß die Mentalität der Muttergottes insbesondere aus durch ihre Liebe zu Gott und den Menschen geformt wurde. Ihre Liebe zu ihren Sohn ist so groß und so rein, daß ihr Herz jesusförmig geworden ist. Weil Maria Jesus vollkommen liebt, liebt sie nichts, was Jesus nicht liebt und sie liebt alles, was Jesus auch liebt. Somit liegt nahe, daß man beide Herzen zusammen verehrt, so wie das im Grunde genommen der Heilige Johannes Eudes im Sinne hatte.
Dennoch hat sich im Laufe der Kirchengeschichte viel stärker die Verehrung des Herzens Jesu entwickelt, als die Verehrung zum Unbefleckten Herzen Mariä, obwohl die Verehrung der Muttergottes im gesamten Erdkreis riesig ist. Die größten Wallfahrtsorte ehren Maria, der größte Teil der Volksfrömmigkeit besteht aus Gebeten zu Maria, die meisten Kirchen haben Maria zur Patronin.
Es ist auffällig, daß die Herz-Jesu-Verehrung vor allem auf Visionen von Mystikern zurückgeht. Die große Figur der Herz-Jesu-Verehrung im Mittelalter war die Heilige Gertrud die Große, dessen mystische Erlebnisse im „Gesandter der göttlichen Liebe“ zusammengefaßt sind. Die neuzeitliche Ausformung der Verehrung zum Göttlichen Herz geht auf die französische Heilige Margarethe Marie Alacoque zurück. Mit ihr wurde der Sühnegedanke der Kern der Andacht. In so gut wie allen folgenden Erscheinungen des Herzens Jesu steht die Sühne im Vordergrund, selbst bei der heiligen Maria Faustyna Kowalska, gleichwohl auf ihre Visionen hin der Barmherzigkeitssonntag hin eingeführt wurde. Viele dieser Erscheinungen sind sehr gut dokumentiert und man erhält deshalb eine konkrete Idee der Affekte des Herzens Jesu gegenüber den Menschen, für die er sich am Kreuz aufgeopfert hat. Der Heiland öffnet wahrhaftig Sein Herz gegenüber den Mystikern denen Er erscheint und läßt uns Einblick haben, in die Liebe, die Er für die Sünder empfindet und wie diese Liebe durch die Gleichgültigkeit, Gehässigkeit und Bosheit gekränkt wird und nach Sühne verlangt. Das Herz Jesu, das sich den Mystikern zeigt, ist ein blutendes Herz, das Seelen sucht, die mit Ihm zusammen für die Erlösung der Menschen leiden.
So gesehen ist die Sühne nicht nur ein Akt, um die Gerechtigkeit gegenüber Gott wieder herzustellen, sondern – psychologisch gesehen – eine Identifikation mit dem Herzen Jesu in dem Sinne, daß man sich mit Seinen Affekten gegenüber den Sündern und Seine Intentionen identifiziert und man deshalb das Kreuz auf sich nimmt. Der Ruf nach Sühne ist im Grunde genommen eine Einladung des Erlösers mit ihm vereint und in seiner Gesinnung für das Heil der Seelen zu arbeiten. Als Belohnung sorgt das Herz Jesu, daß das eigene Herz Seinem gleich wird.
In Erscheinungen an Josefa Menéndez, Faustyna Kowalska und viele andere drückt sich das herz Jesu mit eine intensiven Sprache voller Kraft und Ausdruck. Und es kann nicht anders sein, denn Er nur so kann Er seine Liebe zu den Sündern und Sein Wille diese zu retten, den Mystikern vermitteln. Dank dieser Texte bekommen wir eine Idee über das Innenleben des Heilandes. Über solche Texte der Muttergottes, bzw. des Unbefleckten Herzens Mariä verfügen wir leider nicht.
Die Erscheinungen des Herzens Jesu führten nicht nur zur Einrichtung mehrere Hochfeste, insbesondere Das Herz-Jesu- und das Christkönigsfest, sondern auch zu vielen feierlichen Weihen. Mit Abstand die wichtigste ist die Weihe der Welt an das Herz Jesu im Jahr 1899 durch Papst Leo XIII. Diese Hochfeste und diese Weihen förderten sehr die Herz-Jesu-Verehrung, so daß eine Vielzahl von Kongregationen, Ordensinstituten, Bruderschaften usw. bildeten.
Auch wurden liturgische Feste für das Unbefleckte Herz Mariä, vor allem durch Papst Pius IX., eingeführt und es wurden Weihen vorgenommen. Im 19ten Jhrhundert gab es auch wichtige Gründungen, die dem Unbefleckten Herzen Mariä gewieht wurde, die wichtigste ist die der Claretiner (Cordis Mariae Filius)
Doch das entscheidende Ereignis für die Expansion der Herz-Mariä-Verehrung ist Fatima. In diesem portugiesischen Ort wollte die Göttliche Vorsehung diese Andacht nicht nur verstärken, sondern als umfassendes Mittel zur Überwindung der Krise, in der die Menschheit steckte. Diese Andacht sollte die Sünde, von der die Menschheit befallen war, besiegen und schließlich zur einer neuen Epoche, die mit dem in Fatima angekündigten Sieg des Unbefleckten Herzens Mariä beginnen.
Und in der Errichtung dieses neuen Zeitalters, daß sozusagen durch das herz Mariä erstritten wurde, spielt die Selige Jacinta eine Schlüsselrolle: Sie ist der der erste Baustein im großartigen Bau des Reiches des Unfebleckten Reiches Mariens.
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