Die sieben Gaben des Heiligen Geistes - Der Geist der Stärke
P. Markus Christoph SJM
Der Geist der Stärke Schwierigkeiten Standhalten
An die Gabe des Rates schließt sich in der klassischen Reihenfolge die Gabe der Stärke an. Wie sich Weisheit und Verstand gegenseitig bedingen und ergänzen, so bilden Rat und Stärke eine Einheit. Die Rechte Handlungsoption zu erkennen – Sache des Rates – ist eine Sache; eine Entscheidung umzusetzen – und vor allem: ihr dauerhaft treu zu bleiben – eine andere. An guten Vorsätzen mangelt es uns selten (gute Vorsätze setzen immer den guten Rat voraus), aber an der Umsetzung hakt es viel zu oft. Deshalb bedarf die Gabe des Rates immer der Ergänzung durch die Gabe der Stärke. Stärke meint: Schwierigkeiten standhalten. Wenn ein guter Vorsatz gefasst ist, dann braucht es die nötige Kraft und das Durchhaltevermögen, der getroffenen Entscheidung angesichts aller auftretenden Schwierigkeiten treu zu bleiben. Schwierigkeiten können sowohl von außen als auch von innen auftreten. Von außen: Fehlende Unterstützung von Mitmenschen oder Mitarbeitern, das Ausbleiben von Anerkennung von Freunden, unvorhergesehene Probleme im Alltag. Immer braucht es Kraft und Stärke, der Entscheidung, die durch Rat getroffen wurde, treu zu bleiben. Es gibt aber ebenso Hindernisse „von innen“: eigene Bequemlichkeit, Entmutigung, Unsicherheit, mangelnde Standfestigkeit. Auch hier bedeutet Stärke: Schwierigkeiten standhalten. Bisher gilt die Beschreibung von Stärke gleichermaßen für die Tugend der Stärke (oder der Tapferkeit). Auch bei der dritten Kardinaltugend geht es darum bei Schwierigkeiten und äußeren Widerständen einem guten Entschluss treu zu bleiben. Aber während die Tugend der Stärke auf menschliche Überlegung angewiesen ist (nämlich die Überlegung, wie lange ein Aushalten menschlich gesehen möglich bzw. sinnvoll ist), da ermöglicht die Gabe der Stärke wieder die göttliche Perspektive. Thomas von Aquin erklärt: Das Maß der Tapferkeit als Tugend ist die menschliche Kraft, das Maß der Stärke als Gabe ist die göttliche Allmacht. Exemplarisch für die Gabe der Stärke steht für die Theologen das Martyrium, das aus menschlicher Sichtweise sinnlos, unerträglich, unmöglich ist. Aus göttlicher Perspektive und unter dem Antrieb des Heiligen Geistes dagegen wird es möglich, ja sogar ehrenvoll: Die göttliche Perspektive, die in allen Situationen mit der Allmacht Gottes rechnet (nicht immer im Sinn der Befreiung aus der Gefahr, sondern wenigstens im Geschenk der nötigen Kraft zum geduldigen Aushalten), verleiht eine übernatürliche Kraft, Schwierigkeiten standzuhalten, die natürlich nicht erklärbar ist. . Ein beeindruckendes Beispiel dieser Art von übernatürlicher Stärke ist der Diener Gottes Matt Talbot, ein Ire im 19. Jahrhundert, in Dublin stadtbekannt als Trunkenbold, der noch am Zahltag seinen Wochenlohn verzechte. Angerührt durch die Gnade Gottes, machte er an einem Samstag im Jahr 1884 von einem Tag auf den anderen das Gelübde vollkommener Abstinenz. Und befand sich damit auf dem Weg zur Heiligkeit. Stärke bedeutet Schwierigkeiten standhalten. Wir können uns vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten Matt Talbot zu kämpfen hatte. Der Blick aus der Perspektive Gottes auf alle Hindernisse – verbunden mit dem Vertrauen auf die Allmacht der Vorsehung – hat ihn Tag für Tag aushalten lassen. Die Gabe der Stärke ist auch in unserem Alltag relevant: Die Treue zum Glauben in einer säkularen Welt führt immer wieder zu Situationen, wo man Unverständnis und Widerständen für den praktizierenden Glauben begegnet, die mit natürlichen Mitteln nicht lösbar sind; die ein Vertrauen auf die Allmacht Gottes (respektive der göttlichen Vorsehung) voraussetzen, damit ein weiteres Standhalten sinnvoll erscheinen kann. „Ich vermag alles in dem, der mich stärkt“ (Phil 4,13). Paulus spricht von einer übernatürlichen Stärke. Von der Gabe des Heiligen Geistes. Und just damit zeigt sich eine direkte Verknüpfung der Gabe der Stärke mit der Gabe der Wissenschaft. [Der ganze Vortag mit dem Titel „Die Gaben des Heiligen Geistes als Schlüssel für den Alltag“ ist enthalten in: Der Katholische Glaube – Kraft für den Alltag, Berichtband der 24. Theologischen Sommerakademie – (Bestelladresse IK-Augsburg, Nordfeldstr. 3 – 86899 Landsberg)] Quelle: Der Fels, Juni 2017, S. 168f. Eichendorfer Str. 17, D-86916 Kaufering. Redaktion: Hubert.Gindert@der–fels.de © Nachdruck ist mit Quellenangabe gestattet.Helfen Sie uns mit einer Spende, die Andacht zu Muttergottes in Deutschland zu verbreiten.
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