Die Verehrung Mariens: Merkmal der Heiligkeit


„Dei Heiligen haben wunderbare Dinge ausgesagt und waren
nach ihrem eigenen Geständnis beredter, nie glücklicher, als
wenn sie sie zum Thema ihrer Ansprachen und Schriften
machten“ (Hl. Ludwig von Montfort)

Dieser Satz eröffnet uns eine wichtige Wahrheit. Man darf nicht denken, dass die Andacht zur Muttergottes ein vom Hl. Ludwig eingeführter Stil der Heiligkeit sei, oder von ihm zum höchsten Ausdruck geführt wurde.

Die Andacht zu Maria ist die Eigenschaft aller Heiligen. Wenn auch nicht alle sie so weit und tief geführt haben, wie der Hl. Ludwig, so hatten sie doch eine große Andacht zu ihr, die unmittelbar unter der Andacht Jesu Christi ihren Platz fand.

In jedem Heiligen jedoch finden wir verschiedene Aspekte der Andacht zu Maria. Und es ist nur selten der Fall, dass ein Heiliger nicht einen neuen Aspekt zur Verehrung Mariens eingeführt hat.
Keiner jedoch wird behaupten, seinen Fortschritt im geistlichen Leben und letztendlich seine Standhaftigkeit nicht ihr zu verdanken zu haben. Alle mussten harte seelische Prüfungen durchstehen, die sie nur durch ihre Fürsprache bestanden haben.

Beispielsweise hatte der Hl. Franz von Sales in seiner Jugendzeit eine tiefe Krise bezüglich seines Seelenheils und der Prädestinationslehre. Er studierte das Thema und wurde quasi vom Abgrund des Problems verschlungen. Sehr stark setzte ihm die Versuchung zu, die ihm einflößte, dass seine Seele verloren gehen würde. Er fiel in eine tiefe Depression, magerte ab, wurde krank, nichts konnte ihm den Seelenfrieden wiederbringen. Eines Tages, als er vor einer Muttergottesstatue betete, bat er, wenn er auch in die Hölle käme, so möge sie ihm doch gewähren, dass er Gott während seines Lebens nicht beleidigte, denn, was ihm an der Hölle unerträglich sei, sei nicht die ewige Pein, sondern der Gedanke, Gott ewig zu beleidigen und zu hassen. In dieser Bedrängnis betete er das „Memorare, o piissima Virgo Maria“ (Gedenke, o gütigste Jungfrau), dessen Text unter der Statue angebracht war. Und er selbst erzählt, als er das Gebet zu Ende gebetet hatte, trat in seine Seele ein wundersamer Friede ein. Sofort durchschaute er das Spiel des Teufels, dem er zum Opfer gefallen war, und erlangte diese seelische Ausgeglichenheit, die sein geistliches Leben für immer prägen würde.

Im Leben aller Heiligen finden wir diese Konstante einer besonderen Verehrung und Andacht zur Muttergottes. Sie ist also ein sicheres Signal eines echten Andachtslebens. Jedem, der sie nicht übt, müssen wir die Heiligkeit in Frage stellen.

Es wäre falsch zu sagen, dass etwas, was für alle besonders wichtig ist, es für niemanden ist. Eine Mutter mit vielen Kindern ist zu jedem einzelnen Kind besonders liebevoll und jedes Kind liebt die Mutter auf seine besondere Weise. So muss auch jeder von uns die Muttergottes auf eine ganz eigene, besondere und unverwechselbare Art lieben. Sie wird ihrerseits uns eine Liebe entgegenbringen, die nicht allgemein ist, so als wenn sie sagen würde: „Die alle da, die liebe ich“. Nein. Sie liebt jeden einzelnen Menschen mit einer eigenen, besonderen Liebe, als ob er der einzige Mensch auf Erden wäre.

Quelle: Wahre Andacht zur Muttergottes – Ein Licht in den Wirren unserer Zeit – Plinio Corrêa de Oliveira – Hrsg.: Österreich braucht Mariens Hilfe – Verein Österreichische Jugend C.G.D.R.