Die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens
Plinio
Correa de Oliveira
Eines der Merkmale der Verehrung, die wir Unserer
Lieben Frau schulden, besteht sicherlich darin, dass sie von großer
Zärtlichkeit begleitet ist. Und doch besteht die Verehrung aus mehr als nur
Zärtlichkeit, Überschwang und Gemütsbewegung.
Um beständig zu sein, ist es wichtig, dass die
Marienverehrung auf präzisen, exakten und logischen Kenntnissen gründet. Nur
aus der guten Kenntnis der Wahrheit kann eine dauerhafte und ehrliche Liebe
hervorgehen. Die Frömmigkeit muss durch die eingehende Beschäftigung mit der
katholischen Lehre bestärkt werden. In dieser wird sie nämlich ihr bestes
Fundament und ihre wahre Wurzel finden.
Wenn die Kirche die Weihe von Völkern, Bistümern,
Familien und Einzelpersonen an das Heiligste Herz Jesu oder an das Unbefleckte
Herz Mariens fördert, so will sie damit erreichen, dass die auf diese Weise geweihten
Elemente, den Entschluss fassen, auf eine ganz besondere Art dem Herzen Jesu
oder dem Herzen Mariens anzugehören, indem sie treuer die Gebote befolgen, sich
die heiligen Herzen zum Vorbild nehmen und dafür im Gegenzug deren ganz
besondere Gunst und Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Weihe ist daher nicht
einfach ein Ritus oder eine vage Formel, die im Augenblick frommer
Gemütsbewegung ausgesprochen wird. Sie ist vor allem ein wohl durchdachter,
bewusster, gewollter und tiefgreifender Akt, der mit dem Vorsatz einer
vollkommeneren Eingliederung in das Leben und in die Lehre der heiligen
katholischen Kirche verbunden ist, denn nur so ist es möglich, wirklich Jesus
und Maria anzugehören.
Es ist leicht zu verstehen, dass eine solche Weihe
sowohl von äußerst tugendhaften Menschen vorgenommen werden kann, als auch von
solchen, die noch die ersten Gehversuche auf dem Weg zur Vollkommenheit im
geistlichen Leben machen. Für die Einen wie für die Anderen ist der Weiheakt
von großem Nutzen, weil er auf den, der ihn ausführt, den ganz besonderen
Schutz der göttlichen Vorsehung herabruft und ihm damit außergewöhnliche
Heilsgarantien versichert.
Viele Katholiken verstehen sehr gut, dass sich jemand
dem Heiligsten Herzen Jesu weiht, denn diese vortreffliche Übung ist schon sehr
häufig vollzogen worden und die Zahl der dem Herzen Jesu geweihten Familien ist
heute - Gott sei Dank! - sehr groß. Sie tun damit ihren festen Vorsatz kund,
ihr Leben dem des Heiligsten Herzens Jesu anzupassen und ein wahrhaft frommes,
christliches Leben zu führen. Auf diese Weise heiligen sie ihre
Standespflichten, indem sie diese im Geiste einer übernatürlichen, opferbreiten
Einstellung leben. Für den Erfolg dieser Vorsätze und den Empfang aller damit
verbundenen Gnaden empfehlen sie sich ganz besonders dem göttlichen Herzen, das
die eigentliche Quelle alles Guten ist.
Doch allgemein wird der Weihe zum Unbefleckten Herzen
Mariens leider weniger Verständnis entgegengebracht. Vielleicht gibt es auch
einige, die in den angesprochenen Weihen einen Widerspruch sehen: Wie kann man
gleichzeitig zwei Herren angehören, zwei Herzen gehorchen? Widerspricht sich
das nicht? Schließt da nicht eine Weihe die andere aus?
Nichts ist haltloser als das. In Wirklichkeit ist die
Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens eine Ergänzung der Weihe an das Heiligste
Herz Jesu. Doch nicht eine überflüssige Ergänzung sondern zweifellos eine
kostbare und bewundernswerte Ergänzung, die der Weihe an das Herz Jesu eine
wunderbare Wirklichkeit und Vollkommenheit verleiht.
Das Herz Mariens ist par excellence das Reich des
Herzen Jesu. Die Einigkeit dieser beiden Herzen ist so vollkommen, dass es
Autoren gibt, die sie sozusagen zu einem einzigen Herzen verschmelzen, in dem
sie vom Herzen Jesu und Maria sprechen. Die ganze marianische Frömmigkeit
gründet auf diese Grundwahrheit, das Maria der Kanal ist, durch den man zu
Jesus kommt, Sie ist das Tor, das Leben, der eindeutige Weg, auf dem wir mit
höchster Sicherheit, schneller, leichter Unseren Herren Jesus Christus
erreichen. So ist die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens das sicherste,
leichteste und schnellste Mittel die Vollkommenheit der Weihe an das Herz Jesu
zu erreichen.
Einen Weiheakt zu vollziehen ist sicherlich leicht.
Sich aber ehrlich, ernsthaft und gewissenhaft weihen, ist jedoch viel
schwieriger. Um die notwendigen Bedingungen für eine vollkommene Weihe an Jesus
zu erfüllen, ist nichts besser, sicherer, zweckmäßiger als uns Maria zu Weihen.
Christozentrisch denken bedeutet in Jesus Christus die
Mitte von allem zu betrachten. Doch der wahre Christozentriker aber weiß, dass
es nur einen wahren Weg gibt, der zur Mitte führt; und dieser Weg ist Maria.
Die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens ist
aktueller denn je. Mehr denn jemals zuvor braucht die von Missgeschicken jeder
Art geplagte Welt ein mütterliches Herz, dass sich ihrer erbarmt. Daher ist es
mehr denn je nötig, dass wir uns an das Herz unserer Mutter wenden, dass wir es
anflehen, seine empfindlichsten Fasern rühren, seine innigsten Saiten schlagen,
um all seine Barmherzigkeit, all seine Liebe, all seine Hilfe zu erlangen.
Wenn Papst Pius XII. die ganze Welt dem Herzen Mariens
geweiht hat, so lasst uns seine Geste nachahmen und gleichsam ergänzen, indem wir
uns vorbehaltlos demselben Unbefleckten Herzen weihen. Auf diese Weise werden
wir dem Wunsch des Papstes entsprechen und dem von der göttlichen Vorsehung
festgelegten Weg folgen.
(Aus Legionario,
Nr. 575, 15.8.1943)
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