Dürfen wir Maria „Miterlöserin“ und „Unsere Herrin“ nennen?


Die Heiligste Jungfrau hat als Mutter Gottes auf eine bestimmte Weise Anteil an den Prädikaten ihres Göttlichen Sohnes. So ist sie die Königin aller Geschöpfe, denn sie steht über allen. Und wenngleich sie nicht Priesterin im eigentlichen Wortsinn genannt werden kann, hat sie doch mit ihrem Erbarmen an unserer Erlösung mitgewirkt, und zwar nicht nur mit ihren persönlichen Verdiensten und Genugtuungen, die mit denen ihres Sohnes, Christus, vereinigt sind, sondern auch und vor allem, indem sie im gegebenen Augenblick auf dem Kalvarien­berg ihren Göttlichen Sohn dem himmlischen Vater darbot und aufopferte; aus diesem Grund verdient sie es, Miterlöserin genannt zu werden. Schließlich ist sie auch Prophetin, denn sie hat den Erlöser auf die Welt gebracht und führt uns zu Jesus Christus; gerade dies aber ist die Aufgabe der Propheten: die Menschen auf den Weg der Erlösung zu führen.

Angesichts ihrer erhabenen Stellung sowohl in der übernatürlichen Ordnung wie in der Schöpfungsordnung, übt die Jungfrau Maria ihre Herrschaft über alle Menschen und über alle geschaffene Natur aus. Weil sie die Wirksamkeit dieser Herrschaft auf geistlicher Ebene und in der tieferen Wirklichkeit der Dinge dieser Welt anerkennen, nennen sie die Christen in vielen Völkern unter Anwendung eines feudalen Sprachgebrauchs gern Unsere Herrin, so wie sie Christus Unseren Herrn nennen.