Eine marianische Geschichtstheologie
Gesegnet hat der Herr deine Macht,
weil er durch dich zunichte machte Seine Feinde.
(Judith 13.22)
Maria aber steht faktisch
nicht erst seit heute im Zentrum des Kampfes, sondern sie ist seit den ersten
Tagen der Menschheitsgeschichte dem Bösen zum Widerpart gesetzt, da sie von
Gott zur Mutter Christi bestimmt ward — eine Tatsache, die von großer
symbolischer wie realer Bedeutung ist. Nur dass ihr Bild in den ersten
Jahrhunderten nach Christus durch die Vorsehung noch verhalten war, um dafür im
Mittelalter und zumal in der Neuzeit um so kraftvoller aufzuleuchten. Schon mit
der Erschaffung des Menschen hebt der gigantische Widerstreit an. Die
Auflehnung Luzifers gegen Gott war nichts anderes als das erste Aufbegehren eines
Geschöpfes gegen den Ratschluss Gottes, dass Christus, der Heilbringer der
Menschheit, aus Maria, einem Menschen geboren werde. Dem obersten der
gottgetreuen Engel, dem Erzengel Michael, blieb es vorbehalten, Luzifer darob
in die Gottesferne der Hölle zu stürzen: Sankt Michael, der Fürst der
himmlischen Heerscharen, zu deren Führerin Maria gesetzt ist.
In die irdische Geschichte
aber trat der Kampf gegen Gott mit der Erschaffung des ersten Menschenpaares
und seiner Verführung durch Satan. Adam und Eva wurden - welch tiefer
Sinngehalt — ob ihrer ersten Sünde, die Rebellion gegen Gottes Gesetz war, aus
dem Paradies vertrieben. Sogleich aber wird der Menschheit die große
messianisch-marianische Verheißung verkündet, in der die Mission Mariens
wunderbar aufleuchtet: «Feindschaft will ich setzen zwischen dir und dem Weibe,
zwischen deiner und ihrer Nachkommenschaft; sie wird dir den Kopf zertreten und
du wirst ihrer Ferse nachstellen (Gen 3,15).
Das
geschichtsphilosophische Bild der
Genesis ist bereits grundlegend marianisch — und in Maria naturgemäß
christozentrisch — bestimmt, denn aus der Nachkommenschaft des Weibes, d.i.
Marias, soll Christus der Sieger hervorgehen. Wir berühren hier zugleich die
Fundamente Grignionischer Geschichtsauffassung, der allerdings der Gottestaat
eines Augustinus vorangegangen ist, aus dessen Geist ein volles Jahrtausend
christlicher Geschichte gestalt genommen hat.
Quelle: Johannes Maria Höcht: „Fatima und Pius XII. –
Maria Schützerin des Abendlandes“. Credo-Verlag Wiesbaden, 1959
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