Einige Beobachtungen zu den Ereignissen nach der Krönung
20 Uhr (12.10.1951): Der weite Platz gleicht einem Flammenmeer. Er ist zauberhaft beleuchtet von 50 Scheinwerfern, deren Lichtbündel sich in einer Höhe von 400 m überschneiden, gleichsam eine strahlende Lichtkuppel im Dunkel der Nacht bildend. Hier soll die Lichterprozession stattfinden.
Es folgt die Anbetung der Portugiesen mit einer
portugiesischen Ansprache, dann die Anbetung der Übrigen Nationen; die
Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes werden in spanischer, französischer,
englischer, deutscher, chinesischer und russischer Sprache erläutert. Nach der
Beendigung der Andacht wurde ein Telegramm des Heiligen Vaters verlesen, in dem
die Gewinnung des Jubiläumsablasses für die Pilger erleichtert wurde. Mit
tiefer Rührung vernahmen alle dieses Zeichen wahrhaft väterliche Anteilnahme
des Papstes.
An den 52 Altären des Heiligtums und in den Kapellen der
religiösen Institute des Ortes wurde von Mitternacht an ohne Unterbrechung das
heilige Messopfer bis um 13 und 14 Uhr
gefeiert.
Sechs Uhr früh (13.10.1951): Es ist heilige Messe mit
Generalkommunion der Pilger. 70 Priester
sind beschäftigt, um den etwa 100.000 Menschen den Leib des Herrn zu reichen.
Dazu kommen noch die Tausende von Kommunionen, die in den religiösen Instituten
ausgeteilt wurden und etwa 50.000 Kommunionen während des vorbereitenden
Triduums, so dass man die Zahl der Gläubigen, die zum Tisch des Herrn gingen,
auf etwa 160.000 schätzen kann.
Inzwischen wurde an einem Altar, gegenüber der Fassade der
Kirche, mit aller Pracht des byzantinisch-slawischen Ritus vom russischen
Bischof von Heracleopolis, Monsignore Paul Meletlijew, das Pontifikalamt
zelebriert, Priester und Theologen des russischen Kollegs in Rom assistierten
dabei. Unübertrefflich war die Wirkung des meisterhaft gesungenen Chorals,
dessen Klang das Heiligtum erfüllte. Nach dem Pontifikalamt trat der Bischof
von Evora an das Mikrophon und rief mit lauter Stimme: „Wir haben soeben das
Gebet der russischen Priester vernommen, den Schmerzensruf eines Volkes, das
weint über das Unglück seines Vaterlandes. Beten und arbeiten wir für die
Bekehrung und Auferstehung Russlands – damit der Triumph des Unbefleckten
Herzens Marias beschleunigt werde!“
Zehn Uhr: Die wundertätige Statue der Gottesmutter wird im
feierlichen Triumphzug, begleitet von einer Menschenmenge, wie sie die Cova da
Iria noch nie gesehen, zum Altar getragen, an dem der Gesandte des Heiligen
Vaters, Kardinal-Legat Tedeschini, das Pontifikalamt hält. In seiner Ansprache
teilt er der Menge mit, was bisher Geheimnis des Vatikans war: Der Heilige
Vater, der Papst Unserer Lieben Frau von Fátima, hat anlässlich der
Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel
viermal eine Wiederholung des Sonnenwunders vom 13. Oktober 1917 geschaut. -
War es eine Belohnung? . . . Ein Zeichen göttlicher Anerkennung der eben
verkündeten Wahrheit? . . . Ein himmlisches Zeugnis, das den Zusammenhang
der Wunder von Fátima mit dem Mittelpunkt, dem Haupt der Wahrheit und des
katholischen Lehramtes verbürgt? . . . Alle drei Dinge zusammen. Fátima im
Vatikan – der Vatikan in Fátima!
Es ist der Mühe Wert, die Worte zu berichten, mit denen
Seine Heiligkeit selbst dieses Erlebnis dem Kardinal schriftlich mitteilte:
„Es war am 30. Oktober 1950, am Vorabend des Tages, da die
ganze katholische Welt die feierlichen Definition der leiblichen Aufnahme der
Allerheiligsten Jungfrau Maria in den Himmel erwartete. Gegen vier Uhr
nachmittags machte ich den gewohnten Spaziergang in den Vatikanischen Gärten,
wie immer verschiedene amtliche Schriften lesend und studierend. Ich stieg
hinauf zum Platz der Madonna von Lourdes gegen den Gipfel des Hügels, in der
Allee, die rechts entlang der Einfriedungsmauer läuft. Für eine Moment erhob
ich die Augen von den Blättern in meiner Hand. Da fiel mir ein Phänomen auf,
das ich bis zur dieser Stunde noch nie gesehen hatte. Die Sonne, die noch
genügend hoch stand, erschien wie ein undurchsichtiger, gelblicher Ball, von
einem leuchtenden Kreise umgeben; was mich aber in keiner Weise hinderte, die
Sonne aufmerksam zu betrachten, ohne dabei die geringste Beschwerde zu
empfinden. Eine zarte Wolke lag wie ein Schleier vor der Sonne. Der gelbe Ball
bewegte sich an seinem äußeren Rande bald kreisend, bald sich von links nach
rechts und umgekehrt verschiebend. Auch das Innere der Kugel – das sah man mit
aller Klarheit – war ohne Unterbrechung in stärkster Bewegung. Dasselbe
Phänomen wiederholte sich an den folgenden Tagen, am 31. Oktober und am 1.
November, dem Tag der Dogmaverkündigung, ebenso am 8. November, dem Oktavtag;
seither nie mehr. Ich suchte auch an anderen Tagen und unter denselben
atmosphärischen Verhältnissen dieselben auffallenden Phänomene an der Sonne
festzustellen, aber vergebens. Ich konnte nicht einmal einen einen Augenblick
hinschauen, sogleich war ich geblendet.
Das ist in kurzen und einfachen Worten die reine Wahrheit.“
Kaum war das Pontifikalamt beendet, erschallte, von den
harmonischen Glockenklängen in St. Peter angekündigt, im Heiligtum, das in
dieser Stunde Mittelpunkt und Herz der Welt geworden, die bekannte und feste
Stimme des Stellvertreters Christi auf Erden:
„Magnificat anima mea Dominum! Das ist das Wort, das Uns
spontan über die Lippen kommt, um die Gefühle auszudrücken, die Unsere Seele in
diesem historischen Augenblick der jetzigen Feierlichkeit erfüllen, bei der Wir
in der Person Unseres Kardinal-Legaten den Vorsitz führen; bei der
Feierlichkeit oder dem grandiosen Hymnus des Dankes, den eure erleuchtete
Frömmigkeit zum Herrn emporsenden wollte für den unschätzbaren Segen des
Heiligen Jahres der ganzen Welt, auf diesem bevorzugten Berg von Fátima,
auserwählt von der jungfräulichen Mutter zum Thron der Erbarmungen und zur
Quelle ihrer Gnaden und Wunder.
Ein Jahr ist seit jener feierlichen, heimweherfüllten Stunde
vergangen vergangen, in der Wir in der Basilika des Apostelfürsten die Heilige
Pforte geschlossen haben. Wir schienen den Engel des Herrn zu sehen, der vor
zwölf Monaten von hier ausgehend über die ganze Welt zog, um die Seelen, die
guten Willens sind, einzuladen; sie sollten kommen, den Frieden zu suchen und
das übernatürliche Leben zu erneuern im Bade des Jubiläums, im Herzen der
Ewigen Stadt bereitet.
Heute, wo dasselbe Jubiläum des ganzen Erdkreises vor dem
Abschluss steht, wollen wir einen Rückblick halten. Eine andere Vision, nicht
weniger tröstlich, zeigt sich Unsrem Geiste: Oh, es ist nicht nur der Engel des
Herrn, es ist die Königin der Engel, die auszog in ihren wundertätigen Bildern
aus den berühmtesten Heiligtümern der Christenheit und vornehmlich aus diesem
Heiligtum von Fátima – hier hat der Himmel zugestimmt, sie als „Königin der Welt“ zu krönen – und die in einem jubelnden Besuch
alle Gebiete ihrer Herrschaft durcheilt. Auf ihren Reisen in Amerika wie in
Europa, in Afrika und Indien, in Indonesien und Australien häufen sich die
Wunder der Gnade dermaßen, dass Wir nur mit Mühe glauben können, was die Augen
sehen. Nicht nur die guten und gehorsamsten Kinder der Kirche, die noch
eifriger werden; die verlorenen Söhne sind es, die, besiegt vom Heimweh nach
der mütterlichen Liebe, in das Vertrauen zurückkehren. Es sind (wer könnte sich
das vorstellen?) in Ländern, wo das Licht des Evangeliums kaum zu leuchten
begann, wo viele verstrickt sind in der Finsternis des Irrtums, Menschen, die
im Wettstreit mit den Gläubigen Christi ihren Besuch erwarten, sie empfangen
und ihr mit Begeisterung zujubeln, sie verehren, sie anrufen und
außerordentliche Gnaden erhalten. Unter den mütterlichen Blick der himmlischen
Pilgerin gibt es nicht Gegensätze von Nationalität oder Rasse, die trennen,
nicht Verschiedenheit von Grenzen, welche scheiden, nicht widerstrebende
Interessen, die Zwietracht bringen; alle finden sich in diesem Augenblick
glücklich als Brüder. Ein einzigartiges Schauspiel und ein einzigartiger
Eindruck, der Uns die schönsten Hoffnungen fassen lässt!
Bei der Verkündigung des Jubiläums haben Wir als eines
seiner Ziele den Frieden angegeben,
den inneren wie den äußeren Frieden in den Familien, der Gesellschaft und unter
den Völkern.
Die Allerseligste Jungfrau, Unsere Herrin, zeigt in ihrer
Botschaft, die sie als Pilgerin in der Welt wiederholt, den sicheren Weg des
Friedens und die Mittel, ihn vom Himmel zu erhalten, da wir ihn von
menschlichen Mitteln so wenig erwarten können.
Wenn sie mit besonderem Nachdruck das Rosenkranzgebet in den
Familien einschärft, scheint sie uns zu sagen, dass durch die Nachahmung der
Heiligen Familie das Geheimnis des Friedens am häuslichen Herd gefunden wird.
Wenn sie ermahnt, besorgt zu sein um den Nächsten wie für die eigenen Interessen,
bis zum Gebet und Opfer für sein geistiges und zeitliches Heil, zeigt sie ein
Mittel, das wirklich geeignet ist, die Eintracht zwischen den sozialen Klassen
wieder herzustellen. Und wenn sie mit mütterlicher Stimme betrübt und
eindringlich eine allgemeine und aufrichtige Rückkehr zu einem christlicheren
Leben fordert, erinnert sie uns vielleicht nicht daran, dass einzig im Frieden
mit Gott und in der Achtung der Gerechtigkeit und des ewigen Gesetzes das
Gebäude des Friedens in der Welt fest gegründet ist? Denn, wenn Gott nicht
baut, arbeiten die Bauherren umsonst.
Wir fahren fort, mit allen Uns möglichen Mitteln unermüdlich
zu arbeiten für das wahre Wohl der ganzen menschlichen Familie und setzen
Unsere Hoffnung vor allem auf die mächtigste Fürsprache der Jungfrau, die Wir
unaufhörlich anrufen, damit sie sich würdige, die Stunde zu beschleunigen, in
der sich von einem Ende der Welt bis zum anderen de Gesang der Engel
verwirkliche: ,Ehre sei Gott und Friede den Menschen, die guten Willens sind!'
“
Monsignore Fulton Scheen, der angesehene Helfer des
Kardinals Spellmann, fasste den tiefen Eindruck
dieses großen Ereignisses folgendermaßen zusammen:
„Der Rote Platz von Moskau hat eine Antwort im Weißen Platz
von Fátima gefunden. Der Rote platz ist voll mit Maschinengewehren und Fahnen,
die gerötet sind vom Blut der Opfer des Kommunismus. Ihm gegenüber steht der
Weiße Platz von Fátima, weiß wie das Bild der Jungfrau und wie die Hunderte und
Tausende von Taschentüchern, die in der Luft geschwenkt werden als Huldigung an
die Königin des Friedens.
Es wird ein Tag kommen, an dem die tyrannische Macht des
Roten Platzes und die geistige Macht des Weißen Platzes einander treffen werden
zum Endkampf. Der Kommunismus wird nicht mit Waffen besiegt werden, sondern erobert
durch eine Bekehrung. Die Jungfrau des Weißen Platzes in Fátima will nicht den
Tod der Kommunisten, sondern dass sie sich bekehren und im Frieden mit Gott
leben.“
Quelle: Maria Spricht zur Welt – Geheimnis und
Weltgeschichtliche Sendung Fatimas – L. Gonzaga da Fonseca – Tyrolia-Verlag,
Innsbruck, Wien, München
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