„El Cristo de la Vega“ - Der Schwur des Gekreuzigten
Um
den „Cristo de la Vega*“ rankt sich folgende Legende:
Es
war im 16. Jahrhundert da lebten in Toledo zwei Menschen, die sich liebten:
Diego Martínez und Inés de Vargas. Da es zu vorehelichen Beziehungen kam,
verlangte Inés, Diego sollte sie heiraten, um ihre Ehre wiederherzustellen.
Dieser sagte ihr, dass das nicht gehe, denn er müsse in den Krieg nach
Flandern, wenn er aber in einem Monat zurückkäme, würde er sie heiraten.
Die
junge Frau war sich nicht so sicher über die Absichten ihres Geliebten und
verlangte von ihm er möge schwören, dass er sie bei der Rückkehr heiraten
würde. Diego will den Schwur nicht ablegen und widersteht allem Drängen von
Inés. Endlich erreicht sie von ihm, zu Füssen eines bekannten Kruzifixes den Schwur
abzulegen. Diego berührt die Füße des Gekreuzigten und schwört, dass er sie
heiraten werde, sobald er vom Krieg zurück in die Heimat käme.
Es
vergingen die Tage, die Monate und schon ein Jahr, und Diego kam aus Flandern
nicht zurück.
Inés
„welkte dahin“ vor Kummer und versank in Trost- und Hoffnungslosigkeit, doch
immer noch wartete sie auf die Rückkehr ihres Geliebten. Tag für Tag ging sie
zur Kapelle und betete vor dem Christus, der Zeuge des Versprechens geworden
war, und bat um Diegos Rückkehr, denn bei niemanden mehr fand sie Trost.
Schon
zwei Jahre waren vergangen, der Krieg in Flandern war beendet, doch Diego kam
nicht zurück. Inés gab aber die Hoffnung nicht auf, und ertrug ihre Trauer mit
Geduld und Glauben an die Rückkehr Diegos. Jeden Tag ging sie zum
Aussichtsturm, in der Erwartung sie würde ihn endlich von Weitem kommen sehen.
Es vergangen drei Jahre, da sah sie eines Tages von Weitem eine Gruppe von
Reitern, die sich den Mauern der Stadt näherten. In der Ahnung Diego könnte
unter ihnen sein, lief sie zum Stadttor und wartete. Und tatsächlich erkannte
sie im Anführer der sieben Lanzenreiter und zehn Knechten Diego. Sie rief ihm
zu, doch der junge Reiter gab seinem Pferd die Sporen und verschwand im
Gassenlabyrint von Toledo.
Was
war der Grund für dieses Verhalten von Diego Martínez? Wahrscheinlich seine
Beförderung zum Kapitän und die Ernennung zum Ritter des Königs, der ihn nach
der Rückkehr aus Flandern in seine Dienste nahm. Der Hochmut hatte ihn
verändert und seinen Liebesschwur in Vergessenheit gebracht, denn überall
verneinte er, dass er dieser Frau die Ehe versprochen hatte.
Inés
hörte nicht auf Diego zu bedrängen, mal mit Bitten, mal mit Drohungen und sehr
oft unter Tränen; doch das Herz des jungen Lanzen-Kapitäns war hart wie Stein
und wies sie immer wieder ab.
In
ihrer Verzweiflung sah sie nur noch einen Ausweg, denn ihre Lage war zu
Gesprächsthema der ganzen Stadt geworden, und sie musste ihre Ehre wieder
herstellen. Sie ging zum Bürgermeister der Stadt, Pedro Ruiz de Alarcón, und
bat um ein Gerichtsverfahren. Als sie ihm ihr Anliegen schilderte, fragte er,
ob sie Zeugen hätte, die ihren Fall bestätigen könnten, doch sie sagte sie
hätte keinen. Der Bürgermeister ließ Diego Martínez zu sich kommen; als er ihn
fragte, leugnete er jemals geschworen zu haben, diese Frau zu heiraten. Es ging
immer nur um die Behauptung der einen gegen die Verneinung des anderes. Ohne
Zeugen konnte der Bürgermeister zu keinem gerechten Urteil kommen.
Als
der Bürgermeister den Kapitän entlassen hatte und dieser mit zufriedenem Stolz
sich zum gehen aufmachte, bat Inés ihn aufzuhalten. Denn sie erinnerte sich,
dass sie doch einen Zeugen hatte. Als sie sagte, wer es sei, wurde es still im
Gerichtssaal. Nach einigem Zögern beriet sich der Bürgermeister mit den
Richtern und sie beschlossen sich zum Gekreuzigten zu begeben, und ihn um eine
Aussage zu bitten.
Als
die Sonne schon unterging kamen sie zur Einsiedelei. Eine große Menschenmenge
hatte sich angeschlossen, denn die Nachricht hatte sich in Windeseile in der
Stadt verbreitet.
Allen
voran ging der Bürgermeister, dann Inés mit ihrem Vater, die Schreiber, die
Wachen, Mönche, Edelmänner und das einfache Volk. Eine Menge Zuschauer wartete
auch schon an der Kapelle, unter ihnen Diego Martinez in stolzer Manier.
Es
traten alle in das Kloster ein und zündeten vor dem Kreuz vier Kerzen an und
eine Lampe, knieten nieder und beteten leise. Dann erhob sich ein Notar und
ging bis zum Kreuz, rechts und links von ihm Diego und Inés. Er las mit lauter
Stimme die eingereichte Klage und befragte Jesus als Zeugen: „Schwörst Du, dass
eines Tages hier zu Deinen Füssen Diego geschworen hat, Inés zu heiraten?“
Nach
einigen Momenten der Spannung und Stille löste Christus seine rechte Hand vom
Nagel und senkte sie hinab auf die Akten des Prozesses, öffnete seine Lippen
und sagte, hörbar für alle: „Ja, ich schwöre es!“
Angesichts
dieses Wunders widersagten beide, Inés und Diego, den Eitelkeiten der Welt und
traten in zwei getrennte Klöster ein.
Die
Kreuzkapelle wurde zum Pilgerort. Nach dem Richterspruch ging der Arm Jesu in
seine ursprüngliche Stellung zurück, doch dieses Wunder wiederholte sich jedes
Jahr am Jahrestag bis Napoleon, bei seinen Feldzügen in Spanien auch nach
Toledo kam, und Kapelle und Kreuz zerstörte. 1826 hat eine Schnitzer einen
neuen Corpus hergestellt, mit dem Arm in der Schwurhaltung, wie er heute zu
sehen ist. Doch auch dieses Kreuz wurde während des Spanischen Bürgerkrieges
von 1936 bis 1938 stark beschädigt, wurde aber schon 1938 aufwendig
restauriert.
Experten
sind der Meinung, dass es sich bei diesem Kruzifix um die Kreuzwegstation der
Abnahme Jesu vom Kreuz handeln könnte.
*) „Vega“ bezeichnet ein feuchtes Flusstal, Aue
Quelle:
aus dem Spanischen übersetzt in
https://www.leyendasdetoledo.com/index.php/leyendas/terror-milagros/18-cristo-de-la-vega.html
Bild:
http://toledoolvidado.blogspot.de/2009/07/el-cristo-de-la-vega.html
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