Fátima - Maria als Pilgerin 4
So verliefen die
Pilgerreisen. Und nun die Früchte.
Es war die Mutter, die vorüberging. Und die Kinder, auch
jene, die taten, als dächten sie nicht mehr an das Vaterhaus, wetteiferten in
Beweisen ihrer kindlichen Liebe. Wie viele
Geschenke opferten sie! Medaillen, Rosenkränze aus Silber und Gold,
Reliquienschreine . . . Eine Familie überreichte einen silbernen Schlüssel als
Symbol der Hingabe ihres ganzen Hauses. Mehr als eine arme Frau opferte ihre
Goldkette; eine Greisin zog aus ihrer
abgenützten Geldtasche zwei kleine Goldstücke und gab sie einem Priester mit
der Bitte: „Bringen Sie dieses Almosen der Gottesmutter. Ich kann nicht mehr
gehen und sie darum nicht selbst aufsuchen. Es ist wenig, wenig; aber ich habe
nicht mehr!“ - Es war ein halber Escudo (etwa 20 Lire). Wahrlich, Jesus hätte
wieder wie einst sprechen können: Diese Greisin hat mehr als alle anderen
geopfert.
Man beachte: viele Dörfer in diesen ausgedehnten Gegenden
konnten nur spärlich mit Priestern besetzt werden; ja, seit der Verfolgung 1910
blieben sie geradezu ohne jede priesterliche Betreuung; indessen war die unchristliche Propaganda
ungestört am Werk. So verwirklichte sich immer mehr das Wort des heiligen
Pfarrers von Ars: Eine Pfarrei ohne Priester wird in wenigen Jahren eine
Pfarrei ohne Kirche sein, und eine Pfarrei ohne Kirche wird sehr bald eine
Pfarrei ohne Christen sein . . .
Jetzt bereiten viele Missionare die Wege der Gottesmutter.
Opferfreudige Frauen ziehen von Dorf zu Dorf, predigen die Liebe Jesu und
unterrichten Erwachsene und Kinder im Katechismus. Wie viel wunderbare
Bekehrungen gibt es! Unzählige unerlaubte Verhältnisse werden in Ordnung
gebracht. Tausend und abertausend Beichten sind zu verzeichnen. Die Menschen
drängen sich zur nächtlichen Anbetung. Auch hunderte von Erwachsenen werden
getauft. In einem einzigen nicht sehr volkreichen Ort sind es allein
fünfhundert. Anderswo tauft ein Kapuzinermissionar 282 Personen. In vielen
Orten bitten die Bewohner inständig, man möge ihnen doch einen Pfarrer senden.
In Vimieiro versprechen die Männer einstimmig, am Sonntag keine knechtliche
Arbeit mehr zu verrichten und die heilige Messe nicht zu versäumen... Die Bürgermeister vollziehen persönlich die
Weihe ihrer Gemeinden an das Unbefleckte Herz Marias. Ein einziger, in der
Erzdiözese Évora, verkündete öffentlich, dass er dies nicht tun wolle. Aber als
er dann den Glauben und die Begeisterung der Bewohner sah, bereute er es und
vollzog die Weihe mit großer Andacht. Ein anderer kam, bekannte öffentlich seine
Vergehen und bat um Verzeihung.
In wie vielen Orten fielen Bilderstürmer und Menschen voll
feindseliger Haltung besiegt zu Marias Füßen nieder! Ein Beispiel: „Wir hatten
die Gnadenstatue nach Escourel gebracht“, so erzählt einer der Priester. „Jene
Pfarrei war eine der schlechtesten des ganzen Erzbistums. Sie hatten dort keine
Kirche; denn sie hatten ihre Kirche seit 1910 in eine Schule umgewandelt,
nachdem alle Bilder verbrannt worden waren. Der heutige Empfang Unserer Lieben
Frau von Fátima (9. November) war ergreifend. Kein einziger der Bewohner
fehlte, kein einziges Haus war ungeschmückt. Mit lauten Rufen bat die Menge den
Erzbischof, er möge die Restaurierung ihrer Kirche erlangen und ihnen einen
Pfarrer geben. Die Arbeiter opferten der Gottesmutter eine goldene Kette, die
Pfarrei einen silbernen Rosenkranz.“
Aber nicht nur geistige Gnaden teilte Maria aus. In Hülle
und Fülle überschüttete sie die Menschen mit ihren Gaben, Gebetserhörungen,
Wundern und vielfach beglaubigten wunderbaren Heilungen des Körpers in
Estremoz, Beja, Almodówar, Veiros usw. In Badajoz zeigte sie sich besonders
großmütig, vielleicht um der Stadt für den herrlichen Empfang zu danken.
Ein einziges Beispiel entnehmen wir der Erzählung des
Missionars Fr. Fidelis D. Barbosa: „Es kam das lange erwartete Gnadenbild an
(in Alcoutim, Provinz Algarve). Am gleichen Tag trat eine junge Blinde, Maria
Manuela de Brito, an das Mikrophon. Sie war im Blindeninstitut erzogen worden
und las nun, vorbereitet vom Missionar, von einer Vorlage in Blindenschrift
eine Anrufung vor, die mit folgenden Worten endete: „Und ich im besonderen, o
Herrin, die ich wohl zu Deinem Bilde komme, aber es nicht sehen kann, weil
meine Augen erloschen sind, ich flehe Dich ohne Unterlass voll Glauben an:
Herrin, mach, dass ich sehe! Herrin, Du weißt um mein Leid! Hilf mir! Erlöse
mich aus dieser Finsternis! Gib das Licht diesen Augen, damit sie zu sehen
vermögen, was meine Phantasie sich vorstellen kann. Aber... wenn Du mich
dieser großen Gnade nicht für würdig hältst, Herrin, vermehre meinen Glauben!
Gib mir Kraft im schweren Ringen mit den Wechselfällen meines Unglücks,
erleuchte meine Seele, damit ich Dich einst im Paradies sehen und lieben kann!“
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, da bemerkten ihre Augen
in einige Entfernung klar und deutlich die Gnadenstatue. Sie lief hinzu, warf
sich zu ihren Füßen nieder und dankte aus ganzem Herzen für die eben erhaltene
große Gnade. Dann sah sie den hochwürdigsten Bischof, trat zu ihm hin und
küsste seine Hand. Dieser sank bewegt in die Knie und mit ihm alle anwesenden
Priester, während die Menge unter Tränen Marias Lobpreis sang.“
Quelle:
Maria spricht zur Welt – Geheimnis und Weltgeschichtliche Sendung Fatimas – L.
Gonzaga da Fonseca – Tyrolia-Verlag – Innsbruck, Wien, München
Bild asu „Australia needs Fatima“ - 2016 - Monat Oktober
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