Fatima - Maria als Pilgerin durch Frankreich
Die weite Kathedrale von Bayonne, kunstvoll geschmückt, war
zur Gänze mit Menschen gefüllt. Der Hochwürdige Bischof vollzog selbst die
Zeremonien. Dann setzte die allerseligste Jungfrau ihren Weg gegen Bordeaux
fort, um nach Zurücklegung von 400 Kilometern nach Lourdes zu kommen, dessen
Bischof ihren Besuch gewünscht hatte.
Es folgten zwei Tage des Triumphes. Der große Apostel für
Fátima in Frankreich, Kanonikus C. Barthas von Toulouse, legte in einer
Ansprache mit großer Beredsamkeit dar, wie der Besuch Unserer Lieben Frau von
Fátima in Lourdes die Begegnung zweier Botschaften derselben himmlischen Mutter
darstellt, eine Begegnung, die ein Bedeutsames Ereignis in der Geschichte der
Allerseligsten Jungfrau ist.
Dann setzte die „Herrin vom guten Wege“ ihre Reise fort, von
Pfarrei zu Pfarrei, auf den Schultern getragen, bis an die belgische Grenze.
Und die Gnaden des Himmels fehlten nicht.
Hier ist ein kommunistischer Bürgermeister, der bei allen
Feierlichkeiten zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau den Vorsitz führen wollte.
Unweit von jenem Ort entfernt liegt eine Pfarrei, deren eifriger Pfarrer
trostlos ausrufen konnte: „Ich habe nur einen Christen in meiner Pfarrei!“ Als
er von der Pilgerfahrt Unserer Lieben Frau hörte, bat er, man möge sie doch
auch zu seiner armen Herde bringen. Und die Allerseligste Jungfrau kam um 20
Uhr in jenem religiös erkalteten Dorfe an. Während der Mitternachtsmesse – ein
ungewohntes Ereignis für dieses arme Volk – drängten sich einige hundert Personen
um den Altar,um die strahlende Gnadenstatue in der Nähe zu sehen und keines der
Worte zu überhören, die ihnen über die Botschaft von Fátima gesagt wurden. Im
Augenblick des Abschieds konnte sich der H. H. Demoutiez nicht enthalten zu
sagen: „Die Beichtväter müssten des Beichtgeheimnis entbunden werden, um zu
sagen, wo man die wahren Wunder von Fátima findet.“
In einem anderen Ort in der Mitte Frankreichs hatten die
Bewohner 20 Kilometer auf der Straße zurückgelegt, um die Gottesmutter würdig
zu empfangen. Viele davon waren barfuß gegangen. Kaum einer war, der nicht die
Sakramente während der Mitternachtsmesse empfangen hätte. Um 2.30 Uhr, als H.
H. Demoutiez von der Kirche zurückging spürte er, dass ihm jemand folgte. Er
blieb stehen, und der Mann näherte sich.
„Hochwürden, entschuldigen Sie, dass ich sie einen Moment
störe.“
„Ich stehe Ihnen zu Diensten, mein Freund.“
„Hören Sie! Ich bin ein alter Soldat; ich habe den Krieg
1914 mitgemacht. Dann verheiratete ich mich, aber ein Jahr später verließ mich meine Frau mit dem
Söhnchen. Im Jahre 1926 ließ ich mich in die Fremdenlegion aufnehmen und kam in
die verschiedensten Länder. Schließlich kehrte ich nach Frankreich zurück, um
diesen traurigen Krieg mitzumachen. Sie verstehen, Hochwürden, ich bin ein Gnadenloser.
Alles habe ich in meinem Leben getan, nur das Gute nicht. Ich habe getötet und
geraubt . . vom sittlichen Leben wollen
wir nicht sprechen . . .“
Er schwieg einen Moment, dann legte er die Hand auf die
Schulter des Priesters und begann zu weinen.
„Ich habe gehört, was Sie vor kurzer Zeit in der Kirche
sagten. Ich stand ganz im Hintergrund. Ich habe beten gehört . . . Ich wollte
dasselbe tun, aber konnte es nicht. Es ist alles so lange her . . . Hochwürden,
verstehen Sie mich! Verurteilen Sie mich nicht! Ich bin ein Gnadenloser. Ich
möchte mein Leben ändern . . .“
Der Priester fragte bewegten Herzens:
„Wie sind Sie in die Kirche gekommen? Warum sind Sie
gekommen?“
„Ich weiß es nicht. Ich befand mich aus Zufall in diesem
Orte und wartete in einem Kaffeehaus neben dem Bahnhof auf den
Mitternachtszug.Da zog die Prozession mit der Muttergottes vorbei, und ich
folgte unwillkürlich nach. Als ich in der Kirche eingetreten war, blieb ich.
Inzwischen ist der Zug abgefahren; ich werde einen anderen nehmen. Aber,
verstehen Sie mich, Hochwürden, ich will mein Leben ändern. Es war die
heiligste Jungfrau.“
Der Priester kniete sich nieder und betete mit dem armen
Soldaten das Ave Maria, dann hörte er die Beichte und gab ihm voll Erbarmen die
Lossprechung Gottes. In der Kirche empfing dann der Soldat die heilige Kommunion
zum erstenmal nach zwölf Jahren. Es war um vier Uhr früh . . .
In einem anderen Dorfe (der Vorfall ist Bezeugt durch einen
Missionar in Afrika) hatten sich einige Hitzköpfe verabredet, die Prozession zu
stören. Schon waren sie beisammen, um ihren Plan auszuführen, da erblickt der
Anführer die Gnadenstatue. Sie strahlt in ihrer Einfachheit, mit mütterlichem
Lächeln blickt sie ihn an ... da fühlt er keinen Mut mehr, sein Vorhaben
auszuführen ... Er kehrt nach Hause zurück. Aber der Gedanke an die
allerheiligsten Jungfrau lässt ihn nicht los. Er verfolgt ihn so beharrlich, so
quälend, dass er heute in der „Kongregation des Heiligen Geistes“ lebt, voll
Verlangen, das Böse, das er gesät hat, durch das Gute zu überwinden.
Quelle: Maria Spricht zur
Welt – Geheimnis und Weltgeschichtliche Sendung Fatimas – L. Gonzaga da Fonseca
– Tyrolia-Verlag – Innsbruck, Wien, München
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