Fatima-Pilgerstatue: Wie die schönste Fatima Statue entstand?

Fatima-Pilgerstatue: Wie die schönste Fatima Statue entstand?

Rex Teodosio

In Fatima waren die drei jungen Seher die einzigen Menschen, die die Gottesmutter tatsächlich gesehen haben. Eine der ersten Fragen, die den Kindern von vielen Pilgern gestellt wurde, war: „Wie sah sie aus?“. Ohne Umschweife antworteten die Kinder, dass sie „sehr schön“ war. Es war nur verständlich, dass die vielen Pilger ihre Mutter sehen wollten. So wuchs aus einer heiligen Neugierde der Wunsch nach einer physischen Darstellung der Gottesmutter.

Die erste Statue

Der erste Versuch, eine Statue mit den Erscheinungen in Verbindung zu bringen, kam von der Muttergottes. Während Ihrer Erscheinung am 13. September 1917 wies sie Lucia Santos an, zwei Boxen anfertigen zu lassen. In der ersten Box sollte Geld für das Fest Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz gesammelt werden, den Rest sollte man für den Bau einer Kapelle verwenden. Lucia wurde angeordnet, eine Statue Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in die zweite Box zu legen. Diese erste Statue stellte die Muttergottes dar, aber sie war kein genaues Abbild dessen, wie sie den Kindern erschienen war.

Die Kapelle der Erscheinungen wurde schon bald nach der Erscheinung vom 13. Oktober gebaut. Es vergingen zwei Jahre und es gab immer noch keine Statue, die Unsere Liebe Frau von Fatima darstellte. Die Pilger, die in Scharen nach Fatima strömten, waren enttäuscht über das Fehlen eines Bildes zur Verehrung der Muttergottes von Fatima. Schließlich entschied ein junger Pilger, Gilberto Fernandes Santos, einen Weg zu finden, um die allererste Fatima Statue anfertigen zu lassen.

Die Fatima Statue

Gilberto Fernandes Santos suchte das Geschäft Casa Fanzeres, das auf sakrale Kunst spezialisiert war, in der Stadt Braga auf und erklärte dem Inhaber sein Vorhaben. Der mit der Aufgabe betraute Künstler José Ferreira Thedim suchte sofort nach Aufzeichnungen betreffend die Erscheinungen. Die einzige überlebende Seherin, Lucia Santos, stand nicht mehr für Befragungen zur Verfügung. Sie lebte in einem Kloster, dessen Adresse geheim gehalten wurde. Um die Seherin vor neugierigen Pilgermassen zu schützen, wurde sogar Ihre wahre Identität gegenüber ihrer Mitschwestern verborgen gehalten.

Die von den drei Kindern hinterlassenen Beschreibungen waren wenig hilfreich. Auf die Frage, wie sie denn die Gottesmutter beschreiben würden, antworteten die Kinder stets, „dass sie schön sei und strahlender als die Sonne.“

Der Künstler befragte Pater Manuel Nunes Formigão, der die drei Kinder über die Erscheinungen ausgiebig interviewt hatte. Doch sind seine Notizen darüber verloren gegangen und es lässt sich daher nicht feststellen, wie genau Thedim ihnen gefolgt ist. Bekannt ist, dass sich der Künstler von einem Bild Unserer Lieben Frau von Lapa inspirieren hat lassen, es dann den Beschreibungen der Hirtenkinder anpasste, so wie diese sie dem Priester Manuel Formigao geschildert hatten.

Am 13. Mai 1920 wurde die Statue fertiggestellt und vom Pater Manuel Ferreira – er leitete die Pfarre in Fatima während der Erscheinungen – geweiht. Die Statue wurde jedoch erst einen Monat später in die Erscheinungskapelle gebracht, da damals religiöse Veranstaltungen seitens des politischen Regimes verboten waren. Die Statue wurde auf eine Säule gestellt, die sich gleich neben der Eingangstür zur Kapelle befindet.

Die Statue der Muttergottes von Fatima wird zum Ort der Erscheinung gebracht

Gilberto Fernandes Santos berichtet darüber, wie die Menschenmenge die Statue der Muttergottes, empfing: „Da es keine politische Verfolgung gab, beschloss ich, die Statue der Muttergottes von Fatima zum Ort der Erscheinung zu bringen. Es war 15:30 Uhr, als ich mit ihr zur Tür der kleinen Kapelle kam. Ich bat die Leute, ihre Hüte abzunehmen. In dem Moment, in dem die Leute die Statue sahen, „knieten sie auf dem Boden, schrien, beteten laut, weinten und baten mit erhobenen Händen um Vergebung, weil sie dasselbe Sonnenphänomens wie am 13. Oktober 1917 erlebten“.

Pater John de Marchi berichtet über folgendes Ereignis: „ Als die Kiste, die die Statue enthielt, geöffnet wurde, beugte sich ein dreizehnjähriges Mädchen, dem die Tränen über die Wangen liefen, über die Kiste. Es war Lucia. Die Statue erweckte ergreifende Erinnerungen in ihr“.

„Die wundersame Statue“

Als „Statue der Erscheinungskapelle“ bekannt, erhielt diese den Beinamen „die wundersame Statue“, denn sie erwirkte für viele Pilger große Gnaden. Die Statue stand bei vielen Zeremonien in Fatima im Mittelpunkt. Unzählige Wunder werden ihr zugeschrieben, darunter das Überstehen eines Dynamitanschlags, der im Jahre 1922 das Dach der Kapelle wegsprengte.

Dennoch vertrat Schwester Lucia die Meinung, dass die Darstellung der Statue nicht dessen entsprach, was sie 1917 bei den Erscheinungen in Fatima gesehen hatte. Schwester Lucia vertraute sich dem Bischof von Leiria an.

So ging die Suche nach der perfekten Statue weiter. Die zunehmende Popularität der Verehrung Unserer Lieben Frau von Fatima bedeutete auch, dass die Zahl der Statuen, die den Pilgern angeboten wurden, stetig wuchs. Die Kommerzialisierung in Fatima nahm exponentiell zu, nachdem das örtliche Ordinariat im Jahre 1929 die Erscheinung offiziell anerkannte. Bald waren Tausende von Statuen weltweit im Umlauf – Statuen in verschiedenen Designs, Formen und Größen.

Die Künstler ließen – basierend auf den Beschreibungen der drei Kinder – bei der Gestaltung der Statuen ihren Schöpferkräften freien Lauf. Sie fügten sogar Merkmale hinzu, die die Kinder bei den Erscheinungen nie sahen: wallende Haare, mit Edelsteinen verziertes Gewand und sogar Sandalen.

Die Blaue Armee Unserer Lieben Frau von Fatima

Im Jahr 1946 übernahm John Haffert, der Mitbegründer der Blauen Armee Unserer Lieben Frau von Fatima, die Suche nach der präzisesten und schönsten Fatima Statue. Er traf sich mit Schwester Lucia und zeigte ihr Bilder von den schönsten Statuen Unserer Lieben Frau von Fatima, die er auf seinen Reisen gesehen hatte. Er hatte gehofft, dass wenigstens eine der Statuen auf den Bildern ihrer “Schönheit“ ähnlich sein würde. Schwester Lucia betrachtete jede einzelne Statue aufmerksam, sagte aber, dass keine von ihnen so aussah wie Unsere Liebe Frau bei den Erscheinungen in Fatima. So ging die Suche erneut weiter.

Im Februar 1947 entwarf ein amerikanischer Priester, der auch ein ausgebildeter Bildhauer war, eine Statue, die auf einer Zusammenstellung aller bekannten Beschreibungen basierte und sogar jene aus den gerade erst veröffentlichten Memoiren von Schwester Lucia berücksichtigte.

Schwester Lucia beanstandete die Statue des Priesters indem sie sagte, dass seine Darstellung der Gottesmutter diese zu alt erscheinen lasse, sie nicht elegant genug wirke und die Falten ihrer Kleidung zu flach wären. Wie schon bei den anderen Künstlern davor entsprach die Fantasie des Priesters nicht der Realität. Da er die seltene Gelegenheit sah, direkt mit Schwester Lucia arbeiten zu können, schlug er vor, eine weitere Statue unter ihrer Aufsicht anzufertigen.

Schwester Lucia war nicht leicht zufrieden zu stellen und korrigierte ihn immer und immer wieder. So kehrte Pater McGlynn mit einer nicht „perfekten Statue“ nach Amerika zurück. Er wurde von Schwester Lucia damit getröstet, dass er einige Merkmale richtig hinbekommen hatte, wie die Falten ihrer Tunika und ihres Mantels, die Position ihrer Hände und das Aussehen des Unbefleckten Herzens Mariens.

Auch diese Mühe trug Früchte. Pater McGlynn gab seine Notizen an Mr. Thedim weiter, der gerade dabei war, die erste Pilgerstatue herzustellen. Diese wurde am 13. Mai 1947 fertiggestellt und gesegnet. Das Ergebnis war spektakulär. Es handelte sich definitiv um eine exakte Statue der Muttergottes von Fatima.

Die Pilgerstatue

Diese Statue war dazu bestimmt, als Pilgerin die Welt zu bereisen. Sobald sie ihre Pilgerreisen antrat, war der Empfang überwältigend. Herr Haffert erkannte, dass die Statue wohl viele Jahre lang durch Europa reisen würde, bevor sie nach Amerika kommen konnte. Daher bat er den Bischof, eine zweite Pilgerstatue anfertigen zu lassen, die in die westliche Hemisphäre reisen sollte.

Die zweite Pilgerstatue wurde am 13. Oktober 1947 gesegnet. 1981 beschloss Herr Haffert, die Statue die Nacht über bei Schwester Lucia verweilen zu lassen. Am nächsten Tag bemerkte diese, „dass sie noch nie eine Statue gesehen hatte, die der tatsächlichen Erscheinung der Muttergottes so ähnlich war“.

Letzten Endes konnte eine Statue angefertigt werden, die Schwester Lucia zufriedenstellte. Und seitdem hat diese Statue das Leben von Millionen Menschen berührt.

Die erste Reise der Statue in die Vereinigten Staaten umfasste 20 Staaten, 32 Diözesen und 5.000.000 Menschen zollten ihr Verehrung. Seitdem reist die Statue unaufhörlich um die Welt. Die Reisen werden von der Blauen Armee Unserer Lieben Frau von Fatima (jetzt Weltapostolat von Fatima genannt) organisiert.