Fragen zur Familiensynode 2015 - XIII
XIII. Die Rolle der übernatürlichen Gnade im
Hinblick auf die Keuschheit in der Familie
95.
FRAGE: Der moderne Mensch scheint unfähig, Verantwortung zu übernehmen, die
das ganze Leben lang andauert; daher erscheint die unauflösliche und monogame
Ehe den meisten heute undurchführbar. Ist es da nicht utopisch, wenn die Kirche
von den Familienmitgliedern die Tugenden der Treue und der Keuschheit verlangt?
ANTWORT: Gott verlangt vom Menschen
nichts, was diesen überfordern würde. Wenn die natürlichen Kräfte nicht
ausreichen, spendet die Vorsehung übernatürliche Kräfte, die ihn befähigen,
seine Aufgabe zu bewältigen. Unser Herr Jesus Christus verlangt von den
Eheleuten, den Eltern, den Kindern nichts Unmögliches; er gibt ihnen zur
Erfüllung ihrer Aufgaben ausreichende Gnaden.
„Die Würde und die Verantwortung der christlichen Familie als Hauskirche
können nur mit der beständigen Hilfe Gottes gelebt werden; wer sie in Demut und
Vertrauen erbittet, dem wird sie auch zuteil“ (hl. Johannes Paul II., Familiaris
consortio, Nr. 59).
96. FRAGE: Wie ist es möglich, ein keusches Leben zu führen?
ANTWORT: „Alle, die an Christus glauben, sind berufen, ihrem jeweiligen
Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr.
2348) Die Kirche lehrt, dass die absolute Keuschheit sowohl außerhalb als auch
in der Ehe der Natur entspricht und deshalb theoretisch möglich ist. Doch wegen
der Erbsünde ist dauerhafte Keuschheit nur mit Hilfe der Gnade möglich, die
eine schwere Aufgabe leicht macht: „denn
gut zu tragen ist mein Joch, und meine Bürde ist leicht“, sagt Jesus (Mt
11,30). Wenn einmal die Gewohnheit der Unzucht überwunden und durch die
Keuschheit ersetzt ist, wird sie zu einer Tugend, die man mit Freude
praktizieren kann.
„Die Keuschheit erfordert den Erwerb
der Selbstbeherrschung,
die eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist. Die Alternative ist klar:
Entweder ist der Mensch Herr über seine Triebe und erlangt so den Frieden, oder
er wird ihr Knecht und somit unglücklich“ (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2339)
97. FRAGE: Wenn auch die Keuschheit
theoretisch möglich scheint - wie kann man sie in unserer von Pansexualität
geprägten Zeit in der Praxis noch verlangen?
ANTWORT: Keusch zu sein war schon immer schwer
und es ist heute, in der modernen Gesellschaft, in der die Unzucht in Umwelt,
Kultur und Medien geradezu beworben wird, noch schwerer geworden. Mehr denn je
müssen die Gläubigen heute gegen den Strom schwimmen, um die Keuschheit zu
bewahren. Dazu ist im Besonderen die Hilfe der göttlichen Gnade durch Gebet,
Askese und Buße notwendig. Aber gerade deswegen – das kann man gar nicht oft
genug wiederholen - ist ein Leben in
Keuschheit heute verdienstvoller und lohnender als je zuvor.
„Die Würde des Menschen verlangt daher, dass er in bewusster und freier
Wahl handle, das heißt personal, von innen her bewegt und geführt und nicht
unter blindem innerem Drang oder unter bloßem äußerem Zwang. Eine solche Würde
erwirbt der Mensch, wenn er sich aus aller Knechtschaft der Leidenschaften
befreit und sein Ziel in freier Wahl des Guten verfolgt sowie sich die
geeigneten Hilfsmittel wirksam und in angestrengtem Bemühen verschafft“ (Gaudium et Spes, Nr. 17).
98.
FRAGE: Wie soll es den Eheleuten möglich
sein, in ehelicher Keuschheit zu leben?
ANTWORT: Die eheliche Keuschheit
ist keine unerfüllbare Forderung; sie ist vielmehr die Bedingung für eine
gesunde und gedeihliche Ehe und Familie, und damit auch eine Wohltat für die
Gesellschaft.
„Dieses nachdrückliche Bestehen auf
der Unauflöslichkeit des Ehebandes hat Ratlosigkeit hervorgerufen und ist als
eine unerfüllbare Forderung erschienen. Jesus hat jedoch den Gatten keine
untragbare Last aufgebürdet (vgl. Mt 11,29-30). (…) Durch die Wiederherstellung
der durch die Sünde gestörten anfänglichen Schöpfungsordnung gab er selbst die
Kraft und die Gnade, die Ehe in der neuen Gesinnung des Reiches Gottes zu
leben“ (Katechismus
der Katholischen Kirche, Nr. 1615).
99. FRAGE: Scheint es nicht
eindeutig, dass das Thema Familie eine verlorene Sache ist, und dass es schon
längst zu spät ist, noch etwas zu tun?
ANTWORT: Es gibt sehr viel zu tun und
es sollte dringend getan werden! Anstatt die Situation zu beklagen und sich mit
dem Schlimmsten abzufinden, ist es Zeit, dass die Christen sich an die Arbeit
machen, um den verlorenen Boden mit allen Mitteln wieder zurückzugewinnen – „alles vermag ich in dem, der mich stärkt“ (Phil
4,13).
„Liebe zur Familie bedeutet, ihre Werte und Möglichkeiten zu schätzen und
stets zu fördern. Liebe zur Familie bedeutet, die ihr drohenden Gefahren und
Übel wahrzunehmen und zu bekämpfen. Liebe zur Familie bedeutet ferner, an der
Schaffung einer Umgebung mitzuwirken, die ihre Entfaltung begünstigt. In ganz
besonderer Weise schließlich zeigt sich diese Liebe, wenn man der christlichen
Familie von heute, die oft zu Mutlosigkeit versucht und durch die vermehrten
Schwierigkeiten verängstigt ist, wieder Vertrauen zu sich selbst gibt, zu ihrem
Reichtum von Natur und Gnade, zu der Sendung, die Gott ihr übertragen hat“ (hl.
Johannes Paul II., Familiaris Consortio,
Nr. 86).
100. FRAGE: Was ist also zu tun?
ANTWORT: „Bei dieser Gelegenheit wollen Wir die Erzieher und alle, die für das
Gemeinwohl der menschlichen Gesellschaft verantwortlich sind, an die
Notwendigkeit erinnern, ein Klima zu schaffen, das geschlechtlich zuchtvolles
Verhalten begünstigt. So überwindet wahre Freiheit Ungebundenheit durch Wahrung
der sittlichen Ordnung. (…) Daher richten Wir das Wort an die Regierungen,
denen vor allem die Verantwortung für den Schutz des Gemeinwohls obliegt und
die so viel zur Wahrung der guten Sitten beitragen können: Duldet niemals, dass
die guten Sitten eurer Völker untergraben werden; verhindert unter allen
Umständen, dass durch Gesetze in die Familie, die Keimzelle des Staates,
Praktiken eindringen, die zum natürlichen und göttlichen Gesetz im Widerspruch
stehen“ (sel. Paul VI., Humanae
Vitae, Nr. 22-23).
Wir schließen dieses Dokument mit dem Hinweis, dass die Familie von
Nazareth das Vorbild für die Familie schlechthin ist, weil sie die Gemeinschaft
der Liebe verwirklicht, die die wahre und heilige Aufgabe der Familie ist. Zur
Rettung der Familie haben die Päpste die Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu
empfohlen. Wenn dieser Empfehlung Folge geleistet wird, wird Gott den Familien
in Not mit seiner allmächtigen Gnade zu Hilfe kommen, die Muttergottes wird ihnen
beistehen mit mütterlichem Schutz, und die Kirche wird ihnen helfen mit Wort
und Gebet, mit den Sakramenten und mit aktiver Nächstenliebe.
Quelle:
„Vorrangige Option für die Familie“
100 Fragen und 100 Antworten im Zusammenhang mit der Synode
von S.E. Erzbischof Aldo di Cillo Pagotto SSS, S.E. Bischof Robert F. Vasa und S.E. Weihbischof Athanasius Schneider
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