Fünfte Erscheinung: 13. September 1917



Wie die anderen Male wurden von den Anwesenden, deren Anzahl auf 15 bis 20 Tausend oder mehr geschätzt wurde, eine Reihe von Vorgängen in der Atmosphäre beobachtet: das Licht der Sonne wurde so schwach, daß man die Sterne sehen konnte; es fiel eine Art Regen wie von schillernden Blumenblättern oder Schneeflocken, die sich jedoch auflösten, bevor sie den Boden berührten; diesmal fiel besonders eine leuchtende Kugel auf, die langsam und erhaben von Osten nach Westen und am Ende der Erscheinung in Gegenrichtung zog. Wie bereits üblich erblickten die Seher den Widerschein eines Lichtes und danach Unsere Liebe Frau über der Steineiche:
UNSERE LIEBE FRAU: „Betet weiter den Rosenkranz, damit ihr das Ende des Krieges zuwege bringt. Im Oktober kommen auch Unser Herr Jesus Christus, Unsere Liebe Frau von den Sieben Schmerzen und vom Berg Karmel und der Heilige Joseph mit dem Jesuskind, um die Welt zu segnen. Gott ist mit euren Opfern zufrieden. Er will aber nicht, daß ihr mit dem Strick schlaft, legt ihn nur während des Tages an.“ (18)
LUCIA: „Die Leute haben mich gebeten, Euch um viele Dinge zu bitten: um die Heilung einiger Kranker und eines Taubstummen.“
UNSERE LIEBE FRAU: „Ja, einige werde ich heilen, andere nicht. (19) Im Oktober werde ich ein Wunder vollbringen, damit alle glauben.“ (20)
Und sie begann aufzusteigen und entschwand wie üblich.
(V gl. Memórias II, S. 156; IV, S. 346 u. 348; De Marchi, S. 138-139; Walsh, S. 115-116; Ayres da Fonseca, S. 70-71; Galamba de Oliveira, S. 93)
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18) Die Kinder waren dazu übergegangen, ein Stück dicken Strick als Bußgurt zu tragen, den sie nicht einmal vor dem Schlafengehen ablegten. Er hinderte sie oft daran zu schlafen, so daß sie ganze Nächte lang wach blieben. Deshalb das Lob und die Empfehlung unserer Lieben Frau.
19) Bei De Marchi geht der Satz Unserer Lieben Frau weiter: „denn der Herr vertraut ihnen nicht“. Nach den Antworten, die sie Dr. Goulven gegeben hat, sagt Schwester Lucia, daß sie sich nicht erinnern könne, diesen Satz mitgeteilt zu haben (vgl. Sebastiäo Martins dos Reis, A Vidente de Fátima dialoga e responde pelas Aparicoes, S. 45).
An dieser Stelle, erwähnt De Marchi noch die folgende Bitte Lucias an Unsere Liebe Frau: „Viele behaupten, ich sei ein aufdringlicher Mensch und verdiene, aufgehängt oder verbrannt zu werden. Tun Sie bitte ein Wunder, damit alle glauben.“ Diese Sätze sind aber nicht in Lucias Memoiren zu finden.
20) De Marchi fügt noch folgenden Dialog hinzu:
Lucia: „Die Leute haben mir zwei Briefe für Sie übergeben sowie ein Fläschchen Kölnisch Wasser.“
Unsere Liebe Frau: „Das nützt nichts für den Himmel.“
In einer Antwort auf die Fragen von P. José Pedro da Silva sagt Schwester Lucia, daß sie sich nicht daran erinnere, Unserer Lieben Frau „Parfüm“ ausgehändigt zu haben (Vgl. Sebastião Martins dos Reis, A vidente de Fátima dialoga e responde pelas Aparições, S. 63). Auch in den Memoiren der Seherintaucht dieser Dialog nicht auf.


Quelle: Antonio Borelli Machado, “Fatima: Botschaft der Tragödie oder der Hoffnung?“ 10. Auflage, 2003, S. 71f. DVCK e.V. Frankfurt.