Gedanken zur Fastenzeit


In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lief eines Tages in Italien eine Gruppe sehr reicher Jugendlicher von Carpinete in den Nachbarort, um sich dort zu vergnügen. Alle waren gut gelaunt. Unterwegs begegnete ihnen eine Bettlerin:
„Habt Erbarme mit mir, junge Herren, meine drei Kinder warten zu Hause hungernd auf mich!“ Jeder gab ihr etwas, doch einer gab ihr das ganze Geld, das er bei sich hatte. Gerührt von dieser großherzigen Gabe weinte die arme Frau und sagte: „Gott segne Dich, mein Sohn! Ich werde jeden Tag für Dich beten! Du hast mir so viel gegeben, daß ich einige Monate davon leben kann. Gott segne jeden Deiner Schritte! Du könntest Priester werden. Ich werde dafür beten!“ Dieser großmütige Junge war Gioacchino Pecci. Er wurde Priester und später Papst. Er nahm den Namen Leo XIII. an.
Ja, beten wir für unsere Familien: für die Kinder und Enkel; für die Kirche, für unsere Gemeinde; beten wir in der Fastenzeit auch den Kreuzweg! Nehmen wir uns doch immer wieder das Kreuztragen unseres Heilandes und Seiner vielgeliebten Mutter Maria vor Augen. Das, was uns am Weg zu Gott seufzend macht, das ist das KREUZ. Das, was allein unsere Rettung ist, das ist das Kreuz. Wir sehen im Kreuz meist nur das Schwere, das Opfer; wir sollen es aber auch anders sehen. Auch die Gottesmutter, die Auserwählte, die Freude des Dreieinigen Gottes und der Jubel aller Engel, war Kreuzträgerin. Sie sah es in seiner ganzen grausamen Realität, als Sie an jenem grauen Morgen, da Ihr Sohn vor Pilatus stand, über den Zimmermannsplatz ging und es dort zusammengefügt wurde; als Sie selbst unter dem Kreuz stand, da sah Sie nur mehr Ihr Kind, das dort hing, und alles andere war versunken.


Haben wir ein Kreuz und das Bild der schmerzhaften Gottesmutter darunter? Dort knien wir nieder, so oft ein Kreuz uns drückt. Dort schauen wir auf Ihn, den König der Märtyrer und des Herzeleides. Vom Kreuz kommt nicht nur Licht, sondern mehr noch: Kraft, Gnade in überreicher Fülle. Aber wir müssen es herzhaft umfassen im Gebet. Die Welt ist eine Prozession von Kreuzträgern, jeder Mensch wird in dieser Welt zum Kreuz tragen geboren. Entweder trägt er sein Kreuz Christus nach geduldig wie Er, in guter Meinung wie Er, dann trägt er es dorthin, wo kein Kreuz mehr ist, sondern nur Herrlichkeit. Oder er trägt es fluchend und grollend und dann wird er doch nicht befreit davon, dazu trägt er es dorthin, wo kein Kreuz mehr ist, sondern ewige Verzweiflung und Qual.
O Heiland, hilf uns das Kreuz zu tragen. Schmerzhafte Gottesmutter bitte für uns und für alle Kreuzträger, vor allen für alle Kranken und Leidenden.


Aus „Gottesdienstordnung St. Martin Engelfangen“ Februar 2007, Pater B.U.