Hl. Johannes Bosco: Vision unserer Zukunft vom Mai 1873

DON BOSCO
Turin, 1825-1888

Geboren wurde Giovanni Bosco am 15.08.1815 zu Becchi als Sohn armer Bauern. Seit dem 9. Lebensjahr visionär veranlagt, wurde er einer der Größten Wundertäter des letzten Jahrhunderts. Nach seiner Priesterweihe im Jahre 1841 (Don = Pfarrer) gründete er 1846 das Waisenhaus für verwahrloste Knaben vom hl. Franz von Sales. Der von ihm gegründeten Oden der Salesianer zur Jugendbetreuung stellte er, wie all sein Tun und Lassen, unter den besonderen Schutz der Muttergottes, die ihm viel Schutz und Hilfe gewährte. Am 31.01.1888 starb er in Turin und wurde „trotz seiner Prophetien“ von der Kirche heiliggesprochen.

Eine Heiligsprechung bestätigt nicht die Aussprüche einer Person, sondern nur das heroische Tugendstreben derselben und die Vollkommenheit in der Liebe. Don Bosco, der hervorragende Priester und Apostel der Jugend, hinterließ in seinen Tagebüchern zahlreiche Weissagungen, die aber (wegen der Schilderung der Zukunft in düsteren Farben) von Rom geheimgehalten werden. Was an die Öffentlichkeit drang, geben wir nach Salotte-Schlegel und Wiprecht von Groitsch wieder:

Vision unserer Zukunft vom Mai 1873
(Don Bosco)

Es war eine dunkle Nacht (geistige Verwirrungen), die Menschen vermochten nicht mehr zu unterscheiden, welcher der einzuschlagende Weg sei, um an ihre Orte zurückzukehren, als am Himmel ein herrliches glänzendes Licht erschien, das die Schritte der Wanderer wie am Mittag erhellte. In jenem Augenblick wurde eine Menge Männer, Frauen, Greise, Kinder, Mönche und Priester mit dem Papst an der Spitze aus den Vatikan kommen und sich zur Prozession formen gesehen.

Aber siehe: ein wütender Sturm. Indem jenes Licht ziemlich verdunkelt wurde, schien sich eine Schlacht zwischen dem Licht und der Finsternis zu entwickeln. Inzwischen kam man zu einem mit Toten und Verwundeten bedeckten Platz, von denen mehrere mit lauter Stimme um Stärkung baten.

Die Reihen der Prozession lichteten sich sehr. Nachdem sie ein Stück weit gegangen, das zweihundert Sonnenaufgänge (=200 Tage) entspricht, gewahrte jeder, daß er (der Papst?) nicht mehr in Rom war. Verzagtheit ergriff die Seelen aller, und sie scharten sich um den Papst, um seine Person zu schützen und ihm in seinen Nöten beizustehen.
In jenem Augenblick wurden zwei Engel gesehen, die ein Banner trugen und es dem Papst überreichten, wobei sie sprachen: „Empfange das Banner derjenigen, die die stärksten Heere der Erde schlägt und zerstreut. Deine Feinde sind verschwunden, deine Söhne rufen mit Tränen und Seufzern nach deine Rückkehr.“

Richtete man dann den Blick auf das Banner, so sah man auf einer Seite geschrieben: Regina sine labe concepta (Königin ohne Sünde empfangen), und auf der anderen: Auxilium Christianorum (Hilfe der Christen).

Der Papst ergriff mit Freude das Banner, aber als er die kleine Zahl derer betrachtete, die um ihn geblieben waren, wurde er sehr betrübt.

Die beiden Engel sagten hierauf: „Gehe sofort deine Kinder trösten! Schreibe an deine in den verschiedensten Teilen der Welt verstreuten Brüder, daß eine Reform in den Sitten der Menschen notwendig ist. Dies lässt sich nicht anders erreichen, als indem man dem Volke das Brot des Göttlichen Wortes bricht. Unterweiset die Kinder, predigt die Loslösung von den irdischen Dingen.

Es ist die Zeit gekommen, so schlossen die beiden Engel, „daß die Armen den Völkern Verkünder des Evangeliums werden. Die Leviten werden von der Hacke, vom Spaten und vom Hammer genommen (geistliche Berufe vom Arbeiter- und Bauernstande), damit sich die Worte Davids erfüllen: Gott hat den Armen von der Erde erhöht, um ihn auf den Thron der Fürsten seines Volke zu Setzen.“

Nach dem der Papst dies gehört, machte er sich auf, und die Reihen der Prozession begannen sich zu verstärken. Als er dann die Heilige Stadt betrat, begann er zu weinen über die Verzagtheit, in der sich die Bürger befanden, deren viele nicht mehr waren. Nachdem er wieder in Sankt Peter eingetreten, stimmte er das Te Deum an, worauf ein Chor von Engeln singend antwortete: „Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis.“
Als der Gesang beendet war, hörte die Dunkelheit ganz auf, und es zeigte sich eine herrlich glänzende Sonne (eine neue gerechte Ordnung nach dem dritten Weltgeschehen).

Die Städte, die Orte, das Land war an Bevölkerung verringert, die Erde war zerstampft wie von einem Gewitter, von einem Wolkenbruch und vom Hagel, und die Leute gingen einander entgegen und sagten ergriffenen Gemütes: „Das ist der Gott Israels.“

Vom Beginn des Exils (des Papstes) bis zum Gesang des Te Deum erhob sich die Sonne zweihundertmal. Die ganze Zeit, die in der Erfüllung jener Dinge verstrich, entspricht vierhundert Sonnenaufgängen.


Quelle: Reinigung der Erde – Prophezeiungen über die Zukunft der Menschheit – Josef Stocker – Mediatrix-Verlag – Wien