„Ihr seid durch sein Blut erkauft“ - I


Die Andacht zum heiligen Blut Christi führt uns in die tiefsten Geheimnisse der Erlösung. Sie sagt uns: durch die Ausgießung seines Blutes hat Christus uns herausgerissen aus der Macht der Finsternis und hinübergetragen in sein Reich des Lichtes und der Gnade. „Er hat uns geliebt und mit seinem Blut von unseren Sünden gewaschen und uns zu seinem Königtum gemacht und zu Priestern für Gott seinen Vater“ (Offb1,5). Die Apostel, besonders Paulus, werden nicht müde, immer und immer wieder uns zu mahnen: Ihr seid durch sein Blut erworben, durch sein Blut erlöst, durch sein Blut gerechtfertigt und geheiligt. „Um teuren Preis seid ihr erkauft“ (1 Kor 6, 20), nämlich „nicht mit vergänglichem Gold und Silber, sondern mit dem kostbaren Blute Christi“ (1 Petr 1,17). Von jedem Kreuz flüstert es aus den heiligen Wunden des Herrn: „Ihr seid um teuren Preis erkauft! Vergesst es nicht! Werft euch nicht weg! Ihr habt ein Recht, ja die Pflicht, euch hoch einzuschätzen!“

Katharina von Siena sagte einst zum jungen Ritter Francesco di Malavolti, der wiederholt in seine leichtfertigen Sitten zurückfiel, bis er unter dem Einfluss der Heiligen für immer sich von der Gnade fesseln ließ und Mönch wurde: „Ich kann dich wohl teuer nennen: Du hast mich so viele Tränen gekostet!“ So spricht Christus der Herr zu einem jeden aus uns: „Ich kann dich wohl teuer nennen. Habe ich dich nicht um einen hohen, ja um den höchsten Preis erkauft, um den Preis meines Blutes?“ Das erklärt uns die unerschöpfliche Liebe des Guten Hirten, der dem verirrten Schäflein über Schluchten und Abgründe nachgeht und nicht Ruhe findet, bis er den eigenwilligen Ausreißer im Jubel wieder zur Herde zurücktragen kann.

Quelle: Alphons Maria Rathgeber, „Kirche und Leben“ – Ein Buch von der Schönheit und Segenskraft der Kirche. Verlag Albert Pröpster, Kempten im Allgäu 1956