„Ihr seid durch sein Blut erkauft“ - IV

Heilig-Blut-Reliquie, Weißenau (Ortschaft Eschach, Stadt Ravensburg),
Klosterkirche Weißenau (heute Pfarrkirche St. Peter und Paul),
2006, eigenes Foto, Foto: Andreas Praefcke - Wikimedia Commons
Man kann keine wahre Andacht zum kostbaren Blute des Herrn haben, ohne durch sie hochherziger und opferbereiter zu werden. Christus hat sein Blut für mich hingegeben - und ich sollte meine so teuer erkaufte Seele um einen Spottpreis verschleudern? Christus hat mir das letzte Blutströpflein, das aus seiner Herzenswunde floss, geschenkt - und ich sollte zu bequem, zu oberflächlich sein, um auch nur die kleinen Opfer des Alltags ihm aus freudigem, willigem Herzen zu geben? Ich sollte gleichgültig zuschauen, wie das kostbare Blut des Herrn für diese oder jene Seele umsonst geflossen ist? Ich sollte unberührt davon bleiben, wenn ich sehe, wie das Blut Christi untergeht in einem endlosen Strom von Unsittlichkeit und Laster, von Sünde und Greuel? „Schätzt das Blut Christi in den Seelen und laßt es nicht verlorengehen!“, mahnte der heiligmäßige Bischof Wittmann von Regensburg. Wie viele Seelen würden gerettet, wie viele Sünden würden verhindert, wie viele arme Seelen würden erlöst, wenn wir öfter im Tage das kostbare Blut durch die Hände Mariens dem ewigen Vater darbringen würden!

Wollt ihr es euch nicht zur segensreichen Gewohnheit machen und täglich nach der Wandlung den Kelch mit dem kostbaren Blute Christi Maria übergeben mit der Bitte: „Liebe Mutter, um der Schmerzen willen, die du beim Tod deines Sohnes erlitten hast, opfere dieses Blut auf für den Heiligen Vater und seine vielgestaltigen, großen Anliegen! Opfere es auf für die Bekehrung der Sünder, für die Beharrlichkeit der Gerechten, für die Sterbenden und die armen Seelen im Fegfeuer! Opfere es auf für meine eigene, sündige Seele!“ Unterlaßt es nicht, jeden Tag aufs neue zu bitten: Herr, laß dein Blut und deine Pein an mir doch nicht verloren sein! Betet untertags öfter: „Meines Heilandes kostbares Blut komme mir, den Meinen und den Armen Seelen zugut!“


Quelle: Alphons Maria Rathgeber, „Kirche und Leben“ – Ein Buch von der Schönheit und Segenskraft der Kirche. Verlag Albert Pröpster, Kempten im Allgäu 1956