Im Sonnenlicht

Der für den rosenkranzbetenden Menschen wesenhafte Sonnenblick ist Erstes, aber nicht Einziges und Letztes, wie aus dem Sonnenwunder von Fatima hervorgeht.
Die Sonne beleuchtet die Erde. Und zwar so, dass die jeweilige Lichtfarbe der Sonnenstrahlen der ganzen Natur, den Wolken, den Felsen, den Wiesen und Weiden, dem Boden, den Häusern, den Gebrauchsgegenständen, den Menschen, ihren Gesichtern und Kleidern, ihre eigenartige Färbung verleiht. Das ist der Zweck der Betrachtung beim Rosenkranz. Der Sonnenblick schafft im Lichte des Geheimnisses eine besondere übernatürliche Atmosphäre um den Alltag. Je nachdem man ihn in die Beleuchtung des freudenreichen, des schmerzhaften oder des glorreichen Rosenkranzes rückt.
Auch das ist wesenhaft für den Rosenkranz. Erst der versteht den Rosenkranz, dem er zum Leuchtherd für seine persönliche Umwelt, seine Familie, sein Berufsleben, seine Umgebung wird. Die Sonne von Fatima war von wunderbarer Lebhaftigkeit. Sie war nichts Starres. Nichts Unbewegliches. Nichts Kaltes. Der Rosenkranz muss Leuchtkraft haben, radioaktiv wirken auf die um ihn herum, das um ihn herum. Man kann das allerdings nicht von jedem Rosenkranz behaupten. Vielleicht sogar von wenigen. Aber das ist nicht seine Schuld. Das ist die Schuld der Hände, die ihn tragen, der Lippen, die ihn beten. Das Beten ist bei diesen Leuten etwas für sich und das Leben ist etwas für sich. Wie zwei Bäche, die nebeneinander laufen, ohne sich umeinander zu bekümmern. Lebensfremd.
Der neue Rosenkranz, der Rosenkranz aus dem Geist von Fatima, muss zu gleicher Zeit eine religiöse Schule sein für den Alltag. Ein fortdauernder Wandlungsprozess für den Betenden; die Menschen, die ihn gebetet haben, müssen nachher andere Menschen sein. Ihre Umwelt muss für sie ein eigenes Kolorit bekommen. Das der Hl. Familie von Nazareth. Das von Golgatha. Das der Gemeinschaft der Heiligen. Wie jede hl. Messe ihre eigene liturgische Farbe hat, so soll der Rosenkranz jedem Tag seine besondere christo-zentrische marianische Färbung geben. Der Rosenkranz darf also nicht nur gebetet, sondern er muss auch gelebt werden.


Quelle: Herold Christi – aus den Schriften von Prälat Robert Mäder – 9 - Rosenkranz