In Deiner Gegenwart

Wenn wir von Deiner Gegenwart erbeben Und täglich in Dein Licht hinüberschwinden, Dass Du der Dritte bist, wo zwei sich finden, Und ihrer Liebe innerlichstes Leben, Dann wird die Welt sich ihrer Sucht begeben Und ihren Schmerz und ihre Not verwinden, Ein heilig Fluten wird die Herzen binden, wenn Du der Weinstock bist und wir die Reben. Lass mich zum Kreuz auf allen Wegen dringen, das Du im Glücke wie im Gram verschlossen, und lass mich sterben und durchglühe mich!

Du willst die Welt und sie will Dich umschlingen, bis über jede Stirn Dein Licht ergossen und alle Liebe Heilig ist durch Dich. 1938

Quelle: Die Sonette – Reinhold Schneider – von Leben und Zeit, dem Glauben und de Geschichte – Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten. S. 170