Jesus ist die Kirche
Auf die Frage: Hat Jesus die Kirche gewollt? Fällt dem Bibelfesten Katholiken gewiss zunächst Mt 16,18 ein. Dort sagt Jesus zu Petrus: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Vielleicht drängt sich so dann als zweites Mt 18,17 in der Erinnerung: Wenn der Bruder gesündigt hat und die Zurechtweisung im kleinen Rahmen nicht ernst nimmt, soll die Angelegenheit der Kirche vorgetragen werden. „Hört aber auch nicht auf die Ekklesia, dann sei er für dich wie eine Heide oder ein Zöllner.“ Freilich ist zu bedenken, daß bei den Synoptikern nur Matthäus explizit con der Ekklesia spricht. Markus, dessen Evangelium das älteste des neutetamentlichen Kanons darstellt und von Matthäus herangezogen worden ist, erwähnt die Ekklesia nie. Dieser Befund mag die Skepsis daran nähren, ob die beiden Mt-Stellen tatsächlich auf authentische Worte Jesu zurückgehen. Handelt es sich mithin bei Mt 16,18; 18,17 nicht vielmehr um eine Bildung der nachösterlichen Gemeinde? Wer nun behauptet, Jesus habe keine Kirche gestiftet, will nicht leugnen, daß die Kirche etwas von Jesus zu tun hat. Unter Jesus wird dabei der Mann aus Nazareth verstanden, der die Frohe Botschaft vom Anbruch des Gottesreiches verkündigte, damit in der Öffentlichkeit Galiläas und Judäas große Aufmerksamkeit erregte, durch Wort un Tat Menschen faszinierte, einen Jüngerkreis um sich versammelte und am Kreuz den Tod fand. Von diesem Jesus ging – was leicht einzusehen ist – eine so inspirierende Wirkung aus, daß die Jünger davon nicht mehr loskamen. Einem Wort H. Küngs zufolge ist die Kirche „nicht von Jesus gegründet (worden), sondern nach seinem Tod mit Berufung auf ihn als den Gekreuzigten und doch Lebenden entstanden“. Zwar auf der gleichen Linie liegend, aber doch mehr verwässernd heißt es, die Jünger hätten nach Jesu Tod das Bedürfnis empfunden, sich an Jesus zu erinnern, an seine Persönlichkeit, an seine Liebe und an seine Art, von Gott zu sprechen. Deshalb hätten die beschlossen, sich zur Erinnerung an Jesus immer wieder zu treffen. Bei jeder Zusammenkunft hätte man in Palästina wenigstens Brot und Wein gereicht. Das sei der Ursprung der Eucharistie. Hiernach entspringt die Kirche eindeutig nicht einer Initiative Jesu, sondern von Menschen; die Kirche ist eine Art Jesus-Gedächtnis-Verein. Und das ist falsch. Quelle: Mysterium Kirche – Sozialkonzern oder Stiftung Christi? - Hrsg.: Walter Brandmüller – MM Verlag – Aachen – Seite 42 und Teil 43.Helfen Sie uns mit einer Spende, die Andacht zu Muttergottes in Deutschland zu verbreiten.
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