Jesus nachfolgen heißt:... 3. Teil
... sich richten nach seinen
Maßstäben
Nietzsche
hat einmal festgestellt, daß Jesus alle Maßstäbe auf den Kopf stellte. Bei
einer Belehrung der Jünger sagte Jesus: „Wer unter euch groß werden will, sei
euer Diener. Wer unter euch der erste sein will, sei euer Knecht. Ich bin nicht
gekommen, mich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und mein Leben hinzugeben
als Lösegeld für viele“ (Mt 20, 27 f). Wenn uns wirklich an der Nachfolge
Christi liegt, müssen wir zusammenleben mit den Mitmenschen uns nach Christi
Maßstäben richten. Auch hierin will Er von uns das ungeteilte Herz.
Er gibt uns die goldene Regel:
„Wie ihr wollt, daß euch die anderen tun, so tut auch ihr ihnen!“ (Lk 6, 31).
Dieses zu befolgen erfordert ein hohes Maß Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit.
Der Mensch erwartet vom anderen sehr viel Nachsicht, Verständnis und
Entgegenkommen. Er selbst aber ist nur bereit, diese seinem Mitmenschen zu
schenken. Meist bestimmen Sympathie und
Eigennutz des Menschen Wohlverhalten. Jesus hat aber gesagt: „Wenn ihr nur jene
liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr hierfür? Auch die Sünder
lieben die, von denen sie geliebt werden. Wenn ihr nur denen Gutes tut, die
euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr hierfür? Dasselbe tun ja auch die
Sünder. Wenn ihr nur denen leiht, von denen ihr etwas bekommen hofft, welchen
Dank erwartet ihr hierfür? Auch die Sünder leihen einander, um das Gleiche
hierfür wiederzuerhalten“ (Lk 6, 32-34).
Jesus will keine Nächstenliebe,
wie sie die Sünder pflegen, sondern eine, die der Gottesliebe und der
Gottesfreundschaft entspricht. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt
Jesus auf, wie Nächstenliebe aussieht, wenn sie dem göttlichen Gebot
entsprechen soll und nicht eigennützigen menschlichen Interessen und Absichten.
Aus der Selbstliebe muß eine selbstlose Liebe werden. Franz von Sales nennt sie
„die Liebe des Wohlwollens“, weil sie zuerst und ausschließlich das Wohl des
anderen will. Sie sucht nicht das Ihre, wie es Paulus im Hohenlied der Liebe
sagt. Die wohlwollende Liebe des Samariters besteht darin, daß er nicht an
sich, an seine Pläne und seinen Nutzen denkt. Auch nicht an die Mühen, die
jetzt für diesen Menschen in Not und Gefahr aufgewendet werden müssen. Er
handelt einfach, will das Wohl dessen, der sich selber nicht helfen kann und
der ihm auch nicht für den Dienst etwas zurückzugeben vermag. Er sorgt einfach
dafür, daß der Arme gesund gepflegt wird, und übernimmt dafür alle Kosten. „Was
du dafür aufwendest, will ich dir bei meiner Rückkehr bezahlen“ (v 35). Nächste
waren dem, der unter die Räuber gefallen war, alle drei, aber nur einer, der
Samariter, hat dem Gottesgebot der Nächstenliebe entsprochen, sodass Jesus
sagen konnte: „Geh hin und tue ebenso!“ Zur christlichen Nächstenliebe gehört
das erbarmende Herz, das sich dem Menschen im Elend zuwendet, um ihn daraus zu
befreien. Solche Liebe nimmt Maß an Jesu Vorbild und Seinem Wort: „Liebet
einander, wie ich euch geliebt habe!“
Quelle: Der Schlüssel zum Herzensglück – Erfahrung
der Liebe Gottes – P. Palmatius Zilligen SS.CC. – St. Raphael-Verlag
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