Jesus schenkt sich ganz: er gibt sich selbst zur Speise

Weil der einzige Sohn Gottes uns teilnehmen lassen wollte an seiner Gottheit, hat er unsere Natur angenommen, um die Menschen zu vergöttlichen – er, der Mensch geworden ist. Doch er hat uns auch gänzlich zu unserem Heil geschenkt, was er von uns genommen hat. Denn er hat auf dem Altar des Kreuzes seinen Leib Gott, dem Vater, als Opfer dargebracht, um uns mit ihm zu versöhnen. Und er hat sein Blut vergossen, damit es gleichzeitig unser Lösegeld und unsere Taufe sei: Wir wurden losgekauft aus der beklagenswerten Sklaverei, indem wir gereinigt würden von all unseren Sünden. Damit wir immer eine so große Wohltat im Gedächtnis behalten, hat er den Gläubigen seinen Leib zur Speise und sein Blut zum Trank zurückgelassen unter den Gestalten von Brot und Wein... Gibt es etwas Kostbareres als so ein Festmahl, bei dem man uns nicht mehr, wie im Alten Bund, Kälber und Böcke als Speise anbietet, sondern Christus, den wahren Gott? Gibt es etwas Wunderbareres als dieses sakramentale Geheimnis? [...] Niemand kann die Süßigkeit dieses Sakraments ausdrücken, denn man verkostet mit ihm die geistliche Süße an der Quelle selbst. Man feiert hier das Gedächtnis dieser unübersteigbaren Liebe, die Christus in seinem Leiden gezeigt hat. Ihm lag es am Herzen, dass die Unermesslichkeit dieser Liebe sich tiefer eingrabe in die Herzen der Gläubigen. Deshalb hat er beim Letzten Mahl, nachdem er das Pascha gefeiert hat mit seinen Jüngern und da er aus dieser Welt zum Vater gehen sollte, dieses Sakrament als ewiges Gedächtnis seines Leidens eingesetzt, als die Erfüllung der alten Vorausbilder, als größtes seiner Wunder. Und er hat denen, die seine Abwesenheit mit Trauer erfüllen würde, dieses Sakrament als unvergleichlichen Trost hinterlassen. Quelle:Hl. Thomas von Aquin (1225-1274), Dominikaner, Theologe und Kirchenlehrer Opusculum zum Fronleichnamsfest „Evangelium Tag für Tag“