Jugenderziehung

Und dennoch ist es möglich

Und dennoch gibt es genug Möglichkeiten einer echten Erziehung unserer Jugend. Vor allem müssten die Erzieher mit den jungen Menschen die radikalen Fragen, die sie in sich tragen, in aller Offenheit diskutieren. Voraussetzung ist freilich, dass sich der Erwachsene selbst diese radikalen Fragen schon gestellt hat und eine Antwort darauf weiß. Was wirst Du einmal Deinen Kindern sagen, wenn sie Dich fragen nach dem Sinn des Lebens? Warum Du an etwas Ewiges glaubst? Ob es eine Pflicht gibt? Und warum Selbstbeherrschung sinnvoll ist? Das Geistige im jungen Menschen müsste Nahrung finden, und er würde begierig darnach greifen, wenn Du ihm diese Nahrung vorsetzt. Aber es müssten echte Antworten sein, keine Phrasen; Antworten, die gelebt werden. Der junge Mensch müsste wieder echten Persönlichkeiten, Vorbildern, begegnen; wirklich religiösen Persönlichkeiten; Menschen, die wirklich noch Ideale haben. Das Große muss man in lebendigen Menschen verwirklicht sehen; in Druckerschwärze erstarrt es zu einer Formel. Zünden kann im allgemeinen nur das lebendige Leben. Wenn Du das Große am andern siehst, wird es Dich wie von selbst in seinen Bann ziehen. Du wirst den Menschen gerne und willig folgen und ihm dankbar sein für das Licht, dass er Dir aufgehen ließ. Diese Menschen, die dem Großen begegnet sind, werden selbst Ideale in sich tragen und werden sie weitertragen. - Erziehen kann man nicht mit intellektuellen Beweisen, nicht mit dem Knüppel; auch nicht mit Geld und den Bau von Jugendheimen; Nur der Mensch kann Träger des Geistes sein, und nur der Geist kann den Geist des jungen Menschen entfachen und gestalten. Das einfachste und tiefste Rezept jeder Erziehung lautet: „Liebe lernt man durch geliebt werden.“ Liebe diese jungen Menschen, die Du einmal anvertraut sein werden und schon anvertraut sind. Biete ihnen etwas und trage ehrlich Sorge um sie; dann wird auch in ihnen die Liebe aufwachen. Und diese Liebe wird ihnen den klaren Blick geben, dass sie selber alle anderen Werte dieser Welt erkennen; all die Werte, die den Menschen zu dem machen, was er sein soll und sein kann: ein würdiges Ebenbild Gottes. Quelle: Die 10 Gebote Gottes – Dr. Herbert Madinger – Auflage 1992 – Erzdiözese Wien – Katholische Glaubensinformation