Keuschheit ist Gesinnung und Wille

Wie die Mäßigkeit den Nahrungstrieb zügelt und leitet, so die Keuschheit den Geschlechtstrieb. Sie fordert nicht nur die Beherrschung der äußeren Betätigung, die nur in der durch das Sakrament der Ehe geheiligten Hingabe erlaubt ist, sondern vor allem Reinhaltung der Gedanken und Fantasie. Keuschheit ist daher Gesinnung und Wille. Gesinnung, welche von tiefer Ehrfurcht vor der Bedeutung des Lebenstriebes erfüllt ist. Wille, der durch Übung und Enthaltung stark geworden ist, alles zu melden, was der gottgewollten Bestimmung widerspricht. Außerhalb der Ehe die Geschlechtslust suchen durch unreine Berührungen bei sich selbst oder bei anderen, ist die Tatsünde der Unkeuschheit. Das Sündhafte liegt nicht in den körperlichen Regungen und Vorgängen als solchen. Diese sind an sich weder gut noch böse. Sie liegt auch nicht in den naturhaften Regungen, dass sich von selbst ein Gefühl des Wohlbehagens und Gefallens regt. Diese haben mit freier Zustimmung und Einwilligung nichts zu tun. Was nicht absichtlich gewollt ist, ist keine Sünde, selbst wenn Erscheinungen sich zeigen, wie bei der gewollten Sünde. Was dir im Schlaf begegnet, was Gesundheit und Reinlichkeit erfordern, kann niemals Schuld sein. Eine von dir nicht gewollte und nicht leichtsinnig herbeigeführte Begierde kann dir, mag sie noch so hartnäckig festsitzen, nie als Schuld angerechnet werden. Aus guten, reinen Beweggründen hergeholtes Sehen und Wissen ist niemals schlecht. Gerade in der Beurteilung der Kunst soll der reifende Mensch lernen, das Werk , das ein großer Künstler aus künstlerischen Absichten in der Gestaltung und Darstellung des Menschlichen Körpers schuf, zu unterscheiden von solchen Erzeugnissen, die auf niedere Instinkte spekulieren. Doch meide jede zügellose, sinnliche Neugier. Quelle: Jugend vor Gott – Gedanken und Gebete – P. Alfonso Pereira SJ – Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer