Königtum Mariens
Papst Pius XII.
Jedermann weiß, dass Wir bei allen Gelegenheiten, in den
Ansprachen, bei den Audienzen und auch bei den Rundfunkbotschaften in die Ferne
alle Gläubigen ermahnt haben, aus ganzem Herzen ihre gütige und mächtige Mutter
zu lieben, wie es Kindern zukommt. Wir möchten hier erinnern an die
Rundfunkbotschaft an das portugiesische Volk bei Gelegenheit der Krönung der
wundertätigen Statue von Fatima (Cfr. A. A. S. XXXVIII, 1946, p. 264 sq.) und
dass Wir sie selbst die Botschaft vom „Königtum Mariens" genannt haben (Cfr.
L´Osservatore Romano, d. 19 maii, a. 1946).
Wir möchten indessen gewissermaßen den Schlussstein auf
diese Einzelerweise Unserer Verehrung der Mutter Gottes setzen, die das
christliche Volk mit solchem Eifer aufgegriffen hat, und Wir möchten in glücklicher
Weise das Marianische Jahr beschließen, das sich nun seinem Ende nähert, und
auch den dringenden Bitten entsprechen, die aus allen Teilen der Welt zu Uns
kommen. Darum haben Wir beschlossen, das liturgische Fest „der Heiligen
Jungfrau Maria der Königin“ einzusetzen.
Wir wollen dem christlichen Volk damit nicht eine neue
Glaubenswahrheit vorstellen, denn der Titel selbst und die Gründe, welche die
königliche Würde Mariens rechtfertigen, sind schon zu allen Zeiten überreich
formuliert worden und finden sich in den alten Dokumenten der Kirche und in den
liturgischen Büchern.
Wir möchten sie durch dieses Rundschreiben lediglich in
Erinnerung rufen, um das Lob Unserer Himmlischen Mutter zu erneuern, um in
allen Seelen eine glühende Liebe zu ihr zu entfachen und damit zu ihrem
geistlichen Heil beizutragen.
Die Zeugnisse der Väter und Päpste
Das christliche Volk hat auch in den vergangenen
Jahrhunderten mit Recht geglaubt, dass diejenige, die den Sohn des
Allerhöchsten gebar, der „im Hause Jakobs ewiglich herrschen wird“ (Luc. 1, 32),
als „Friedensfürst“ (Isai. 9, 6), als „König der Könige und Herr der Herrscher“
(Apoc. 19, 16), mehr wie jede andere Kreatur an Gnade und einzigartigen
Privilegien empfangen hat. Er zog dabei die enge Verbindung in Betracht, welche
die Mutter mit dem Sohn eint, und hat ohne Mühe die königliche Erhabenheit der
Mutter Gottes über allem erkannt.
Deswegen ist es nicht erstaunlich, dass die alten
kirchlichen Schriftsteller sich auf das Wort des Hl. Erzengels Gabriel
stützten, der verkündete, dass der Sohn Mariens ewig herrschen wird (Cfr. Luc.
1, 32, 33), und auf das Wort Elisabeths, welche ehrfurchtsvoll begrüßend sie
„die Mutter meines Herrn“ (Luc. 1, 43) nannte und bereits Maria als die „Mutter
des Königs“, „die Mutter des Herrn“ bezeichnete. Sie wiesen klar daraufhin,
dass kraft königlicher Würde ihres Sohnes sie selbst eine besondere Größe und
Erhabenheit besitze.
Auch St. Ephrem hat in der Glut seiner poetischen
Inspirationen sie sprechen lassen: „Möge der Himmel mich umschirmen; denn ich
bin mehr geehrt als er. In der Tat war nicht der Himmel Deine Mutter, Du hast
ihn vielmehr zu Deinem Throne gemacht. Wie viel mehr ist die Mutter des Königs
der Ehren und der Verehrung wert als sein Thron“ (S. Ephrem, Hymni de B. Maria,
ed. Th. J. Lamy, t. II, Mechliniae, 1886, hymn. XIX, p.624), und an einer
anderen Stelle bittet er sie mit den Worten: „Erhabene Jungfrau und Patronin,
Königin, Herrin, bewahre mich, beschütze mich, damit der Satan, der Urheber
alles Bösen, nicht über mich frohlocke und der böse Feind nicht über mich
triumphiere“ (Idem, Oratio ad Ss.mam Dei Matrem; Opera omnia. Ed. Assemani, t,
III (graece), Romae, 1747, pag. 546).
Der Hl. Gregor von Nazianz nennt Maria „die Mutter des
Königs des Universums“, „die jungfräuliche Mutter, die den König der ganzen
Welt geboren hat" (S. Gregorius Nu., Poemata dogmatica, XVIII, v. 58: P.
G. XXXVII, 485). Prudentius erklärt, „dass diese Mutter sich verwundert, Gott
als Mensch geboren zu haben und selbst als obersten König“ (Prudentius, Dittochaeum,
XXVII: P. L. LX, 102 A).
Diese königliche Würde der seligsten Jungfrau Maria ist
klar und deutlich bezeichnet durch die, welche sie „Fürstin",
„Herrin" und „Königin" nennen.
Schon in einer Homilie, die dem Origenes zugeschrieben wird,
wird Maria von Elisabeth nicht allein „Mutter meines Herrn" genannt,
sondern „meine Herrscherin“ (Hom. in S. Lucam, horn. VII; ed. Rauer, Origenes'
Werke, t. IX, p. 48 (ex catena Macarii Chrysocephall). Cfr. P. G. XIII, 1902 D).
Die gleiche Idee leuchtet aus den folgenden Worten des
HI. Hieronymus hervor, in welchen er unter den verschiedenen Deutungen des
Namens Mariä zuletzt folgende aufführt: „Man muss wissen, das Maria auf Syrisch
,Herrscherin‘ bedeutet“ (S. Hieronymus, Liber de nominibus hebraeis: P. L.
XXIII, 886). Nach ihm drückt der HI. Chrysologus den gleichen Gedanken in einer
noch deutlicheren Weise aus: „Das hebräische Wort ,Maria' heißt auf Lateinisch
,Herrscherin‘. Der Engel nennt sie ,Herrscherin‘, damit sie aufhören soll zu
erbeben wie eine Dienerin, sie, welche die Autorität ihres Sohnes erlangt hat,
zu gebären und Herrscherin genannt zu werden" (S. Petrus Chrysologus,
Sermo 142, De Annuntiatione B. M. V.: P. L. III, 579 C, cfr. etiam 582 B; 584
A: “Regina totius exstitit castitatis“).
Epiphanius, Bischof von Konstantinopel, sagt in seinem
Schreiben an den Papst Hormisdas, dass man beten müsse, damit die Einheit der
Kirche bewahrt bleibe „durch die Gnade der Heiligen und wesenseinen
Dreifaltigkeit und durch die Fürsprache unserer Heiligen Herrin, der
glorreichen Jungfrau Maria, der Mutter Gottes" (Relatio Eplphanii Ep.
Constantin.: P. L. LXIII, 498 D).
Ein Autor der gleichen Zeit grüßt mit folgenden Worten
die Heilige Jungfrau Maria, die zur Rechten Gottes sitzt, um sie zu bitten für
uns zu beten: „Herrscherin der Sterblichen, Allerheiligste Mutter Gottes“ (Encomium
In Dormitionem Ss.mae Deiparae (Inter opera S. Modesti): P. G. LXXXVI, 3306 B).
Der Hl. Andreas von Kreta erkennt mehrmals der Jungfrau
Maria die Würde der Königin zu; er schreibt z. B. „(Jesus) nimmt heute aus
ihrer irdischen Wohnung die Königin des Menschengeschlechtes, seine immer
jungfräuliche Mutter, in deren Schoß er, ohne aufzuhören Gott zu sein,
menschliche Gestalt angenommen hat“ (S. Andreas Cretensis, Homilia II in
Dormitionem Ssmae Delparae: P. G. XCVII, 1979 B).
Und an anderer Stelle: „Königin des ganzen
Menschengeschlechtes, im Sinne deines Namens in Wahrheit treu, welche, Gott
allein aus“ genommen, alles überragt" (Id., Homilia III in Dormitionem
Ssmae Deiparae: P. G. XCVII, 1099 A).
Der Hl. Germanus grüßt mit diesen Worten die demütige
Jungfrau: „Setze Dich nieder, O Herrin, Dir kommt es in Wahrheit zu, dass Du an
hoher Stelle herrschest, da Du Königin bist und glorreicher als alle Könige“ (S.
Germanus, in Praesentationem Ssmae Delparae, I: P. G. XCVIII, 303 A). Er nennt
sie auch: „Herrscherin aller Bewohner der Erde“ (Id., In Praesentatlonem Ssmae
Delparae, 11; P. G. XCVIII, 315 C).
Der Hl. Johannes von Damaskus gibt ihr den Namen
„Königin, Patronin, Herrscherin“ (23) und selbst „Herrscherin aller
Kreatur" (Id., De Fide orthodoxa, I, IV, c. 14 : P. G. XLIV, 1158 B).
Ein alter Schriftsteller der orientalischen Kirche nennt sie „glückliche
Königin", „ewige Königin beim König, ihrem Sohn“, deren „Haupt, weiß wie
Schnee, mit goldenem Diadem geschmückt ist“ (De laudibus Mariae (inter opera
Venantii Fortunati): P. L. LXXXVIII, 282 B et 283 A).
Schließlich vereint der Hl. Ildefons von Toledo fast alle
ihre Ehrentitel in diesem Gruß: „O meine Herrin, oberste Herrscherin, Mutter
meines Herrschers, du regierst über mich ...Herrscherin unter den Dienern,
Königin unter deinen Schwestern“ (Ildefonsus Toletanus, De virginitate perpetua
B. M. V.: P. L. XCVI, 58 AD).
Diesen und anderen ähnlichen und unzähligen Zeugnissen,
die bis in die Frühzeit hinaufreichen, haben die Theologen der Kirche die Lehre
entnommen, nach der sie die Allerseligste Jungfrau, Königin aller Kreaturen,
Königin der Welt, Herrscherin des Universums nennen.
Aus der Enzyklika „Ad caeli reginam“ von Pius XII. vom 11.
Oktober 1954
Lateinischer Text: AAS XLVI [1954] -632-633-)
(Quelle: Das päpstliche Rundschreiben über das Königtum
Mariens, Verlag für kirchliches Schrifttum, Köln, S. 3-12; Imprimatur,
Coloniae, die 15 m. Novembris 1954, Jr. Nr. 4543 I/54 Teusch, vic. glis.
Allgemeiner Hinweis: Die in der Kathpedia veröffentlichen
Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden,
selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der
Vatikanseite [2] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der Libreria
Editrice Vaticana vom 21. Januar 2008)
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