Maria, die Mitleidende
Bei dieser griechischen Marienikone aus der Zeit um 1670 handelt es sich um eine „Hodegetria“. Der Evangelist Lukas soll Maria so porträtiert haben. Typische Merkmale der Hodegetria sind: Maria trägt das Kind auf dem linken Arm und weist mit ihrer rechten Hand auf dieses. Das Kind segnet mit der Rechten im orthodoxen Segensgestus: Der Zeigefinger steht aufrecht für I, der kleine Finger ist gekrümmt wie ein C, Daumen und Ringfinder berühren sich wie ein X und der Mittelfinger ist auch leicht gekrümmt, wie ein weiteres C. So werden mit den Fingern die Buchstaben IC-XC, eine Abkürzung für „Jesus Christus“ (ĪησοŨςXpıσтóϛ), gebildet. In der linken Hand hält das Kind eine Schriftrolle. Dies ist ein Zeichen, dass Jesus das fleischgewordene Wort ist, wie es im Johannesprolog steht. Im Nimbus hat Christus ein griechisches Kreuz und Maria Sonnenstrahlen, in Erinnerung an das „am Himmel erscheinende Weib, bekleidet mit der Sonne“ (Off. 12, 1). Wenn sich auch Veränderungen bei Ikonendarstellungen, in Gegensatz zur westlichen Kunst, viel langsamer vollziehen, aus Ehrfurcht vor dem bis in die Zeit Christi zurückreichenden Original, so zeigen sich hier doch einige Änderungen: Der Bildhintergrund ist nicht mehr golden, sondern himmelblau. Maria sitzt nicht mehr aufrecht, sondern hat sich liebevoll ihrem Kind zugewandt. Letzteres ist typisch für die „Eleusa“-Darstellung, welche Maria als Mitleidende und als Erbarmerin zeigt. AE
Titelbild DER FELS, Mai 2013
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