Mutter Gottes – Mutter der Kirche

Die Mutterschaft Mariens, die mit dem „fiat“ von Nazareth begonnen hat, findet ihre Vollendung unter dem Kreuz. Wenn es wahr ist, dass wie der hl. Anselm schreibt „Maria von dem Augenblick an, in dem sie das „fiat“ gesprochen hatte, uns alle unter ihrem Herzen zu tragen begann“, dann begann tatsächlich die Berufung und mütterliche Sendung der Jungfrau gegenüber denen, die an Christus glauben, in dem Moment, als Jesus zu ihr sagte: „Frau, siehe, dein Sohn!“ (Joh. 19, 26). Als der sterbende Christus vom Kreuz herab die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, erkannte er die Erstlingsfrucht der neuen Familie, die in der Welt ins Leben zu rufen er gekommen war. Die Keimzelle der Kirche und der neuen Menschheit. Deshalb wandte er sich an Maria und nannte sie „Frau“ und nicht „Mutter“; diese Bezeichnung hingegen gebrauchte er, als er sie dem Jünger anvertraut: „Siehe, deine Mutter!“ (oh. 19, 27). So vollendete der Sohn Gottes seine Sendung: Geboren von der Jungfrau Maria, hat er wie wir als Mensch gelebt, in allem uns gleich außer der Sünde, und hinterließ im Augenblick seiner seiner Rückkehr zum Vater in der Welt das Sakrament der Einheit der Menschheit (vgl. Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 1): „in der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen verbundene“ Familie (hl. Cyprian, De Orat. Dom. 23: PL 4.536),deren ursprünglicher Kern eben diese neue Verbindung zwischen der Mutter und dem Jünger ist. Auf diese Weise bleiben die göttliche Mutterschaft und die Mutterschaft in bezug auf die Kirche unauflöslich miteinander verbunden. Predigt im Marienheiligtum in Ephesus, Türkei, am 29 November 2006 Quelle: Maria – Papst Benedikt XVI. über die Muttergottes – St. Ulrich-Verlag – Augsburg