Notwendigkeit der Andacht zur Muttergottes


Der hl. Ludwig Grignion von Montfort lehrt uns, dass die Andacht zur heiligsten Jungfrau für jeden eine Notwendigkeit ist. Ohne sie kann es kein mögliches geistliches Leben geben und zwar in der Größenordnung, wie es in der Einleitung steht. Um die Notwendigkeit der Marienandacht zu erklären, leitet der hl. Ludwig das Thema mit einer Präambel ein, in der er die Reichweite des Begriffs Notwendigkeit festlegt.

Es heißt nicht, dass Gott unbedingt der Jungfrau Maria bedarf, um Seelen zu retten. Er ist allmächtig und vollkommen und braucht daher niemanden. So hätte er einen Zustand schaffen können, in dem Maria nicht existierte und die Seelen ebenso gerettet würden, denn er gebietet und steht über alles. Die Notwendigkeit der Muttergottes für das geistliche Leben ist anderer Art. Da sie Gott nun aber erschaffen hat und ihr durch einen freien Akt seines Willens gewisse Vollkommenheiten und Befugnisse erteilt hat, unter denen die der universellen Mittlerin zwischen ihm und den Menschen, ist die Andacht zu ihr notwendig, Mit anderen Worten: Die katholische Theologie behauptet nicht, dass Gott unbedingt Maria benötigt, doch er wollte, dass sie notwendig sei für unser Heil.

In der Erläuterung seiner These setzt der hl. Ludwig die Kenntnis etlicher Begriffe voraus, die hier erwähnt werden müssen, um mit Klarheit dem Lauf seine Gedanken zu folgen.



ERSTER GRUNDSATZ: Gott wollte die Mitwirkung Mariens bei der Menschwerdung

Die Wichtigkeit der Menschwerdung Gottes . . .
Die Begründung des hl. Ludwig für die Notwendigkeit der Andacht zu Maria liegt in der Rolle, die ihr übertragen wurde bei der Menschwerdung Gottes. Legen wir diesen Punkt ausführlicher aus.
Das erste, was wir festhalten müssen, ist die große Bedeutung der Menschwerdung Gottes in seinem Schöpfungsplan. Diesbezüglich gibt es Auseinandersetzungen zwischen Theologen über einen Punkt. Einige meinen, die Menschwerdung hätte sich nicht ereignet, wenn der Mensch nicht gesündigt hätte; andere meinen, auch wenn der erste Mensch nicht gesündigt hätte, wäre die Menschwerdung geschehen. Erstere folgern aus ihrer These, dass, wenn auch die Erbsünde ein Übel war, so ergab sich doch für die Menschheit daraus ein Vorteil, der in der Liturgie am Karsamstag als „o felix culpa“ - „o glückliche Schuld, gewürdigt eines Erlösers, so hehr und erhaben“ - gesungen wird.

Sei es wie auch immer, müssen wir zugeben, dass die Menschwerdung Gottes der Höhepunkt in der Geschichte der Menschen ist. Es ist ein Geschehnis, das mit der göttlichen Natur selbst in Verbindung steht, und alles, was Gott betrifft, ist unvergleichlich wichtiger, als alles, was den Menschen betrifft.

. . . und die Rolle Mariens
Durch die Mitwirkung Mariens bei der Menschwerdung wird sher genau auf die Rolle in allen Plänen und Vorhaben Gottes, ganz besonders auf die wichtigsten und Fundamentalsten, hingewiesen.

Wir finden es bewundernswert, dass Gott den Kaiser Konstantin erwählt hat, um die Kirche aus den Katakomben zu holen. Doch was ist das im Vergleich zur Berufung Mariens, die auserwählt war, den Erlöser zu empfangen? Absolut nichts! Wir bewundern sehr P. Josef von Anchieta SJ. Weil er Brasilien evangelisiert hat. Doch was ist die Evangelisierung eines Landes im Vergleich zur Fleischwerdung des Wortes?

Nehmen wir an, es ginge um die Rettung der Welt aus der aktuellen Krise und die Errichtung des Reiches Christi auf Erden, der Herr würde nur einen einzigen Menschen ernennen, diese Aufgabe zu vollführen. Wir würden sie fantastisch finden, und mit Techt. Doch was ist das im Vergleich zur Berufung der Muttergottes? Nichts! Sie befindet sich auf einer Ebene, die keinen Vergleich mit irgendeinem historischen Auftrag irgendeines Menschen, selbst jenen des hl. Petrus, auch wenn er der erste Papst war, erlaubt.

Bezüglich der Muttergottes muss man immer wieder den Begriff wiederholen „kein Vergleich möglich“, weil sie die Grenzen der menschlichen Sprache sprengt. Es besteht ein dermaßen großes Unverhältnis zwischen ihr und allen Geschöpfen, dass das einzig Sichere, was man sagen kann, ist, dass es keinen Vergleich gibt.

Nachdem wir dies in Erinnerung gerufen haben, schlussfolgern wir, dass Maria durch ihrer Mitwirkung an der Menschwerdung Christi am wichtigsten Ereignis aller Zeiten Anteil hatte. Doch welche Rolle war ihre? Der hl. Ludwig antwortet darauf, in dem er die Mitwirkung der Jungfrau Maria bei der Fleischwerdung mit dem Vater, dem Sohne und dem Heiligen Geist analysiert.


Quelle: Wahre Andacht zur Muttergottes – Ein Licht in den Wirren unserer Zeit – Plinio Corrêa de Oliveira – Aktion „Österreich braucht Mariens Hilfe“ - Verein Österreichische Jugend C.G.D.R.