Nun baut der Wahn

Nun baut der Wahn die tönernen Paläste Und lässt sein Zeichen in die Straßen rammen; Er treibt das blindverwirrte Volk zusammen Vom Lärm zum Lärme und vom Fest zum Feste.

Schon reißt der höllische Schwarm verruchter Gäste Die letzten mit, die besserer Art entstammten, Und tanzend in des Hauses grellen Flammen Entweihn sie noch der Toten arme Reste.

Jetzt ist es Zeit, das Kreuz des Herrn zu lieben Und auszufüllen jeden unsrer Tage Mit Opfer und Verzicht und heißen Bitten.

Es wird das Wahnreich über Nacht zerstieben Und furchtbar treffen uns des Richters Frage, Ob Stund um Stunde wir sein Reich erstritten. (1936)

Quelle: Die Sonette – Reinhold Schneider – von Leben und Zeit, dem Glauben und der Geschichte – Verlag Jakob Hegner – Köln und Olten. S. 84